Cholesterin galt lange als wichtige Ursache für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Ein neuer Film zeigt: Inzwischen kommen Forscher zu anderen Ergebnissen.
Bereits in den 1950er-Jahren warnten Ärzte vor den Gefahren von Cholesterin. Studien dokumentierten einen Zusammenhang zwischen tierischen Fetten in der Ernährung, Cholesterin im Blut und Erkrankungen von Herzkranzgefäßen. In Verruf gerieten vor allem cholesterinhaltige Lebensmittel wie Eier, Speck und Butter.
Lebensmittel- und Pharmaindustrie reagierten umgehend. Mit Diätprodukten und Cholesterinsenkern machten sie das große Geschäft.
Cholesterin ist jedoch lebenswichtig. Studien zeigten: Die Verbindungen zwischen den Zellen funktioniert nur mit Cholesterin. Bei einem Mangel des Stoffes werden diese Verbindungen beschädigt.
Die Dokumentation «Cholesterin, der große Bluff» zeigt, wie die Industrie unliebsame Studienresultate ausblendete. Umstritten war vor allem der Zusammenhang zwischen Cholesterin und Infarktrate. Zweifelten Wissenschaftler die These vom gefährlichen Cholesterin an, hatten sie es schwer. Kollegen und Industrie setzen sie massiv unter Druck, die Studienergebnisse zurückzuhalten. 85 Prozent der klinischen Studien sind laut Film von der Pharmabranche gesponsert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Medikament des Sponsors in der Studie gut abschneidet, ist hoch.
Laut Film zeigen Studien seit dem Jahr 2000 vermehrt, dass Cholesterin nicht so schädlich ist wie früher behauptet. Der Grundsatz, dass der Cholesterinspiegel so niedrig wie möglich sein sollte, sei mit der aktuellen Forschung nicht vereinbar.
Cholesterinsenkende Mittel wie Statine haben zudem starke Nebenwirkungen. Unter anderem können sie Gedächtnisstörungen oder Gallensteine verursachen und Diabetes begünstigen.
Der Film ist zu sehen unter saldo.ch/dja30b. Eine Expertendiskussion zur Arte-Sendung findet sich unter saldo.ch/dk0cb5.
«Cholesterin, der grosse Bluff.»
Ein Film von Anne Georget.
Frankreich 2016. 82 Minuten. Arte.