Die Anrede «Sehr geerde Damen und Herren» wirkt schlecht am Anfang eines wichtigen Briefs. Um solche Rechtschreibfehler zu vermeiden, benutzen viele am Computer die automatische Rechtschreibprüfung, die in Programmen wie Microsoft Word oder Libre Office enthalten ist. Sie unterstreicht gefundene Fehler im geschriebenen Text.
Doch die beiden sind nahezu unbrauchbar. Das zeigt eine saldo-Stichprobe. saldo fütterte zehn Textprogramme und Internet-Korrekturseiten mit 120 fehlerhaften Sätzen.Darunter waren je 20 Tippfehler, falsche oder fehlende Satzzeichen, Fallfehler, Fehler bei der Trennung sowie bei der Gross- und Kleinschreibung.
saldo prüfte auch, ob Wörter wie «innert», «Beiz» oder «Sackmesser» erkannt werden, die nur in der Schweiz gebräuchlich sind. Das Ergebnis ist ernüchternd. Microsoft Word korrigierte nur 37 von 120 Fehlern.
Was die Software beispielsweise übersah: die «Gradwanderung» mit «d» statt «t», das überflüssige Komma in «Ich habe deine Arbeit, gelesen» und die falsche Kleinschreibung in «Die gebühren sind zu hoch».
Die Programme Libre Office und Open Office erkannten noch weniger Fehler. Dabei brüstet sich Microsoft damit, dass für die Korrekturfunktion selbstlernende Programme zum Einsatz kämen, die das Unternehmen als «künstliche Intelligenz» (KI) bezeichnet.
Dennoch schnitt Microsoft Word fast so schlecht ab wie vor vier Jahren (saldo 7/2021). Damals fütterte saldo die Programme mit denselben 120 Fehlern. Der Microsoft-Korrektor fand damals 31 Fehler.
Perplexity.ai schnitt am besten ab
Bei Internet-Korrekturhilfen lädt man den Text für die Prüfung auf eine Internetseite. Solche Seiten verwenden gemäss eigenen Angaben ebenfalls selbstlernende Programme zum Korrigieren. Bei ihnen verbesserte sich das Resultat im Vergleich zur letzten Stichprobe teilweise deutlich.
Das Korrekturprogramm des Duden-Verlags auf der Internetseite Mentor.duden.de ist in zwei Varianten wählbar: Es gibt die normale Korrektur («Mentor Klassik») und «Mentor KI». Die klassische Duden-Korrektur lieferte vor vier Jahren mit 69 gefundenen Fehlern das beste Resultat. Diesmal fand sie nur noch 62 von 120 Fehlern.
Dem selbstlernenden «Mentor KI» entgingen nur 9 Fehler, vor allem Helvetismen. Nachteil von Mentor.duden.de: Für mehr als 10 Korrekturen pro Monat zahlt man rund 10 Franken, für mehr als 100 Korrekturen rund 15 Franken.
Am besten schnitt Perplexity.ai ab. Diese Internetseite ist dafür gedacht, Fragen durch ein selbstlernendes Programm beantworten zu lassen. Man kann sie aber auch für die Textkorrektur verwenden. Anwender müssen schreiben, was Perplexity tun soll: «Korrigiere die Fehler in folgendem Text.» Danach kopiert man die gewünschten Sätze ins Textfeld, das Programm schreibt sie dann neu.
In der Stichprobe erkannte Perplexity.ai alle 120 Fehler. Wer die Korrekturen kontrollieren will, kann dem Programm befehlen, alle korrigierten Wörter zu markieren.
Fast so gut war mit 113 erkannten Fehlern das selbstlernende Programm ChatGPT – mit wenigen Aussetzern. So behauptete ChatGPT, das Wort «Fug» in «mit Fug und Recht» existiere nicht. Es machte «Fuss» in deutscher Schreibweise («Fuß») daraus.
Vorsicht bei Internetkorrekturen
- Wer Texte auf Internetseiten hochlädt, muss beim Datenschutz aufpassen: Denn selbstlernende Programme wie ChatGPT und Perplexity speichern die Texte auf eigenen Servern. Dort dienen sie als Trainingsmaterial, um die Ausgabequalität zu verbessern. Daher sollte man in den Texten keine Namen oder anderen persönlichen Angaben verwenden. Dasselbe gilt für die getesteten Internet-Korrekturseiten von Language Tool und Rechtschreibpruefung24.de.
- Mentor.duden.de verwendet Technik von Microsoft. Auf Nachfrage sagte eine Duden-Sprecherin, es sei vertraglich vereinbart, dass Microsoft keine Texte verwenden darf.