Durch die Strassen gehen und auf dem Smartphone Videos ansehen oder Fotos hochladen. Das verspricht Cablecom in einem Werbefilm. So soll «Wi-Free» funktionieren: Ein WLAN-Router im Haushalt des nächsten Cablecom-Kunden ermöglicht eine Verbindung zum Internet. Je mehr Haushalte mitmachen, desto dichter die Abdeckung.
Die Cablecom hat mit «Wi-Free» in St. Gallen einen Pilotversuch gestartet. Gemäss Sprecher Marc Maurer ist man mit dem Ergebnis so zufrieden, dass man das Projekt noch in diesem Jahr auf die ganze Schweiz ausdehnen will.
Und die Kunden? «Ich habe mich wieder abgemeldet, da ich fast nirgends Empfang hatte», sagt ein Kunde gegenüber saldo. Ein anderer meint: «Ich benutze ‹Wi-Free› sehr wenig. Auf meinem Arbeitsweg gibt es nur einen einzigen Standort, an dem ich damit im Internet surfen kann.»
Cablecom listet auf einer Karte über 5000 einzelne drahtlose Cablecom-Zugänge in St. Gallen auf. Doch die saldo-Stichprobe an einigen Dutzend Standorten zeigt: Die Verbindung zum Netz «UPC Wi-Free» klappt fast nie. Selbst in Wohnquartieren wie zum Beispiel an der Rosenbergstrasse, bei der laut Plan fast eine durchgehende Abdeckung besteht, sieht es nicht anders aus. Grund: nicht eingeschaltete Router oder ein zu schwaches Signal, weil der Router zu weit entfernt ist.
Datenrate erlaubt höchstens das Abrufen von Mails
saldo hat zudem an rund 20 Orten in der Altstadt und in Wohnquartieren die Datenrate gemessen. Resultat: In vielen Fällen war wegen des schwachen Signals gar keine Messung möglich. Oder die gemessenen Werte reichten höchstens dazu, Mails zu empfangen. Benutzte ein zweites Gerät das gleiche Netz, nahm die Geschwindigkeit ab. Laut Cablecom können sich am selben Standort maximal fünf Leute einloggen.
Die Cablecom räumt ein, dass man zu hohe Erwartungen an die Abdeckung ausserhalb der Gebäude hatte. «In erster Linie möchten wir Kunden die Möglichkeit bieten, bei anderen Cablecom-Kunden zu Hause kostenlos zu surfen.»
Übrigens: Nur wer selbst den Router in seinem Haushalt zur Verfügung stellt, kann «Wi-Free» nutzen. Laut Cablecom machen rund 95 Prozent der Kunden mit, bei denen die technischen Voraussetzungen erfüllt sind. Kein Wunder: Deren Modems hat Cablecom ungefragt freigeschaltet.