Teure Schuheinlagen ohne erwiesenen Nutzen
Schuheinlagen der Marke E. B. Fusselastic sollen Arthroseschmerzen vorbeugen. Doch sie kosten rund 300 Franken. Das lohnt sich nicht, sagen Ärzte.
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saldo 17/2009
19.10.2009
Letzte Aktualisierung:
20.10.2009
Andreas Gossweiler
Sie sollen Schmerzen in Hüfte, Knien und Wirbelsäule vorbeugen: Das verspricht der Prospekt für die Einlagen der Marke E. B. Fusselastic. Sie dämpfen angeblich Schläge auf die Gelenke. Zudem sollen sie die Füsse massieren. So werde das Blut zum Herz gepumpt, behauptet der Hersteller. Das hat einen stolzen Preis: Ein Paar Einlagen kostet je nach Ausführung zwischen 228 und 299 Franken. Leser Roland Pfister (Name geändert) erkundigte sich bei saldo, was v...
Sie sollen Schmerzen in Hüfte, Knien und Wirbelsäule vorbeugen: Das verspricht der Prospekt für die Einlagen der Marke E. B. Fusselastic. Sie dämpfen angeblich Schläge auf die Gelenke. Zudem sollen sie die Füsse massieren. So werde das Blut zum Herz gepumpt, behauptet der Hersteller. Das hat einen stolzen Preis: Ein Paar Einlagen kostet je nach Ausführung zwischen 228 und 299 Franken. Leser Roland Pfister (Name geändert) erkundigte sich bei saldo, was vom Produkt zu halten ist.
«Es ist nicht nötig, das Blut zusätzlich zu pumpen»
Fachleute sind nicht überzeugt von E. B. Fusselastic. «Die Werbung verspricht das Blaue vom Himmel herunter», sagt der Zürcher Hausarzt Thomas Walser. Auch Luzi Dubs, orthopädischer Chirurg und Nutzenforscher in Winterthur, ist skeptisch: «Der Preis ist zu hoch und der wissenschaftliche Nachweis des Nutzens dürfte nicht gelingen.» Der Zürcher Rheumatologe Christoph Reich erklärt: «Es ist nicht nötig, das Blut zusätzlich zu pumpen. Beim Gehen regen die Muskeln den Blutkreislauf sowieso an.»
Klar ist: Eine Arthrose lässt sich weder mit Einlagen noch mit anderen Mitteln heilen. Der Rheumatologe Adrian Forster, Direktor der Klinik St. Katharinental in Diessenhofen TG, sagt: «Dämpfende Einlagen können das Fortschreiten einer Arthrose nicht verlangsamen. Aber sie können die Beschwerden vermindern.» Doch für dämpfende Einlagen müssen Betroffene nicht tief in den Geldbeutel greifen: In Sanitätsgeschäften kosten sie nur 15 bis 30 Franken. Bewährte Eigenschaften haben Einlagen der Marke Cush N Step. Sie sind nur via Internet erhältlich.
Bewegung ja, aber die Gelenke nicht überlasten
Dank dämpfender Einlagen werden Arthrosepatienten, so Forster, beim Sport belastbarer. Und Sport sei für die Betroffenen sehr wichtig, sagt Christoph Reich: «So lässt sich vermeiden, dass man wegen der Arthrose invalid wird.» Mit Bewegung sei es möglich, den abgenutzten Knorpel ein Stück weit aufzubauen und belastbarer zu machen. Man dürfe aber die Gelenke nicht überlasten: «Ein wenig trainierter Arthrosepatient darf nicht auf einen Schlag stundenlang wandern.»
Die Firma E. B. Fusselastic erklärt den hohen Preis damit, dass Vertreter die Kunden zu Hause besuchen, um die Einlagen anhand eines Fussabdruckes individuell einzustellen. Im Set für 299 Franken seien auswechselbare Polster und Klettpunkte für die Befestigung enthalten. Die Firma gibt zu, dass wissenschaftliche Studien fehlen. Viele Kunden seien aber zufrieden mit den Einlagen.
Tipps: So können Sie Arthroseschmerzen lindern
- Nehmen Sie ab. Ein Gewichtsverlust von wenigen Kilos entlastet die Gelenke wesentlich.
- Treiben Sie Sport – aber so, dass Sie die Gelenke nicht überlasten.
- Dämpfende Einlagen, Schuhe mit weichen Sohlen oder ein Gehstock reduzieren Stösse auf die Gelenke.
- Physiotherapie oder Körperhaltungs-Trainings wie Spiraldynamik oder Rolfing können Beschwerden reduzieren.
- Es gibt Hinweise darauf, dass Präparate mit Chondroitinsulfat oder Glucosaminsulfat Entzündungen hemmen.
Das Merkblatt «Arthritis und Arthrose: So gut wirken alternative Mittel» können Sie hier kostenlos herunterladen.