Die Zahlen des Bundesamts für Statistik sprechen eine deutliche Sprache: 2017 reichten über 60-jährige Leute insgesamt 2060 Strafanzeigen wegen Betrugs ein. Das sind fast sechs Fälle pro Tag. 2012 war es knapp die Hälfte. Bei den Trickdiebstählen kam es 2017 zu 1762 Anzeigen durch Senioren – das entspricht fünf Anzeigen pro Tag. Gar 3350 Senioren erstatteten damals Anzeige, weil ihnen die Tasche gestohlen worden war. Das sind neun Anzeigen – jeden Tag.
Beim klassischen Diebstahl wird am meisten Geld erbeutet
Eine repräsentative Studie des Instituts zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität der Fachhochschule Neuenburg hat zusammen mit Pro Senectute erstmals untersucht, welche finanziellen Schäden Leuten über 55 durch solche Gaunereien entstehen. Schriftlich und telefonisch wurden 1257 Personen befragt. Die Resultate:
Die befragten Personen erlitten in den vergangenen fünf Jahren einen finanziellen Schaden in der Höhe von rund 980 000 Franken. Hochgerechnet auf alle Senioren über 55 Jahren ergibt dies eine Schadensumme von 400 Millionen Franken pro Jahr.
Gemäss der Hochrechnung wurden in den vergangenen fünf Jahren 690 000 Personen Opfer eines Finanzmissbrauchs. Davon erlitten 600 000 einen finanziellen Verlust.
Zu den häufigsten Betrugsarten oder Betrugsversuchen zählen:
- Verkauf nicht erwünschter Dienstleistungen, beispielsweise Abos und Versicherungen
- Verkauf von Waren zu überhöhten Preisen (z. B. Wein)
- Zusendung nicht bestellter Waren
- Gewinnversprechen als Gegenleistung für einen Vorschuss.
Finanziell am bedeutsamsten ist eine andere Missbrauchsform: der klassische Diebstahl. Hochgerechnet 155 000 über 55-Jährige wurden gemäss der Studie an einem öffentlichen Ort bestohlen. Weiteren 62 000 Leuten wurde an einem Bancomaten Geld entwendet. Und 60 000 wurden mit der Masche übertölpelt, bei der ein Unbekannter eine Notlage vortäuscht und um Geld bittet.
Die Präventionsstelle der Kantonspolizei Zürich sagt klar: «Die Geprellten sind weder dumm noch naiv.» Beispiel Telefonbetrug und Enkeltrick: «Entgegen der gängigen Annahme sind viele clevere Personen betroffen, die mit beiden Beinen im Leben stehen.»
Auch im Kanton Zürich spricht die Statistik der Kantonspolizei eine deutliche Sprache. 2017 registrierte sie 479 versuchte und 19 vollendete Telefonbetrugsfälle. Deliktsumme: 1,9 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Versuche auf 1810, die Zahl der vollendeten Betrugsfälle auf 45. Deliktsumme: 2,1 Millionen Franken. Die Opfer waren zwischen 63 und 93 Jahre alt. Die Kantonspolizei schätzt die Dunkelziffer fünfmal höher als die Zahl der angezeigten Fälle.
So schützen Sie sich vor Betrügern
Betrug am Telefon
Betrüger geben sich am Telefon als Verwandte, Freunde oder als Polizisten aus. Ihr Ziel: Sie wollen Geld erschleichen. Geben Sie keine persönlichen Daten weiter. Gehen Sie nicht auf Geldforderungen ein. Im Zweifelsfall legen Sie am besten den Hörer auf. Weitere Tipps finden Sie auf der Website Telefonbetrug.ch/tipps
Diebstahl auf der Strasse Tragen Sie wenig Bargeld bei sich. Nehmen Sie am Bancomaten keine Hilfe an, wenn Sie nicht danach gefragt haben. Achten Sie darauf, dass niemand Ihren PIN-Code lesen kann. Sie sollten den Code auch nicht aufschreiben. Das Eingabefeld mit der Hand abdecken.
Sicher im Internet
Geben Sie Ihre Zugangsdaten niemandem weiter. Seriöse Firmen werden Sie nie nach Ihrem Passwort fragen. Öffnen Sie bei E-Mails niemals einen Anhang unbekannter Herkunft und klicken Sie auf keine Links. Installieren Sie regelmässig Updates und Schutzprogramme.
Den Pro-Senectute-Ratgeber zu Sicherheit im Alltag können Sie gratis herunterladen: www.prosenectute.ch/finanzmissbrauch