Der Ständerat will Flüge verteuern. Passagiere ab der Schweiz sollen auf Kurzstrecken eine Umweltabgabe von mindestens 30 Franken zahlen, auf Langstrecken bis 120 Franken.
Urs Ziegler leitet die Sektion Umwelt beim Bundesamt für Zivilluftfahrt. Er fragt sich, «ob mit den vom Ständerat beschlossenen Massnahmen eine Reduktion der CO2-Emissionen der Luftfahrt erreicht wird». Selbst wenn aufgrund des geplanten Ticketzuschlags 10 Prozent der Passagiere aus der Schweiz auf einen Flug verzichten würden, hiesse das nicht, dass deshalb weniger Flugzeuge fliegen.
Statt den Konsumenten mit einer neuen Steuer zu belasten, könnte bei der Preispolitik der Airlines angesetzt werden. Tatsache ist: In den ersten neun Monaten dieses Jahres flogen vom Flughafen Zürich gut 24 Millionen Menschen ab. Davon waren 7 Millionen oder 29,2 Prozent Passagiere, die Zürich nur als Umsteigeflughafen nutzten. Tendenz steigend, wie die Zahlen des Monats September zeigen: Die Zahl der Lokalpassagiere sank um 0,3 Prozent, jene der Umsteigepassagiere stieg um 1,7 Prozent.
Lufthansa und Swiss setzen die Flughäfen in Zürich, Frankfurt und München als sogenannte Hubs ein. Passagiere werden von ihrem Abflugsort zum Drehkreuz geflogen, um von dort zum eigentlichen Zielort weiterzufliegen. Swiss-Chef Thomas Klühr sagte kürzlich in einem Interview in der «Sonntags-Zeitung»: «Wenn wir ein Langstreckenflugzeug nur mit Schweizer Fluggästen füllten, könnten wir maximal fünf Destinationen wirtschaftlich betreiben. Wir brauchen Umsteigeverkehr aus Europa.»
Kürzere Direktflüge sind oft deutlich teurer
Eine saldo-Stichprobe zeigt, wie die Swiss Ausländer zu unnötigen Umsteigeflügen animiert. Ein Flug von Mailand über Zürich nach Los Angeles und zurück kostet 517 Franken. Wer erst in Zürich einsteigt, zahlt für den gleichen Flug 889 Franken. Das Gleiche gilt für den Flug von Mailand über Zürich nach Miami. Der Retourflug kostet ab Mailand 393 Franken, für die kürzere Strecke ab Zürich ohne Umsteigen zahlen Swiss-Passagiere 655 Franken. Oder: Ein Retourflug Amsterdam–Zürich–New York kostet bei der Swiss 250 Franken – der Direktflug ab Zürich 645 Franken. Der Flug von Zürich nach New York retour ist also mehr als doppelt so teuer wie der längere Flug von Amsterdam über Zürich nach New York. Dabei gibt es ab Mailand wie Amsterdam Direktverbindungen nach New York, Miami oder Los Angeles. Der einzige Grund für die Umwegflüge über Zürich ist die Ticketpolitik der Swiss. Ein Leserbriefschreiber meint dazu: «Das ist Gewinnmaximierung zulasten der Umwelt, Mehrverkehr zulasten der Bevölkerung.»
Zustieg erst in Zürich ist nicht möglich
Wer ein günstiges Ticket von Mailand über Zürich nach den USA kauft und erst in Zürich einsteigen will, wird von Swiss und Lufthansa beim Einchecken in Kloten abgewiesen. Laut ihren Geschäftsbedingungen verfallen Anschluss- und Rückflüge, wenn ein Passagier den Flug nicht am gebuchten Abflugsort antritt.
Kann das Bundesamt für Zivilluftfahrt als Aufsichtsbehörde für das Flugwesen diese klimaschädliche Preispolitik der Airlines nicht verbieten? Sprecher Urs Holderegger erklärte, das Amt sei für die Beurteilung der Zulässigkeit solcher Tickets nicht zuständig.