Als der 29-jährige B.M. aus Steinen SZ seine Partnerin heiratete, waren Kinder kein Thema. B.M. sagt: «Meine Partnerin wollte die Pille nicht nehmen, deshalb liess ich mich unterbinden.» Ein Arzt durchtrennte ihm beide Samenleiter.
Der junge Schwyzer ist kein Einzelfall. Ärzte betrachten das chirurgische Unterbinden der Samenleiter als gute Verhütungsmethode. Vasektomie-experten.ch, eine Vereinigung von Urologen, schreibt: Das Unterbinden sei «eine sehr sichere und langfristig kostengünstigere Alternative» zu Pille und Kondom.
Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser findet das bedenklich: «Diese Operation ist kein Verhütungsmittel wie jedes andere.» Das Sterilisieren könne man nur schwer rückgängig machen. Gerade jüngere Männer könnten ihre Meinung zum Thema Kinder später ändern. Chirurgen bieten an, die Samenleiter dann wieder zusammenzunähen. Doch diese Operation ist kompliziert, und für den Eingriff braucht es eine Vollnarkose. Der Arzt arbeitet mit einem hochpräzisen Mikroskop und einem Faden, der von Auge kaum zu sehen ist.
Manche Männer wünschen sich später doch noch Kinder
Es ist unsicher, ob Operierte danach je wieder Kinder zeugen können. Liegt die Unterbindung weniger als drei Jahre zurück, werden nach dem Zusammennähen der Samenleiter drei von vier Männern Väter. Liegt sie maximal acht Jahre zurück, nur zwei von vier. Die Zahlen stammen von der europäischen Gesellschaft für Urologie. Urologe Stephen Wyler vom Kantonsspital Aarau erklärt: «Je länger die Unterbindung zurückliegt, desto weniger ist die Methode zu empfehlen.»
Auch B.M. will wieder Kinder. Er trennte sich vor zwei Jahren von seiner Frau. Mit seiner neuen Partnerin möchte er eine Familie gründen. Vor vier Monaten liess er die Samenleiter wieder zusammennähen. Die Operation dauerte vier Stunden. «Nach der Operation hatte ich starke Schmerzen und war eine Woche krank. Ich lag im Bett und stand nur auf, wenn ich auf die Toilette gehen musste.» Die Schwellung an den Hoden ging erst nach drei Wochen zurück. Die Operation kostete ihn 6500 Franken. Die Krankenkasse bezahlt den Eingriff in der Regel nicht. In einigen Wochen wird ein Arzt die Qualität der Spermien überprüfen.
Dirk Sandrinna von Vasektomie-experten.ch sagt, es solle sich nur unterbinden lassen, wer «definitiv» keine Kinder mehr möchte. Man könne den Eingriff zwar rückgängig machen. Die Erfolgschancen seien «relativ hoch», aber abhängig davon, wie erfahren der Chirurg sei.
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