Raiffeisen wirbt in einem ganzseitigen ­Inserat in der «Sonntags-Zeitung» mit ­einem verführerischen Köder für ihre Finanzprodukte: Sie verspricht 8 bis 20 Prozent Jahreszins. Das ist angesichts von fast zinslosen Sparkonten eine grosse Versuchung. Eine der be­worbenen Anlagen heisst «Softcallable Multi Barrier Reverse Convertible auf ABB, Nestlé, Roche – 8% Coupon». Im Klein­gedruckten steht: Es handle sich um ein «strukturiertes Produkt». Dieses werde nicht von der Finanzmarktaufsicht überwacht.

Wer das Papier kauft, schliesst einen Vertrag ab, der 12 bis 21 Monate läuft. Dafür erhalten die Anleger alle drei Monate einen Zins von 2 Prozent – pro Jahr also 8 Prozent. Verliert aber eine der drei Aktien der Unternehmen ABB, Nestlé oder Roche während der Laufzeit mehr als 45 Prozent an Wert, erhalten die Käufer Aktien statt Geld zurück – und zwar die schlechteste der drei Aktien.

Wie viele Aktien an die Anleger ausgegeben wurden, entschied sich vergangene Woche am letzten Tag, an dem man das Produkt noch bei Raiffeisen zeichnen konnte. Wer früh ­kaufte, befand sich also im Blindflug.

Wer nun das Produkt über die Börse kauft, zahlt die Courtage drauf. Wenn die ­Wette auf die drei Aktien für den Anleger gut läuft, darf Raiff­eisen das Produkt bereits nach einem Jahr vollständig zurückzahlen.

Das «Basisinformationsblatt» des Produkts zeigt, welche Risiken die Kunden eingehen: Im schlechtesten Fall rechnet die Bank mit ­einem Verlust von 27 Prozent des eingesetzten Gelds. Im besten Fall machen die Kunden nur 7,64 Prozent pro Jahr vorwärts. Es ist bei strukturierten Produkten wie im Casino: Unter dem Strich gewinnt stets die Bank.