Turbulente Manöver
Der Kauf von Kampfjets ist in der Schweiz seit jeher ein Krampf, schreibt der Aviatikexperte Sepp Moser. Sein neues Buch liest sich wie ein Agententhriller.
Inhalt
saldo 03/2021
16.02.2021
Remo Leupin
Sepp Moser kennt das Fluggeschäft wie seine Westentasche. Und er ist ein brillanter Schreiber, der selbst sperrige Themen packend zu erzählen weiss. So auch in seinem neuen Buch «Turbulenzen», in dem es um den Kauf von Kampfjets geht. «Wir befinden uns im Jahre 2020 nach Christus. Ganz Westeuropa ist vom Bestreben beseelt, seine Luftwaffen wirksam, kostengünstig und zuverlässig mit starken Flugzeugen auszustatten», nimmt Moser die eidgenös...
Sepp Moser kennt das Fluggeschäft wie seine Westentasche. Und er ist ein brillanter Schreiber, der selbst sperrige Themen packend zu erzählen weiss. So auch in seinem neuen Buch «Turbulenzen», in dem es um den Kauf von Kampfjets geht. «Wir befinden uns im Jahre 2020 nach Christus. Ganz Westeuropa ist vom Bestreben beseelt, seine Luftwaffen wirksam, kostengünstig und zuverlässig mit starken Flugzeugen auszustatten», nimmt Moser die eidgenössische Kampfjet-Abstimmung vom vergangenen September aufs Korn. «Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Helvetiern bevölkertes Ländchen besteht darauf, alles anders zu machen. Es bestimmt zuerst den Geldbetrag, den es auszugeben gedenkt, und kauft dann die Flugzeuge jenes Typs, der zu den Preisvorstellungen passt.»
Mit nur 50,1 Prozent sagte das Volk 2020 Ja zu neuen Kampfjets – und kaufte die Katze im Sack. Denn es wusste nicht, in welches Modell die sechs Milliarden Franken investiert werden. Für Moser ist klar: «Weitere Szenen in diesem surrealistischen Theater» folgen. Spätestens bei der Evaluation der Jets, die noch dieses Jahr stattfinden soll. Verwunderlich wäre es nicht. Denn bislang ging noch kein Kampfjet-Kauf in der Schweiz ohne Pleiten, Pech und Pannen über die Bühne, wie das Buch pointiert aufzeigt.
Moser wirft auch einen Blick auf die Rolle der Schweiz als Flugzeugverkäuferin. Seit den 1950er-Jahren exportieren die Pilatus-Werke «Schulungsflugzeuge» – auch in kriegführende Länder, wo die Flieger zu Kampfjets aufgerüstet werden.
Stellenweise liest sich das Buch wie ein Agententhriller – mit dem entsprechenden Personal: geschwätzigen Diplomaten, halbseidenen Vermittlern, cholerischen Generälen und egozentrischen Präsidenten. Ein Lesespass.
Sepp Moser, «Turbulenzen. Umstrittene Geschäfte mit Militärflugzeugen», Hier und Jetzt Verlag, Zürich 2020, 134 Seiten, ca. Fr. 29.–