Libor-Hypotheken wurden in den vergangenen Jahren in der Schweiz immer beliebter. Denn sie waren am günstigsten. Der Hypothekarzins basierte auf dem Zinssatz, zu dem sich Banken gegenseitig Geld ausliehen (London Interbank Offered Rate). 2019 waren fünfjährige Fixhypotheken erstmals teilweise günstiger als Libor-Hypotheken. Anfang 2020 gab es die günstigste Libor-Hypothek für 0,59 Prozent Zins, die billigste fünfjährige Festhypothek kostete noch 0,52 Prozent («K-Geld» 1/2020).
Seit dem 13. Juni 2019 existiert der Libor als Referenzzins für Geldmarkthypotheken nicht mehr. Grund: Der Zins wurde mit Umfragen unter Banken über die Höhe des gegenseitig berechneten Darlehenszinses ermittelt – nicht aufgrund tatsächlicher Geschäfte. Das nutzten die Banken zu ihrem Vorteil aus. Die international tätigen Grossbanken wiesen den Libor zu hoch aus, um so die darauf basierenden Kreditzinsen in die Höhe zu treiben. In der Folge zahlten viele Immobilienbesitzer zu viel für ihre Hypothek. 2012 büssten die Aufsichtsbehörden in verschiedenen Ländern die fehlbaren Banken für die Manipulationen des Libors – darunter auch die Credit Suisse.
Dieses Kapitel soll sich nicht wiederholen. Spätestens Ende 2021 gilt in der Schweiz der Saron als Referenzzins für Geldmarkthypotheken. Die Abkürzung steht für «Swiss Average Rate Overnight».
Die Schweizer Börse berechnet diesen Zinssatz bereits seit 2009. Anders als der Libor basiert der Saron auf tatsächlichen Zinsgeschäften. Die Sätze werden jeden Tag addiert und daraus wird ein Durchschnitt gebildet. Darum geht die Schweizerische Nationalbank davon aus, dass der Saron weniger stark schwanken wird als der Libor.
Doch was gilt für Hypothekarverträge, die noch auf dem Libor basieren? Grundsätzlich laufen sie so lange, bis sie von der Bank oder dem Hypothekarnehmer gekündigt werden. Oder bei einer Festhypothek bis zum vertraglichen Ablauf. Der Zinssatz ändert sich nicht, weil der Libor in den vergangenen Jahren im Minusbereich lag und die Banken den Zins nicht mehr anhand des Libors berechneten. Sie setzten den Referenzzins mit null ein und verlangten eine zusätzliche Gewinnmarge.
Auch der Saron liegt zurzeit bei minus 0,71 Prozent. Deshalb werden die Banken nicht auf diesen Wert abstellen, um den Kreditzins zu berechnen. Sondern sie werden bei 0 Prozent plus Marge bleiben. Diese Marge liegt zurzeit zwischen 0,6 und 1,2 Prozent. Das ist in den Hypothekarverträgen ausdrücklich so vorgesehen, zum Beispiel bei der UBS.
Das Darlehen zurückzahlen oder rechtzeitig Offerten einholen
Für Hausbesitzer heisst das: Bei der Kündigung der Libor-Hypothek oder bei Ablauf eines befristeten Vertrages sollten sie sich gleich verhalten wie im Falle eines Ablaufs einer Festhypothek. Also entweder das Darlehen zurückzahlen oder rechtzeitig bei verschiedenen Hypothekargebern Offerten einholen.
Die zehn führenden Hypothekarbanken versprechen, rechtzeitig mit ihren Libor-Kunden das Gespräch zu suchen. Das ergab eine saldo-Umfrage. «Raiffeisen wird frühzeitig mit Kunden individuell Lösungen suchen», sagt etwa der Marktführer im Hypothekargeschäft.
Etwas genauer ist die CS, die drittgrösste Hypothekarbank der Schweiz: «Ab der zweiten Jahreshälfte 2020 wird die Credit Suisse ein umfassendes Hypothekarangebot auf Saron-Basis anbieten.»
Mit der Umstellung vom Libor zum Saron dürften auf die Kreditnehmer keine höheren Kosten zukommen. Denn die Konkurrenz unter den Banken ist im Hypothekarbereich gross. Raiffeisen verneint explizit, im Zuge der Umstellung höhere Margen für Geldmarkthypotheken zu verlangen. Die CS spricht von «wirtschaftlich gleichwertigen Bedingungen» für die Kunden. Die UBS will sich dazu nicht äussern.