Verbotene Shampoos werden weiterhin verkauft
Shampoos und Duschmittel mit den Chemikalien Zink-Pyrithion und Lilial sind nach wie vor erhältlich – obwohl ihr Verkauf seit Anfang März nicht mehr erlaubt ist.
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saldo 07/2022
12.04.2022
Letzte Aktualisierung:
14.04.2022
Roger Müller
Zink-Pyrithion war bis vor kurzem in Shampoos als Konservierungs- und Wirkstoff gegen Schuppen enthalten. Das zeigte eine Untersuchung von «Öko-Test» im letzten Jahr. Das Labor wies die Substanz in 7 von 50 geprüften Shampoos nach.
Die Substanz kann die Fortpflanzung beeinträchtigen oder für das ungeborene Kind schädlich sein. Deshalb dürfen Kosmetika mit Zink-Pyrithion in der Europäischen Union nicht mehr verkauft werden. Dasselbe...
Zink-Pyrithion war bis vor kurzem in Shampoos als Konservierungs- und Wirkstoff gegen Schuppen enthalten. Das zeigte eine Untersuchung von «Öko-Test» im letzten Jahr. Das Labor wies die Substanz in 7 von 50 geprüften Shampoos nach.
Die Substanz kann die Fortpflanzung beeinträchtigen oder für das ungeborene Kind schädlich sein. Deshalb dürfen Kosmetika mit Zink-Pyrithion in der Europäischen Union nicht mehr verkauft werden. Dasselbe gilt seit dem 1. März in der Schweiz. Neben Zink-Pyrithion beurteilte die EU 25 weitere Stoffe neu und setzte sie auf die Verbotsliste, darunter den Duftstoff Lilial, den man in der Zutatenliste an der Bezeichnung «Butylphenyl Methylpropional» erkennt.
Stichprobe bei Grossverteilern, in Drogerien und Apotheken
Eine saldo-Stichprobe im Raum Zürich zeigt jedoch: Einige Grossverteiler, Drogerien und Apotheken verkaufen die Produkte trotz Verbot weiter:
- In der Kreuz-Apotheke im Zürcher Seefeld erhielt saldo das Anti-Schuppen-Shampoo «Melaleuca» von René Furterer. Es enthält Zink-Pyrithion.
- Der Stoff befindet sich auch im «Anti-Schuppen Classic»-Shampoo von Schauma: Man konnte das Produkt noch immer im Eurospar Zürich-Oerlikon, bei Denner und in Otto’s Beauty Shop im Zürcher Niederdorf kaufen – bei Denner und Otto’s sogar als «2 für 1» Aktion.
- Ebenfalls bei Otto’s erhältlich war das Duschgel «Kick Off Aquatische Minze» von Fa Men mit dem Duftstoff Lilial.
Die Stellungnahmen der Läden zeigen: Das Verbot ist bekannt, die Umsetzung aber schlampig. So schreibt die Kreuz-Apotheke, der Hersteller habe nicht darüber informiert, dass das Produkt aussortiert werden müsse. Denner teilt mit, dass Schwarzkopf die Zusammensetzung des Schauma-Shampoos schon Mitte 2021 geändert habe. Das verbotene Shampoo sei vermutlich «Restware». Ähnlich tönt es bei Spar: «Wir können das Auffinden einer alten Shampoo-Flasche nur damit erklären, dass diese bei der Regalumlagerung übersehen wurde.» Otto’s schreibt, wegen eines Logistikfehlers seien Waren vermischt worden. Man habe früh Massnahmen getroffen, um «das Vorhandensein verbotener Produkte zu verhindern». Eine Woche nach der Stellungnahme gegenüber saldo waren im Zürcher Otto’s-Laden allerdings noch immer dieselben Aktions-Shampoos im Gestell.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit schreibt, es habe nicht aktiv über das Verbot informiert. Es liege in der Verantwortung der Hersteller und Händler, sich über geänderte Gesetze zu orientieren. Für die Kontrollen in den Läden seien die Kantone zuständig. Der Zürcher Kantonschemiker Martin Brunner sagt, wegen begrenzter Ressourcen prüfe man «risikobasiert». Die Kontrollen der verbotenen Kosmetika hätten «keine Priorität». Fazit: Konsumenten müssen sich selbst darum kümmern, dass sie keine gesundheitsschädlichen Kosmetika kaufen.