Das Gesetz ist klar: Ein Bad darf sich «Thermalbad» nennen, wenn es Wasser aus einer Quelle bezieht, das mindestens 20 Grad warm ist. Eine Stichprobe von saldo zeigt: Einige Bäder erfüllen diese Minimalanforderung nicht. Sie heizen gewöhnliches Leitungswasser auf. Mit Folgen fürs Klima, denn das Aufheizen und Warmhalten von Wasser benötigt eine grosse Menge Energie.
So verfügt zum Beispiel die Therme Totes Meer in Bronschhofen SG über keine eigene Warmwasserquelle, wie der Name vermuten liesse. Die Fitness Insel AG, die das Bad betreibt, zapft normales Trinkwasser ab, fügt Salz aus Jordanien respektive Israel hinzu und heizt es mit Wärmepumpen auf 36 Grad. Die Betreiberin schätzt den dafür benötigten Stromverbrauch auf jährlich 200 000 bis 300 000 Kilowattstunden. Das entspricht dem Energieverbrauch von 25 Einfamilienhäusern.
Auch Sole uno, das «gesunde Rheinfelder Natursole»-Bad, verwendet Trinkwasser und Salz und heizt es auf über 30 Grad auf. Ebenso das Appenzeller Heilbad in Heiden AR. «Spüren Sie, wie das warme Quellwasser Sie belebt», wirbt das Bad um Kunden. Tatsächlich beträgt die Temperatur des Quellwassers nur 12 bis 14 Grad. Um es auf 34 bis 37 Grad aufzuheizen, ist laut Betreiber so viel Energie nötig, wie 50 Einfamilienhäuser pro Jahr verbrauchen.
Auch das landesweit beliebte Westschweizer Bad in Yverdon-les-Bains VD verbraucht viel Energie für das Aufheizen des Wassers – Jahr für Jahr 3,8 Millionen Kilowattstunden. Und die Walliser Bains d’Ovronnaz bestätigen, dass sie jährlich knapp 500 000 Liter Heizöl verbrennen.
«So sinnlos, wie in der Wüste Kunstschnee produzieren»
Im Erlebnisbad Alpamare in Päffikon SZ baden Gäste je nach Becken in 28 bis 36 Grad warmem Wasser. Ein Teil der Bäderlandschaft liegt unter freiem Himmel. Die Wärmeverluste sind hier besonders gross. Das Alpamare hat keine eigene Warmwasserquelle, obwohl Namen wie «Alpa-Therme» oder «Solebad» es vermuten liessen. Das Wasser liefert ein Grundwasserpumpwerk. Wie viel Energie das Bad für die Wasseraufwärmung einsetzt, gibt die Betreiberin, die Bad Seedamm AG, nicht bekannt.
Giuseppina Togni von der Agentur für Energieeffizienz Safe ist Physikerin und Energiefachfrau. Sie schätzt, dass das Alpamare allein für das Warmhalten des Wassers jährlich 1 bis 1,5 Millionen Liter Heizöl pro Jahr verbraucht – je nachdem, ob die Wasserbecken in der Nacht abgedeckt seien oder nicht. Das entspricht dem Energieverbrauch von bis zu 1500 Einfamilienhäusern. Ob das Alpamare das Wasser mit Heizöl oder mit einem anderen Energieträger heizt, verrät der Betreiber nicht. Für die Energiefachfrau Togni sind beheizte Thermalbäder sinnlos: «Das ist, wie wenn man in der Wüste Kunstschnee produziert.»
Dass es auch mit viel weniger Fremdenergie geht, zeigen Thermalbäder wie Vals GR, Schinznach AG, Zurzach AG, Brigerbad VS, Leukerbad VS oder die Tamina-Therme in Bad Ragaz SG. Diese Bäder besitzen Warmwasserquellen, die von Natur aus Wasser in Badetemperatur liefern. Gemäss Togni beträgt ihr Energieverbrauch im Durchschnitt nur rund 5 Prozent des Verbrauchs eines Bads, das aus Trinkwasser Thermalwasser macht.