Mediamarkt wirbt mit ganzseitigen Inseraten für seine Kundenkarte: «Jetzt kaufen – an Ostern bezahlen.» Das scheint attraktiv: Wer mit der Mediamarkt-Kundenkarte einkauft, muss die Rechnung erst drei Monate später begleichen.
Doch die lange Zahlungsfrist ist der einzige Vorteil. Wer die Kaufsumme in dieser Zeit nicht voll beglichen hat, muss ab dem vierten Monat einen Kreditzins von 13,9 Prozent pro Jahr bezahlen. Wer eine Kundenkarte ausserhalb dieser Werbeaktion beantragt, hat gar nur eine Zahlungsfrist von maximal vier Wochen. In diesem Fall verlangt Mediamarkt bereits ab dem zweiten Monat Zinsen.
Die ebenfalls beworbene «sehr flexible Abzahlungsmöglichkeit» in Raten ist sehr teuer. Beispiel: Wird ein Fernseher für 899 Franken 34 Monate lang abbezahlt, kostet er pro Monat je Fr. 31.75. Der Preis des Geräts steigt durch den Zins auf Fr. 1079.50. Der Fernseher ist somit bei Ratenzahlung mit der Karte rund 20 Prozent teurer.
Und: Ab dem zweiten Jahr müssen die Kunden für die Karte eine Gebühr von 12 Franken bezahlen – ohne in den Genuss von Rabatten zu kommen. Der einzige Vorteil bleibt die längere Zahlungsfrist.
Nur die Karte von Pfister mit echtem Vorteil
Mediamarkt ist kein Einzelfall: saldo hat die Vor- und Nachteile von acht Kundenkarten zusammengestellt. Das Resultat: Als einzige Karte bietet die «myPfister Card» einen Rabatt auf die Kaufsumme. Zudem ist bei Pfister bei Zahlungsverzug die erste Mahnung gratis, die zweite kostet 5 Franken. Alle anderen Kartenherausgeber verlangen bereits für die erste Mahnung 20 Franken – zusätzlich zum Kreditzins.
Und diese Kreditzinsen sind hoch – fast durchwegs so hoch wie die Konsumkreditzinsen der Banken: zwischen 9,9 und 15 Prozent. Am unteren Ende liegen die Kreditzinsen der Karten von Coop und Migros, am meisten verlangen Myone (Manor), Globus (Plus Card) und die Bonus-Card-Herausgeber. So gesehen sind die Kundenkarten nichts anderes als Kreditkarten.
Zum Vergleich: Die Berner Kantonalbank (Money-net.ch) die Migros-Bank bieten via Internet Konsumkredite für einen Jahreszins von 5,8 respektive 5,9 Prozent an.
Ikea beeindruckt dies nicht. Das schwedische Möbelhaus hat 2013 den Jahreszins der Moneycard von 9,9 auf 13,9 Prozent erhöht, obwohl das Zinsniveau gesunken ist.
Cumulus-Mastercard enthält eine unhaltbare Klausel
Besonders unschön trickst die Herausgeberin der Migros-Cumulus-Mastercard: Die Cembra Money Bank verlangt bei Ratenzahlung zwar nur einen Zins von 9,9 Prozent. Doch berechnet sie diesen auch für jene Teilbeträge, die der Kunde innerhalb der normalen Zahlungsfrist bezahlt hat. Eine entsprechende Klausel versteckt die Bank in den Zahlungs- und Kreditbedingungen: «Im Falle von Teilzahlung schuldet der Karteninhaber ab jeweiligem Rechnungsdatum auf dem gesamten Rechnungsbetrag Kreditzinsen.»
Sprich: Der Kunde muss den ganzen Kaufbetrag so lange verzinsen, bis der ganze Betrag überwiesen ist. Diese Regelung im Kleingedruckten ist rechtlich unhaltbar (saldo 10/2010). Hubert Stöckli, Professor an der Uni Freiburg, bestätigte im Sommer gegenüber dem «Kassensturz»: «Wäre ich Richter, hätte ich die Tendenz zu sagen, dass die Zinsberechnung auf bereits bezahlte Beträge eine ungewöhnliche Regel und somit ungültig ist.»
Die Cembra Money Bank sagt dazu, man informiere in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen transparent über diese Praxis.
Der Bundesrat will gegen die hohen Kreditzinsen vorgehen. Er erachtet Sätze ab 10 Prozent als zu hoch. Deshalb kündigte er im letzten Dezember an, den maximal erlaubten Zinssatz für Konsumkredite per 2016 von heute 15 Prozent auf 10 Prozent zu senken. Dazu muss er lediglich die entsprechende Verordnung ändern.