Der Flugverkehr ist für das Klima besonders schädlich. Lang- und Kurzstreckenflüge sind für über 16 Prozent des Klimaeffekts in der Schweiz verantwortlich. Zu diesem Schluss kommt der WWF aufgrund von Daten des Bundesamts für Umwelt und eigenen Berechnungen.
Dessen ungeachtet ist der Flugtreibstoff Kerosin aufgrund internationaler Abkommen von Mineralölsteuern befreit. Und eine Reduktion der Treibhausgase des Flugverkehrs ist im Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz ausgeklammert.
Über 3000 kg CO2 pro Person auf einem Langstreckenflug
Organisationen wie Myclimate oder Atmosfair, aber auch Airlines berechnen, wie viel Kohlendioxid (CO2) ein Flug verursacht und was die Kompensation des Treibhausgases kostet. Die Resultate der Berechnungen fallen sehr unterschiedlich aus. Der Grund: Fluggesellschaften gehen in der Regel vom reinen CO2 aus, Umweltorganisationen beziehen auch andere Gase, die sich aufs Klima auswirken, in die Rechnung mit ein (saldo 16/10).
Myclimate berechnet für einen Europaflug von Zürich nach Barcelona retour pro Passagier einen CO2-Ausstoss von 408 Kilogramm. Für den Hin- und Rückflug von Zürich nach Vancouver kommt Myclimate auf 3131 Kilogramm CO2.
saldo wollte wissen: Was muss man im Alltag ändern, um den CO2-Ausstoss des Retourflugs nach Vancouver zu kompensieren?
Als Hilfsmittel zur Berechnung dient die österreichisch-schweizerische Website Eingutertag.org. Ernährung, Konsum, Heizung, Stromverbrauch und Mobilität erzeugen direkt und indirekt Klimagase. Diese werden auf der Plattform in Klimapunkte umgerechnet (siehe PDF).
Die Strecke Zürich–Vancouver retour misst 16 616 Kilometer. Das entspricht 81 858 Klimapunkten. Um diese hohe Zahl innerhalb eines Jahres auszugleichen, muss sich jemand im Alltag äusserst umweltschonend verhalten (siehe Tabelle im PDF). Eine deutlich tiefere Punktzahl ergibt sich für den Retourflug Zürich–Barcelona, nämlich 6294.
Bei Verzicht auf Auto liegt ein Europaflug pro Jahr drin
Am meisten bringt der Umstieg von einer Öl- auf eine Pelletheizung. Die Erspar-nis beträgt 39 164 Punkte. Der Wechsel von einem Kleinwagen auf den öffentlichen Verkehr schenkt mit 30 514 Punkten ebenfalls massiv ein. Das zeigt: Wer auf ein Auto verzichtet, muss bei einem Europaflug pro Jahr kein allzu schlechtes Gewissen haben.
Wer anstatt Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte nur Bio-Tofu isst, spart 4973 Punkte. 1076 Punkte bringt der Umstieg von Mineralwasser aus der Flasche zu Leitungswasser. Verhältnismässig wenig nützt der Wechsel von konventionell produzierten Eiern und Milch auf entsprechende Bioprodukte – 253 und 171 Punkte.
Handy lange nutzen bringt einen relativ hohen Spareffekt
Nur wenig erreichen lässt sich auch mit einem haushälterischen Verbrauch von Strom. Der Einsatz energieeffizienter Geräte, das Vermeiden von Standby-Strom oder der Ersatz alter Lampen durch LEDs spart rund einen Drittel Strom. Das sind bei einem typischen Einpersonenhaushalt 1092 Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht gerade mal 559 Umweltpunkten. Grund: Gerechnet wird mit dem Strommix der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich. Dieser Mix hat einen hohen Anteil von Strom aus Atom- und Wasserkraftwerken, die wenig CO2 ausstossen. Ganz anders würde die Punktebilanz ausfallen, wenn es sich um Kohlestrom handeln würde.
Überraschend: Wer sein Handy fünf statt nur zwei Jahre benutzt, spart jährlich 927 Punkte für die Umwelt ein.
Fazit: Nur wer seinen Lebensstil umfassend umstellt, ist in der Lage, den CO2-Ausstoss eines Langstreckenflugs zu kompensieren. Anders gesagt: Wer nicht oder wenig fliegt, leistet einen grossen Beitrag zum Klimaschutz.
Klimapunkte: Transparenter CO2-Verbrauch
Hauptverantwortlich für die Erwärmung der Erde sind die sogenannten Treibhausgase, darunter vor allem Kohlendioxid (CO2). Es entsteht bei der Verbrennung von Erdöl, Gas, Holz und Kohle. Die Menge und Konzentration der klimawirksamen Gase in der Atmosphäre wird üblicherweise in CO2-Äquivalenten angegeben.
Auf der Website Eingutertag.org lässt sich berechnen, wie viel Treibhausgase durch alltägliche Aktivitäten entstehen. Betreiber der Website sind die gemeinnützige Gesellschaft Kairos aus Bregenz (A) und das Zürcher Grafikatelier Integral Ruedi Baur.
Sie gehen von 2,5 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr und Mensch aus, die im Durchschnitt ohne negative Auswirkungen auf das Klima verbraucht werden dürfen. Heruntergerechnet auf einen Tag: Wer mit seinem Lebensstil 100 Punkte verbraucht, verhält sich klimaneutral.
Die Punkte basieren auf öffentlichen Datenquellen zu CO2-Äquivalenten. Für die Werte für Lebensmittel beispielsweise greifen die Betreiber auf Daten des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau in Frick AG zurück.