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saldo 09/2021
11.05.2021
Letzte Aktualisierung:
19.05.2021
Lisa Catena
Milch macht gross und stark», sagte meine Grossmutter immer. Diese Weisheit scheint heute mehr denn je zu gelten: Beim Detailhändler finde ich kaum mehr ein Milchgetränk, das nicht mit «fitmachenden Proteinen angereichert» ist.
Protein sorgt für einen wahren Gold-rausch in der Lebensmittelbranche. Die Produzenten reiben sich die – hoffentlich desinfizierten – Hände. Es ist ihnen gelungen, dass die Kunden mit gutem...
Milch macht gross und stark», sagte meine Grossmutter immer. Diese Weisheit scheint heute mehr denn je zu gelten: Beim Detailhändler finde ich kaum mehr ein Milchgetränk, das nicht mit «fitmachenden Proteinen angereichert» ist.
Protein sorgt für einen wahren Gold-rausch in der Lebensmittelbranche. Die Produzenten reiben sich die – hoffentlich desinfizierten – Hände. Es ist ihnen gelungen, dass die Kunden mit gutem Gewissen übersüsste Getränke und überzuckerte Schokoriegel konsumieren. Heute beisst man mit dem guten Gefühl in den Riegel, etwas für seine Fitness zu tun.
Und wer träumt nicht davon, sich ein Sixpack anzutrinken, statt es sich mühsam und mit viel Entbehrungen in stundenlangen «Body-Workouts» anzutrainieren?
Mir fehlen Ausdauer und Kraft, dem Dauerfeuer der Milchwerbung zu folgen. Aber es dünkt mich, da wird mit Proteinbomben auf Spatzen geschossen.
Doch die vollmundigen Versprechen scheinen bei vielen Leuten anzukommen. Solche Versprechen passen perfekt zum Lifestyle in einer Welt, in der alle lebenswichtigen Vitamine bereits im Duschgel drin sind und man rohes Gemüse aus dem Mixer trinkt.
Und wenn ich es mir genau überlege, ist die Entwicklung der Milch vom Nahrungsmittel zum Kraftlieferanten nicht überraschend: Bei all dem Kraftfutter, das den Kühen in der Milchwirtschaft verabreicht wird, ist es logisch, dass diese Milch auch die Konsumentin stark macht wie ein Bulle.
