Hans Eggenberger aus Berikon AG beabsichtigte, für seine Ferien in Thailand 7000 Euro in bar mitzunehmen. Das Geld wollte er von seinem Eurokonto bei der Postfinance abheben. Am Postschalter in Berikon riet man ihm, das Geld besser am Automaten zu beziehen. Denn am Schalter falle eine Gebühr von 1 Prozent an. Der Bezug von 7000 Euro vom eigenen Eurokonto hätte ihn also 70 Euro gekostet.
Eggenberger ging zum Postomaten. Dieser gibt pro Bezug aber höchstens 700 Euro heraus, und das in Form von 50-Euro-Noten. Um auf 7000 Euro zu kommen, hätte er auf mehrere Tage verteilt zehn Bezüge tätigen müssen und danach ein Bündel von 140 Noten in den Händen gehalten. Das ist nicht sehr praktisch. Nach dem Bezug von 700 Euro aus dem Postomaten ging Eggenberger deshalb zurück an den Postschalter, um zehn 50er-Noten gegen eine 500er-Note einzutauschen. Aber auch dafür verlangte die Post 1 Prozent der Wechselsumme.
Eggenberger zog es deshalb vor, zur Konkurrenz zu gehen, zur Aargauer Kantonalbank. Dort ist er ebenfalls Kunde. Auch diese Bank verlangt beim Eurobezug vom eigenen Eurokonto am Schalter eine Gebühr – mit 0,4 Prozent liegt sie allerdings deutlich tiefer als bei Postfinance. Auch hier ging Eggenberger zum Geldautomaten. Die 100-Euro-Scheine, die er ausspuckte, konnte er anschliessend am Schalter der Kantonalbank gebührenfrei gegen 500er-Noten eintauschen.
UBS und Credit Suisse sind am teuersten
Die Aargauer Bank und die Postfinance sind mit ihrer kundenfeindlichen Praxis in guter Gesellschaft. saldo befragte sieben Banken. Keine zahlt Euros vom eigenen Eurokonto am Schalter ohne eine Gebühr aus. Die UBS und die Credit Suisse sind mit 2 beziehungsweise 2,5 Prozent Kommission für Beträge bis 1000 Franken noch massiv teurer als Postfinance.
Besonders schlecht fährt man bei einzelnen Banken, weil diese Mindestgebühren verlangen – etwa Raiffeisen und die Kantonalbanken von Bern und Zürich. Bei diesen Banken kostet ein Eurobezug am Schalter unabhängig von der Betragshöhe 20 Franken beziehungsweise 15 Euro – selbst wenn man beispielsweise nur 100 Euro vom eigenen Konto abheben will.
ZKB: Keine Euros am Automaten
Die UBS und die Berner Kantonalbank verlangen sogar dann eine Kommission von 1 Prozent, wenn der Kunde die Euros am Bankomaten bezieht, also kein besonderer Aufwand durch Schalterpersonal geltend gemacht werden kann. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist die einzige befragte Bank, bei der man am Geldautomaten keine Euros vom eigenen Konto abheben kann. ZKB-Kunden sind damit gezwungen, die Euros mit hohen Schaltergebühren zu beziehen.
Die Postfinance begründete die Gebühr beim Eurobezug am Schalter gegenüber Hans Eggenberger mit den «damit verbundenen Mehrkosten». Bei Eurobezügen ab einem Schweizer-Franken-Konto liessen sich diese über den festgelegten Wechselkurs abdecken. Bei Bezügen ab einem Eurokonto sei dies nicht möglich.
Die Credit Suisse und die UBS begründen die Kommission mit der Beschaffung der Euros, dem Transport und der Versicherung der Währung.
Eurokonto: Nur für Vielnutzer sinnvoll
Die meisten Banken verdienen an den Eurokonten ihrer Kunden gleich dreifach: Sie verlangen Kontogebühren. Sie verdienen am Wechsel von Franken in Euro. Und sie kassieren Kommissionen bei der Ausgabe der Euros (siehe Hauptartikel). Deshalb sind Eurokonten nur in zwei Fällen sinnvoll:
- Jemand macht häufig Zahlungen in Euro. Entweder ist er privat oder geschäftlich oft in Euroländern. Oder er tätigt regelmässig Einkäufe in Euro, sei es jenseits der Grenze oder im Internet. Sein Eurokonto stockt er am besten in Zeiten günstiger Franken-Euro-Kurse auf.
- Jemand hat Wertschriften in Euro in seinem Depot. Zins- oder Dividendenerträge oder Erlöse, die beim Verkauf der Wertschriften oder bei fällig werdenden Anleihen anfallen, kann man auf dem Eurokonto verbuchen und bei Bedarf neu in Euro-Wertschriften investieren. So braucht man das Geld nicht in Franken und später erneut in Euros zu wechseln.
Tipp: Es kann sich lohnen, die Eröffnung eines Eurokontos bei einer ausländischen, etwa deutschen, Bank zu prüfen. Die Konditionen sind oft besser (saldo 14/15).