Mit wenigen Klicks können Private auf den Internet-Plattformen Anibis.ch und Tutti.ch alle möglichen Artikel wie Möbel, Bücher, DVDs oder Computer zum Verkauf anbieten. Bis zu 50 Inserate mit jeweils fünf Bildern sind für die Verkäufer gratis. Wer noch mehr verkaufen will, muss für weitere Inserate bezahlen.
Doch Vorsicht: Auch Betrüger tummeln sich auf solchen Plattformen. Das zeigt eine saldo-Stichprobe von Mitte Mai: Eine Testperson schaltete innert eines Tages jeweils 40 gleiche Inserate auf Anibis und Tutti. Angeboten wurden DVDs und Blu-ray-Discs.
Kurz danach kamen bereits die ersten Angebote von angeblichen Käufern, und zwar im Minutentakt. So meldete sich etwa eine «Alma» via Anibis-Chat-Funktion. Sie interessierte sich für eine Filmsammleredition für 80 Franken und schrieb: «Hallo, wie kann ich bezahlen? Ich brauche einen Versand nach Gais wenn möglich, danke! Lg.» Die saldo-Testperson antwortete Alma, sie könne per Twint oder Banküberweisung bezahlen. Darauf schrieb sie zurück: «Leider habe ich kein Twint.
Aber wir können es über die Post machen. Ich denke, es wäre für uns beide praktisch.» Damit beginnt die Betrugsmasche: Alma behauptete, die Post biete einen Service an, über den man die Zahlung abwickeln könne: «Ich zahle an die Post, die Post überweist auf Ihr Konto. Dann haben Sie drei Tage Zeit, das Paket zu versenden. Das wars dann», schreibt sie. Dazu schickte Alma einen Screenshot mit einer aufwendig gefälschten Internetseite der Post.
Wer darauf eingeht, erhält per SMS oder E-Mail einen Link zu einer gefälschten Post-Seite. Dort wird unter anderem nach den Kreditkartendaten des Verkäufers gefragt. Mit diesen Angaben können Betrüger anschliessend das Kreditkartenkonto plündern. Auf die 40 Inserate erhielt saldo in kurzer Abfolge vier ähnliche Anfragen über die Chat-Funktion auf Anibis. Das heisst: Bei jedem zehnten Inserat meldeten sich Betrüger.
Die Betrüger haben es auf Kreditkartendaten abgesehen
Vorsicht ist auch geboten, wenn potenzielle Käufer anbieten, Ware von einem Transportunternehmen abholen zu lassen. Wer sperrige Sachen wie Möbel auf Tutti oder Anibis anbietet, bekommt rasch Anfragen von Betrügern, welche die Ware scheinbar kaufen wollen. Sie bieten an, die Ware von einem Lieferdienst abholen zu lassen. Das Transportunternehmen Citytrans GmbH aus Schlieren ZH etwa warnt: Betrüger hätten eine gefälschte Internetseite von Citytrans erstellt.
Dort sollen die Verkäufer die Abholung in Auftrag geben. Ziel der Cyberkriminellen ist es aber auch hier, an die Kreditkartendaten des Verkäufers zu gelangen. Aktuell warnt die Polizei vor einer weiteren verbreiteten Betrugsmasche mit einem angeblichen Bezahldienst von Tutti.ch oder Anibis.ch. Gemäss der Kantonspolizei Zürich kontaktieren Betrüger die Verkäufer über die Nachrichtenfunktion auf Tutti.ch oder Anibis.ch und geben vor, am inserierten Artikel interessiert zu sein.
Die Zahlungsabwicklung soll dann über einen Bezahldienst der beiden Plattformen laufen. Dafür werde die Telefonnummer der Inserenten benötigt. Die Gauner gaukeln danach in einer SMS vor, dass die Nachricht von Tutti oder Anibis stamme. Diese bieten aber keinen solchen Dienst an. Laut Mitteilung sei der inserierte Artikel verkauft worden, und man solle auf den mitgeschickten Link klicken, um das Geld zu erhalten. Wer das tut, landet auf einer gefälschten Website und muss fürs «Erhalten» des Gelds seine Kreditkartendaten eingeben.
Tutti und Anibis gehören zur Swiss Marketplace Group AG (SMG). Sie wurde von den beiden Verlagshäusern TX Media («Tages-Anzeiger») und Ringier («Blick») mitgegründet und betreibt auch die Immobilienwebsite Homegate sowie die Autoverkaufsplattform Autoscout24. SMG schreibt, in Zukunft würden Schutzfilter eingebaut, um betrügerische Nachrichten abzuwehren.
Sicher inserieren im Internet
- Melden sich kurz nach dem Aufschalten eines Inserats Interessenten, handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um Betrüger. Vor allem dann, wenn sie mehr Geld bieten, als der Verkäufer verlangt.
- Verdächtig ist es auch, wenn ein angeblicher Käufer sich weigert, vorab per Banküberweisung oder Twint zu zahlen. Niemals Waren versenden, ohne vorher auf dem Bankkonto den Geldeingang überprüft zu haben.
- Nie die Handynummer oder die E-Mail-Adresse bekanntgeben. Das ist für einen Verkauf nicht nötig, denn er läuft über die jeweilige Plattform.