Kein Kredit von der Bank? Wir finden eine Lösung für Sie.» Oder: «Kredithilfe ohne Bank – wir helfen diskret & garantiert.» Oder: «Nicht mehr kreditwürdig? Kredit-2016.ch hilft.» So oder ähnlich klingt es in Inseraten, die im Internet weit verbreitet sind.
Eine saldo-Leserin aus dem Toggenburg stiess auf der Suche nach einem Kredit auf ein solches Inserat – und landete auf der Website www.first-credit.ch. In der Folge zahlte sie einer Tiberius Consult in Massagno TI eine Kreditvermittlungsgebühr von 875 Franken. Und sie überwies eine «Kaution» von 1193 Franken an eine Delta Asset Management mit Sitz in Lachen SZ. Einen Kredit erhielt sie nie – aber einen Vertrag für eine Finanzsanierung, die sie gar nie wollte und auch nicht brauchte (siehe Unten).
Im Internet sind solche Kreditschwindler mit ihren Inseraten allgegenwärtig. Und sie schaffen es auch auf die Internetangebote von durchaus seriösen Unternehmen, die Werbung zulassen. Zum Beispiel auf die Websites von «Tages-Anzeiger» oder NZZ.
Schwindler schleichen sich per Google-Inserat auf Websites ein
Das geht so: Die Kreditschwindler benutzen die Dienste von Google Adsense. Dort platzieren sie ihre Anzeigen. Google wiederum schaltet diese Anzeigen weltweit auf allen Websites, die mit Google einen Vertrag haben und Googles Adsense-Bannerwerbung zulassen. Das Interesse ist rein kommerziell: Wenn ein Besucher eine solche Adsense-Werbung anklickt, erhält der Betreiber der entsprechenden Website Geld.
Das System hat eine fiese Seite. Sucht jemand beispielsweise im Internet nach «Kredit», so wird diese Suchanfrage von Google registriert.
Suchwörter bei Google rufen die Anzeigen auf den Plan
In der Folge sorgt Google dafür, dass die betreffenden Personen gezielt entsprechende Werbung erhalten – eben von Kreditanbietern. Google beobachtet das Surfverhalten und passt die Anzeigen individuell dem Profil des Internetsurfers an.
saldo hat die Website-Betreiber damit konfrontiert, dass sie via Google Werbung von Kreditschwindlern zulassen. Sie reagieren unterschiedlich:
- Die NZZ schreibt: «Wir haben jetzt sämtliche Finanzanzeigen von Google Adsense gesperrt.» Das betrifft NZZ.ch, Moneyhouse.ch, Luzernerzeitung.ch und Tagblatt.ch.
- Comparis.ch will solche Inserate nicht mehr zulassen. Vorher war dem Internetvergleichsdienst eine besonders peinliche Panne passiert: Eine Schwindler-Anzeige erschien ausgerechnet bei einem redaktionellen Text mit dem Titel «Privatkredit: So erkennen Sie Betrüger.»
- Swisscom Directories als Betreiberin der Portale Local.ch und Search.ch sagt, sie bemühe sich, solche Inserate gezielt zu blockieren. Das ist bei Google Adsense möglich. Das Problem ist allerdings: Die Kreditschwindler wechseln ihre Werbeauftritte und Namen ständig und schlüpfen so immer wieder durch die Kontrollen.
- Auch der «Tages-Anzeiger» will solche Inserate künftig einzeln blockieren. Das verspricht auch das Finanzportal «Finanzen.ch». Es gehört zum Axel Springer/Ringier-Konzern, der auch den «Beobachter» herausgibt.
- Die Zürcher Anwaltskanzlei Bürgi Nägeli publiziert im Internet viele Fachartikel zu juristischen Themen. Sie betonen, sie seien nur Autoren, die Bannerschaltung sei Verlagssache. Und: «Wir bitten Sie, unsere Unzuständigkeit zur Kenntnis zu nehmen.» Der Verlag heisst Lawmedia AG. Er hat saldo an Google verwiesen.
- Google hat auf die Anfrage von saldo nicht reagiert.
- Auch Duden.de fand es nicht nötig, die Anfrage von saldo zu beantworten.
Viele «Kredit»-Inserate sind eine Falle
Das Wort «Kredit» in vielen Kleinanzeigen ist oft nur ein Lockvogel. Es soll Verzweifelte anlocken, die dringend Bargeld brauchen, bei Banken aber abblitzen würden. In Tat und Wahrheit beschränkt sich die Leistung aber auf eine angebliche Finanzsanierung («K-Tipp» 14/2015).
Das heisst: Die Abzocker kassieren eine Vermittlungsgebühr und eine Kaution. Dann stellen sie den Kunden monatliche Raten in Rechnung. Sie versprechen, die Schulden des Kunden abzuzahlen. Dass es weder Kredit noch Barauszahlungen gibt, merken Kreditsuchende erst, nachdem sie die Vermittlungsgebühr und allenfalls auch die Kaution bezahlt haben.
Wichtig: Machen Sie nie eine Vorauszahlung für einen Kredit. Nur unseriöse Unternehmen verlangen Vorabzahlungen.
Hier finden Sie die Warnliste «Unvorteilhafte Kreditangebote und Finanzsanierungen». Dort sind alle Unternehmen aufgeführt, die Kreditsuchende so hinters Licht führen.