Teurer Reinfall mit Solaraktien: «Es war ein Bluff»
Der Aktienkurs der Solatera Energy AG werde bald rasant steigen. Das wurde Anlegern versprochen. Wer zugriff, hat einen riesigen Verlust eingefahren.
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K-Geld 04/2010
30.08.2010
Letzte Aktualisierung:
31.08.2010
Silvio Bertolami
Sie haben mich immer wieder angerufen», berichtet Wolfgang Peters (Name geändert) aus dem deutschen Cuxhaven. «Sie hätten für mich etwas ganz Besonderes. So eine Chance gebe es nie wieder. Es handle sich um eine Aktie, die innerhalb weniger Monate um 100 Prozent steigen werde, sagten sie mir.»
Sie – das waren Leute der Wibex Treuhandgesellschaft in Düsseldorf. Und bei der Aktie, die sie über den grünen Klee lobten, gi...
Sie haben mich immer wieder angerufen», berichtet Wolfgang Peters (Name geändert) aus dem deutschen Cuxhaven. «Sie hätten für mich etwas ganz Besonderes. So eine Chance gebe es nie wieder. Es handle sich um eine Aktie, die innerhalb weniger Monate um 100 Prozent steigen werde, sagten sie mir.»
Sie – das waren Leute der Wibex Treuhandgesellschaft in Düsseldorf. Und bei der Aktie, die sie über den grünen Klee lobten, ging es um die im Solargeschäft tätige Solatera Energy AG mit Sitz in Zürich. Das Unternehmen behauptet, etwas völlig Neuartiges erfunden zu haben: die «Kombi-Solar-Thermo-Zelle» – die «Revolution auf dem Solarmarkt».
«Ich bin auf die Verkäufer hereingefallen»
Wolfgang Peters liess sich überreden. Er kaufte vergangenen Herbst von der Wibex 100 000 Aktien zum Stückpreis von € –.50. Anleger Peters investierte somit 50 000 Euro. Heute sagt er dazu: «Aus Gutmütigkeit bin ich hereingefallen. Es war ein Bluff.» Die Aktie ist zwar am wenig regulierten offenen Markt der Frankfurter Börse kotiert. Zurzeit werden pro Stück aber nur € –.07 geboten (Stand: 10. 8. 2010).
Die nachgefragte Menge ist zudem derart klein, dass Peters sein grosses Aktienpaket nur häppchenweise verkaufen könnte. Das Schicksal von Wolfgang Peters teilen viele andere Anleger, wie aus Internet-Foren hervorgeht. Bitterböse Wortmeldungen über die Verkaufspraktiken der Wibex gab es auch im «K-Tipp»-Forum.
Solatera Energy hüllt sich in Schweigen
Anleger investierten zum Teil noch mehr Geld als Peters, mit entsprechend höheren Verlusten. K-Geld liegt der Fall eines Anlegers vor, der Solatera-Aktien für umgerechnet 150 000 Franken kaufte. Was sagt Solatera zum Vorwurf der Anleger, dass sie einem Bluff aufgesessen sind? Dass die Revolution mit der Kombi-Solar-Thermo-Zelle ein Luftschloss ist? Eine entsprechende Anfrage von K-Geld liess die Firma unbeantwortet.
Auf den Internet-Seiten der Solatera Energy AG ist die Rede von einer ersten Produktionsanlage, die die Massenfertigung schon im Jahr 2009 aufgenommen haben soll. Wie lauten die genaue Adresse und die Telefonnummer dieses Werks? Was produziert es in welcher Menge? Und kann man der Firma an ihrem offiziellen Sitz an der Leutschenbachstrasse 95 in Zürich einen Besuch abstatten? Auch mit diesen Fragen lief K-Geld bei Solatera ins Leere.
Die Wibex Treuhandgesellschaft bestreitet, die Anleger mit Gewinnversprechen von 100 Prozent und mehr geködert zu haben. Gleichzeitig sagt Wibex-Geschäftsführer Jörg Freytag aber: «Nachdem wir Kenntnis hatten, dass dies durch einzelne Verkäufer geschah, haben wir diese unverzüglich entfernt.»
Von 50 000 Euro gut 40 000 Euro verloren
Laut Freytag können alle Anleger, die dies wollen, ihre Aktien an die Wibex zurückgeben – und zwar zum Preis, den sie bezahlt haben. Das Angebot hat aber einen grossen Haken: Der Wibex fehlt das Geld dafür. Nach ihren eigenen Angaben hat sie die Erlöse aus den Aktien-Verkäufen in ein Immobilienprojekt gesteckt, das schlecht laufe.
Was das konkret bedeutet, schildert Wolfgang Peters: «Von den 50 000 Euro, die ich investierte, habe ich nicht mal 10 000 Euro zurückbekommen. Den Rest will die Wibex in sehr kleinen Portionen abstottern. Aber das ist für mich nicht akzeptabel. Da bin ich ja 95, bis ich alles Geld zurückhabe.»