Das Verkehrshaus Luzern bietet seit Juni eine Schokoladen-«Erlebniswelt», erbaut und bezahlt vom Schoggihersteller Lindt für 7,7 Millionen Franken. Besucher sitzen in automatisch gesteuerten Wägelchen, die immer wieder vor Leinwänden mit Filmeinspielungen und Szenerien wie einer Kakaoplantage haltmachen. Das «Swiss Chocolate Adventure» zählt nicht zum Museumsbereich. Der Eintritt kostet zusätzlich 15 Franken, für Kinder bis 16 Jahre 9 Franken – nicht einmal Babys sind gratis. Für zwei Erwachsene und zwei Kinder kostet das Schoko-Abenteuer satte 48 Franken – zusätzlich zum Familienticket von 65 Franken.
Am Schluss der Fahrt gibts eine Schokoladekugel
Geboten wird eine klischeereiche Ausstellung, die auf ausländische Touristen zielt. So wird suggeriert, die Milch für die Schoggiherstellung fliesse direkt von den Wiesen unterhalb des Matterhorns in die Schokolade. Dass die Hersteller Milchpulver verwenden, wird nur kurz erwähnt.
Zum Schluss fahren die Besucher in eine übergrosse Pralinenschachtel und erhalten eine Lindor-Kugel geschenkt. Der virtuelle Lindt-Chocolatier empfiehlt, «langsam die Schokolade auf der Zunge zergehen» zu lassen.
Wegen des Schoko-Abenteuers kippte das Verkehrshaus die bewährte Gotthard-Tunnelschau aus dem Museum. Sie war im Eintritt inbegriffen. Das Verkehrshaus sagt, ausländische Gäste würden sich mehr für Schokolade als für den Gotthard interessieren.
Die Preispolitik rechtfertigte ein Sprecher damit, dass die Ausstellung «einzigartig, innovativ und technisch auf dem höchsten Stand» sei. Das Verkehrshaus zählt pro Jahr rund 500 000 Eintritte.
Fazit: Wer sich für Schokolade interessiert, lässt sich besser durch eine echte Schokoladenfabrik führen. Bei Camille Bloch in Courtelary BE etwa ist das gratis. Weitere Infos: www.chocosuisse.ch/Service/Fabrikbesichtigung.
Forum: Gehört eine Ausstellung über Schokolade ins Verkehrshaus?
Schreiben Sie an:
saldo,
Postfach 723,
8024 Zürich
redaktion@saldo.ch. Oder diskutieren Sie im Internet unter www.saldo.ch.