Viele kennen die Schmerzpflaster von Voltaren, den Nasenspray Otrivin oder die Otalgan-Ohrentropfen. Diese Medikamente sind in Apotheken erhältlich. Produkte mit diesen Namen finden sich aber auch in den Läden von Müller, Otto’s oder bei den Internethändlern Galaxus und Microspot. Sie sehen fast gleich aus wie die Arzneimittel in den Apotheken – sie sollten aber nicht mit ihnen verwechselt werden.
Zum Beispiel Voltaren: In der Apotheke gibt es «Voltaren Dolo Patch» mit dem Schmerzmittel Diclofenac. Es wirkt gegen Schmerzen und hemmt Entzündungen. In Drogeriemärkten und Läden gibt es ebenfalls Voltaren-Pflaster. Sie haben denselben Markennamen, dasselbe Logo mit dem blauen Männchen und ähnliche Farben. Sie heissen aber «Wärmepflaster» und enthalten kein Schmerzmittel, sondern bloss Eisenpulver. Nur kleingedruckt steht auf der Packung: «Schmerzlinderung ohne Arzneimittelwirkstoffe».
Nur mit Eisenpulver ist das Pflaster viel teurer
Voltaren-Wärmepflaster sind keine Arzneimittel, sondern Medizinprodukte. Arzneimittel unterliegen einer strengen Prüfung und müssen vom Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic zugelassen werden. Sie dürfen nur von Ärzten abgegeben oder in Apotheken und zum Teil in Drogerien verkauft werden.
Medizinprodukte dagegen stehen auch im Detailhandel in den Regalen. Sie durchlaufen keine behördliche Zulassung bei Swissmedic, weil sie nicht pharmakologisch wirken. Beim Voltaren-Wärmepflaster zum Beispiel stammt die Wärme aus dem Eisenpulver.
Erstaunlich: Ein Voltaren-Wärmepflaster kostet mit Fr. 8.50 mehr als doppelt so viel wie der Voltaren Dolo Patch in der Apotheke (Fr. 3.90). Warum das so ist, will der britische Hersteller Haleon saldo nicht sagen.
Verwechslungsgefahr auch bei Sirup und bei Sprays
Auch andere Pharmafirmen verkaufen unterschiedliche Produkte unter einem bekannten Namen. Beispiele:
- Der «Hustensirup Bisolvon» der Pharmafirma Sanofi (Fr. 10.50/100 ml) steht in Apotheken. Im Detailhandel wird das gleich aufgemachte Produkt «Bisolvon Dual» (Fr. 15.50/100 ml) verkauft. Es enthält Eibischwurzel und Honig statt des Wirkstoffs Bromhexin.
- Der Hersteller Verfora verkauft in Apotheken die Ohrentropfen Otalgan (Fr. 12.50/12 ml). Und im Detailhandel steht der «Otalgan Spray Hygiene» (Fr. 4.50/12 ml), der dem Arzneimittel zum Verwechseln ähnlich sieht. Statt der Wirkstoffe Procain und Phenazon enthält er eine Meersalzlösung.
- «Otrivin Schnupfen Plus» in der Apotheke (Fr. 14.50/10 ml) enthält den Wirkstoff Xylometazolin, «Otrivin Natural Plus» (Fr. 5.80/10 ml) hingegen nur eine Salzlösung.
Auf Anfrage verweisen die Hersteller auf die teils unterschiedlichen Farben, verschiedene Packungsgrössen und Beschriftungen. Sie führen auch Namensergänzungen an wie etwa bei den Voltaren-Pflastern den Zusatz «Dolo». Auch behauptet der Voltaren-Hersteller Haleon, dass die Medizinprodukte nur in Apotheken und Drogerien mit Fachpersonen erhältlich seien. Bei Galaxus, Microspot und Müller werden die Kunden aber von keiner Fachperson beraten.
Swissmedic schreibt: «Es ist grundsätzlich möglich, dass es zwischen Medizinprodukten und Arzneimitteln zu Verwechslungen kommen kann.» Die Verantwortung für eine Verwechslung liege jedoch bei den Herstellern.