Wegen der hohen Lebenshaltungskosten und der geringen Löhne ist der Lebensstandard vieler Chilenen tief. Ein hartes Pflaster ist das Land vor allem für Selbständige mit unregelmässigem Einkommen – wie etwa für Bethania Díaz (39) und Juan Carlos Gómez (51). Bethania studierte Kunst, gibt aber heute Yogaunterricht. Juan Carlos studierte Psychologie. Heute verdient er sein Geld mit dem Schneiden von Dokumentar- und TVSerien. Das Wichtigste für die beiden ist, Pascal (12) und Ana (3) alles mitzugeben, was sie für ein gutes Leben brauchen.
Zugunsten einer Ausbildung an einer Privatschule verzichtet die Familie sogar auf eine Krankenversicherung.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen: Rund 1500 Franken pro Monat.
- Kosten fürs Wohnen: 640 Franken für die Miete.
- Kosten für Krankenversicherung: Nicht versichert. Für Notfälle gibt es einen staatlichen Grundservice.
- Einkommenssteuern: Rund 3000 Franken pro Jahr.
Sind Sie mit der Wohnsituation zufrieden?
Bethania: Wir wohnen gern hier. Aber die Wohnung ist teuer. Juan Carlos: Die Miete steigt alle drei Monate in Höhe der Inflation, die zurzeit bei rund 4 Prozent liegt. Was gibt es heute zum Abendessen?
Juan Carlos: Wir haben noch Naturreis mit Hühnchen und Salat von gestern Mittag.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Bethania: Etwa eine halbe Stunde, wenn ich im Yogastudio unterrichte. Manchmal unterrichte ich aber auch via Internet von zu Hause aus.
Juan Carlos: Ich arbeite von zu Hause aus und bin froh darum. So kann ich Ana in ihren ersten Lebensjahren gut begleiten. Wo waren Sie zuletzt in den Ferien?
Bethania: Im Sommer fuhren wir an zwei Wochenenden an den Strand – mehr lag finanziell nicht drin.
Welche Verkehrsmittel benützen Sie?
Bethania: Wir haben ein Auto und Velos. Ins Zentrum nehmen wir auch mal die U-Bahn. Juan Carlos: Die Kinder bringen wir mit dem Velo zur Schule, nur im Winter mit dem Auto.
Sparen Sie Geld?
Juan Carlos: Wenn ich etwas sparen kann, ist es meistens zwei Monate später wieder ausgegeben.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Bethania: Wir essen gesund, kaufen auch einmal frischen Fisch auf dem Markt.
Juan Carlos: Wir nehmen uns Zeit für die Kinder, das können viele nicht.
Welches Thema beschäftigt Sie am meisten?
Bethania: Unsere Sorge gilt ganz der Zukunft unserer Kinder. Wir möchten, dass sie studieren können, wenn sie das möchten.
Juan Carlos: Wir wollen den Kindern mitgeben, was sie brauchen, um in einer komplexen Welt den Weg zu finden. Aber wir machen keinen Druck, sie müssen keine Ziele erfüllen.