Kunden der Migros-Bank erhielten kürzlich ein Schreiben, das ihnen neue Fonds schmackhaft machen will. Damit die Kunden anbeissen, lockt die Bank mit einem «Treuegeschenk». Wer bis zum 29. Juni Fondsanteile für mindestens 7000 Franken zeichnet, erhält einen Migros-Einkaufsgutschein im Wert von 100 Franken. Wer jetzt zeichnet, zahlt zudem keine Ausgabegebühr.
Bei den neuen Fonds der Migros- Bank handelt es sich um Vorsorge- und Strategiefonds. Vorsorgefonds sind aktiv gemanagte Fonds im Rahmen der dritten Säule. Als Strategiefonds werden normale aktiv gemanagte Fonds bezeichnet – andere Banken nennen sie Misch- oder Anlagezielfonds.
Allen gemeinsam ist: Die Fonds enthalten unterschiedlich hohe Anteile an Obligationen, Aktien und weiteren Anlageprodukten. Der Vorsorge-Fonds 45 V der Migros-Bank zum Beispiel enthält 45 Prozent Aktien, der Fonds 0 V keine Aktien.
Was ist vom neuen Angebot der Migros-Bank zu halten? Grundsätzlich gilt: Aktiv gemanagte Fonds sind tendenziell teuer. Sie entpuppen sich oft als Kostenfalle. Ihre Gebühren fressen einen guten Teil der Rendite weg. Indexfonds (ETFs) sind günstiger, weil sie einem Index folgen.
Mit welchen Kosten müssen Anleger rechnen, die auf die Zeichnungsofferte der Migros-Bank eingehen? Die Gebühren sind je nach Art des Fonds unterschiedlich. Klassische Vorsorgefonds kosten pro Jahr eine Verwaltungskommission von 0,75 Prozent der Anlagesumme, klassische Strategiefonds 0,9 Prozent. Diese Kommission enthält allerdings nicht alle Kosten. Die Depotgebühr beläuft sich zusätzlich auf 0,115 Prozent pro Jahr. Dazu kommen fondsinterne Kosten, die den Wert der Fondsanteile schmälern.
Das bedeutet: Die Fonds müssen eine Rendite von über 1 Prozent abwerfen, damit der Kunde überhaupt von der Geldanlage profitiert. Diese Rendite ist heute bei Fonds mit hohen Anteilen an Obligationen kaum zu erreichen. Vier der neuen Fonds der Migros-Bank aber enthalten 85 Prozent Obligationen, weitere zwei 60 Prozent.
Viele Fonds mit hohem Anteil an Obligationen
Auch andere Banken verkaufen heute konservativen Anlegern Fonds mit einem hohen Anteil an Obligationen. Der Raiffeisen-Fonds Pension Invest Futura Yield etwa investiert zu rund 60 Prozent in Obligationen. Darunter ist eine Anleihe der Eidgenossenschaft mit einem Jahreszins von 0,5 Prozent und einer Laufzeit bis 27. Mai 2030. Die Rendite einer solchen Anlage liegt deutlich unter den Fondskosten von 1,11 Prozent.
Die Basellandschaftliche Kantonalbank verkauft ihren Kunden den Next Generation Fund Yield A – auch das ein teurer Fonds mit laufenden Kosten von 1,26 Prozent. Der Fonds hat aktuell einen Obligationenanteil von über 40 Prozent. Darunter sind zahlreiche Anleihen, die kaum eine Rendite abwerfen. Zum Beispiel eine der Zürcher Kantonalbank mit einem Zins von 0,02 Prozent oder eine von Sonova mit 0,01 Prozent. Die Basellandschaftliche Kantonalbank begründet dies mit dem konservativen Risikoprofil dieses Fonds. Ziel sei es, das Vermögen der Kunden nicht übermässig hohen Schwankungen auszusetzen.
Dieses Argument bringt auch die Migros-Bank. Zudem ermögliche ein Strategiefonds für Kunden mit wenig Finanzwissen eine optimale Vermögensverteilung. Die Bank räumt aber ein, dass mit Obligationen – besonders in Franken – heute kaum eine Rendite zu erzielen sei. Die Basellandschaftliche Kantonalbank verteidigt den Vertrieb des Next Generation Fund mit dem Hinweis auf die Fondsrendite von 1,9 Prozent im letzten Jahr.
Tipps: Immer Gebühren beachten
Für die Rendite eines Fonds sind die Kosten entscheidend. Als Faustregel gilt: Fondskosten über 1 Prozent (ohne Ausgabegebühr und Depotkosten) sind teuer.
Strategiefonds sind immer teuer und für die Banken attraktiver als für die Kunden. Eine Alternative sind Indexfonds (ETFs).
Anleihen gelten als sichere Anlagen. Aktuell werfen sie aber kaum Erträge ab. Steigende Zinsen werden zudem einen Kurszerfall der Obligationen bewirken. Fonds mit hohen Anteilen an Anleihen sind deshalb zu meiden. Wer Risiko mit Aktien scheut, deponiert sein Geld besser auf einem Sparkonto.