Letztes Jahr hat sich in der Schweiz die Zahl der neu in Verkehr gesetzten Elektroautos gegenüber dem Vorjahr auf 3882 verdoppelt. Das entspricht gemäss Bundesamt für Statistik aber erst einem Anteil von 1,2 Prozent aller neu eingelösten Personenwagen. Grossen Anteil am Wachstum hat das Model S von Tesla. Ein Auto, das vor allem Privaten gefällt.
Aber auch kleine und mittlere Betriebe setzen auf Elektroautos. Zum Beispiel die Hofmann Gartenbau AG in Winterthur. Die Firma ersetzte letztes Jahr drei Renault Mégane 1,9d Grandtour durch drei Elektroautos Renault Zoe. Inhaber Jürg Hofmann ist der Umweltschutz wichtig. Aber auch die Kosten. Er rechnete genau aus, wie sich dieser Wechsel finanziell auswirkt. Er verglich den früher eingesetzten Diesel-Mégane einerseits mit dem neu angeschafften Renault Zoe, anderseits mit einem Renault Clio Limited mit Benzinmotor. Letzterer ist punkto Grösse eher mit dem Zoe vergleichbar als der Mégane.
Je mehr Kilometer, umso mehr Ersparnis
Resultat: Am teuersten war der Mégane mit jährlichen Kosten von 6950 Franken. Gerechnet wurde mit einer jährlichen Fahrleistung von 15 000 Kilometern. Das ergibt Ausgaben von 46,3 Rappen pro Kilometer. Der Zoe und der Clio kosten deutlich weniger – 4926 respektive 5000 Franken pro Jahr. Bei 15 000 Kilometern macht das bei beiden rund 33 Rappen pro Kilometer. Geht man aber von jährlich 30 000 Kilometern aus, schneidet das Elektroauto Zoe mit 6549 Franken pro Jahr oder 21,8 Rappen pro Kilometer klar am günstigsten ab. Der Mégane schlägt mit 10 093 und der Clio mit 7500 Franken zu Buche (siehe Tabelle im PDF).
Das Beispiel zeigt: Je höher die jährliche Fahrleistung, desto eher lohnt sich der Kauf eines Elektrofahrzeugs. Die Preise für Personenwagen mit Elektroantrieb sind in den letzten Jahren zwar gesunken, dennoch ist ein Elektroauto in der Anschaffung immer noch deutlich teurer als ein vergleichbares Auto mit Verbrennungsmotor. Die Batterie macht rund einen Drittel des Kaufpreises aus. Sehr tief sind hingegen die Betriebs- und Unterhaltskosten.
Der Kostenvergleich von Unternehmer Hofmann basiert auf effektiven Ausgaben, eigenen Erfahrungen und plausiblen Annahmen. Auffallend an den Zahlen ist, dass das Elektroauto Zoe nicht viel teurer ist als der Benziner Clio. Grund: Renault verkauft seine Elektroautos ohne Batterie. Diese müssen die Käufer dazumieten. Hofmann zahlt Renault – abhängig von der Fahrleistung – mindestens 105 Franken Batteriemiete pro Monat. Das ist nicht gerade günstig. Es hat aber den Vorteil, dass Renault die Batterie bei Schäden oder einer Nennleistung unter 70 Prozent kostenlos austauscht. Batteriemiete und der Kauf einer Ladestation sind beim Zoe Teil der Fixkosten.
Zu den Fixkosten zählen auch Versicherungen und Verkehrsabgaben. Hier lässt sich mit E-Autos einiges sparen. Denn einige Versicherungen gewähren bei Elektrofahrzeugen einen Rabatt auf die Prämien. Ferner zahlt man in mehreren Kantonen für «saubere» und besonders energieeffiziente Fahrzeuge eine reduzierte oder gar keine Verkehrssteuer. Generell von Motorfahrzeugsteuern befreit sind Elektrofahrzeuge in den Kantonen ZH, GL und SO.
Das grösste Sparpotenzial gegenüber Wagen mit Verbrennungsmotor haben Elektroautos bei den variablen Kosten. Hofmann verbraucht erfahrungsgemäss auf 100 Kilometer 13,5 Kilowattstunden Strom. Das kostet ihn bei einem Strommix aus erneuerbaren Energien knapp 3 Franken. Beim Mégane betragen die Treibstoffkosten pro 100 Kilometer rund 10 Franken (Diesel: Fr. 1.50), beim Clio 9 Franken (Benzin: Fr. 1.45). Sollten die Preise von Diesel und Benzin künftig wieder steigen, wird die Differenz zugunsten des Stroms noch grösser.
Unterhaltskosten rund 40 Prozent tiefer
Für Service, Reparaturen und Ersatzreifen beim Elektrofahrzeug hat Hofmann Kosten eingesetzt, die nur einen Bruchteil jener für Autos mit Verbrennungsmotor betragen. Bei E-Autos fällt nämlich die Wartung weg für Teile wie Einspritzung, Zündkerzen, Ölfilter, Verbrennungsmotor oder Getriebe. Ausserdem wird bei E-Autos die Bewegungsenergie zurückgewonnen und in der Batterie gespeichert. Dies hat in der Regel einen deutlich geringeren Bremsverschleiss zur Folge. Laut Didier Brägger von der Hutter Auto Gruppe hängen die effektiven Betriebskosten stark vom Benutzerprofil ab. Eine Faustregel besage, dass die Unterhaltskosten eines E-Autos (inklusive Batterie) rund 40 Prozent tiefer sind als bei solchen mit Benzinantrieb.
Vor zwei Jahren führte auch Mobility Solutions, eine Tochterfirma der Schweizerischen Post, eine Kostenrechnung durch. Verglichen wurden die Kosten von zehn Renault Kangoo mit Elektroantrieb mit baugleichen Benzinmodellen. Diesen Fahrzeugtyp setzt die Post bei der Zustellung von Briefen und Paketen in ländlichen Gebieten und in Agglomerationen ein. Bei einer Fahrleistung von 15 000 Kilometern pro Jahr und einer Einsatzdauer von fünf Jahren resultieren für die beiden Antriebe fast dieselben Gesamtkosten. Bei mehr Kilometern schneidet das Elektroauto klar besser ab. Die Ergebnisse decken sich mit den Berechnungen von Hofmann Gartenbau.
Für den Touring Club Schweiz ist die Rechnung «plausibel». Sie decke sich mit eigenen Berechnungen. Laut TCS bietet die Anschaffung eines E-Autos durchaus Sparpotenzial. Das gelte sowohl für Unternehmen wie Privathaushalte. Allerdings müsse man bei der Fahrzeugwahl die Reichweite mit einer Batterieladung beachten.
Reichweite genügt in den meisten Fällen
Die Zoe-Autos der Gartenbaufirma fahren mit einer Ladung Strom im Durchschnitt 160 Kilometer, bevor sie wieder an die Steckdose müssen. Die Reichweite ist abhängig von Temperatur, Streckenprofil und Fahrweise. 160 Kilometer dürften auch für viele Privathaushalte genügen, die das Auto zum Pendeln oder für Strecken im Nahbereich brauchen.
Jürg Hofmann fährt auch privat oft mit dem Zoe – obwohl in seiner Garage eine Oberklasse-Limousine mit Dieselmotor steht: «Es macht einfach Spass, so ruhig zu gleiten und dabei noch viel Energie zu sparen.»