Das Coronavirus verunsichert viele Reiselustige, die einen Ausflug oder die Sommerferien planen möchten. Soll man diesen Sommer überhaupt verreisen? Und wenn ja, wohin?
Wer in der Schweiz bleibt, kann Flüge und lange Bahnfahrten vermeiden. Bei Reisezielen abseits touristischer Hotspots entgeht man Menschenmassen ebenfalls – und fährt erst noch günstiger. saldo hat sechs Orte aus verschiedenen Landesgegenden ausfindig gemacht, wo man rasch feststellt: Auch die zweite Wahl kann erstklassig sein.
Chandolin VS
Im Val d’Anniviers taucht man in eine archaische Bergwelt ein. Sonnigster und zugleich höchstgelegener Ort im Tal ist Chandolin auf 2000 Metern: geprägt von historischen Holzchalets und umgeben von den Walliser Viertausendern einschliesslich Matterhorn und Dent Blanche. Zwar mag das enge, rund 26 Kilometer lange Bergsträsschen ab Sierre nicht jedermanns Sache sein, doch ist man mal oben, scheint die Unruhe der Welt weit entfernt zu sein. Im schmucken Chandolin Boutique Hotel könnte man Wurzeln schlagen, und die dreieinhalbstündige Wanderung vom Alpendorf zum Illhorn und über die Bergstation Tsapé zurück nach Chandolin (die letzte Etappe mit dem Sessellift talwärts) ist nur eine von vielen familientauglichen Touren.
Tschiertschen GR
Versteckt zwischen Chur, Arosa und Lenzerheide, ist Tschiertschen ein Ort, an dem die Uhren langsamer laufen. Das sieht und fühlt man. In den schmalen Gassen schmiegen sich die wettergegerbten, mit Sprüchen geschmückten Holzhäuser aneinander, und die Hänge oberhalb des weitgehend authentisch gebliebenen Walserdorfs sind mit Maiensässhütten gesprenkelt, die teils noch landwirtschaftlich genutzt werden, teils sanft zu Feriendomizilen umgebaut wurden. Manche sind wochenweise zu mieten. Unkomplizierten Genuss bietet das Romantik-Hotel The Alpina. So oder so ist Tschiertschen ein Paradies für Genusswanderer und Mountainbiker – es gibt durchgehende Wege nach Arosa oder Lenzerheide und natürlich Pfade auf die nahen Berggipfel.
Unterseeregion TG
Während andere Gegenden mit spektakulären Szenerien auftrumpfen, ist der Thurgau wie ein 1000-Teile-Puzzle in Blau- und Grüntönen. Einen Ort zum Geniessen und Erleben abseits der Touristenmagnete am Bodensee findet man in der Unterseeregion mit dem Hochrhein. Wer ein Zimmer im Gasthof zum Schiff in Mammern reserviert hat, hat gut gewählt und kann zu Fuss, per Velo oder mit dem Schiff in verschiedene Richtungen losziehen – oder am privaten Badestrand gar nichts tun. Auch in Orten wie Diessenhofen scheint die Welt noch in Ordnung. Etwas ausserhalb erfreut das Gasthaus Schupfen mit schöner Terrasse über dem Rhein. Die Gastgeber dort gehen angenehm entspannt mit ihren Gästen um.
Emmental BE
Das Emmental kennen die meisten mehr von Kalenderbildern als aus der Realität. Im Hügelgebiet zwischen dem Berner Oberland und der Innerschweiz lassen sich wildromantische Täler, behäbige Dörfer und stattliche Bauernhäuser wie zu Gotthelfs Zeiten entdecken sowie lauschige Plätze zum Einkehren und Übernachten finden. Etwa der familiengeführte Landgasthof Bären Dürrenroth, wo schon seit 1752 Gäste willkommen geheissen werden.
Das Emmental weist ein dichtes Netz von Velorouten auf – in Anbetracht des ständigen Auf und Ab empfiehlt sich ein E-Bike, das man an verschiedenen Bahnhöfen mieten kann. Eine besonders schöne Strecke ist Teil der schweizweiten «Herzroute» und führt auf 63 Kilometern von Burgdorf nach Willisau (oder umgekehrt).
Schwellbrunn AR
Ein ausgeprägter Stolz der Appenzeller auf ihr lokales, sorgsam restauriertes Erbe hat zu strengen baulichen Reglementierungen geführt – und zu einer Art stillem Wettstreit darüber, welches Dorf das schönste der Region ist. Wir meinen: Es ist Schwellbrunn, das sich einem Hügelrücken entlang schmiegt und wie sein Umland das Bilderbuch-Appenzell zeigt. Und das seinen Besuchern sagt: Warum sollen wir hier Neues bauen, wo sich das Alte doch so grossartig bewährt? Mittendrin: Das Jugendstilhaus Rössli, das ein nostalgisch eingerichtetes Bed & Breakfast mit fünf Gästezimmern beherbergt – mit Aussicht auf den Säntis. Zum Essen liegt das Gasthaus Sturzenegger mit Fleisch- und Wurstspezialitäten der hauseigenen Metzgerei nur zwei Gehminuten entfernt. Und für Bewegungsfreudige bietet Ausserrhoden ein vielfältiges Netz an Velorouten.
Menzberg LU
Das beschauliche Bauerndorf im Napfgebiet florierte im mittleren 19. Jahrhundert als Molken- und Luftkurort. Doch seit einigen Jahrzehnten gibt hier die Landwirtschaft den Ton an. Naturliebhaber wandern oder biken auf den Napf. Das ist auf drei verschiedenen Routen möglich (zwischen fünf und sechs Wanderstunden retour). Die höchste Bergspitze des Mittellandes bietet einen grandiosen Rundblick. Zur Einkehr auf dem Gipfel steht das sehr einfache Berghotel Napf bereit. Ein Highlight ist das Zurückkommen in den Landgasthof Menzberg, der sich harmonisch in die Gegend einfügt und mit heimeligen Zimmern, währschaft-guter Küche und familiärer Gastlichkeit überzeugt.