Erdbeben zählen zu den Naturgefahren mit dem grössten Schadenspotenzial. Die meisten kantonalen Gebäudeversicherungen zahlen in solchen Fällen nichts. Ausnahme: Die obligatorische Gebäudeversicherung des Kantons Zürich. Der Selbstbehalt liegt aber bei 10 Prozent der Versicherungssumme, mindestens bei 50 000 Franken. Wer ein Haus im Wert von einer Million Franken besitzt, müsste also bei einem Totalschaden seiner Liegenschaft die ersten 100 000 Franken selbst tragen.
Im Pool für Erdbebenschäden der Zürcher Gebäudeversicherung steht maximal eine Milliarde Franken zur Verfügung. Im Fall eines Bebens mit höheren Schäden müssten die Versicherten mit proportional gekürzten Entschädigungen rechnen. Darum kann es sich lohnen, das Haus zusätzlich noch privat zu versichern.
Erhöhtes Risiko in Basel, im Wallis und in Graubünden
Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Erdbebens ist im Kanton Zürich sehr gering. Wer dagegen in den stärker gefährdeten Basler Kantonen oder in den Bergkantonen Graubünden und Wallis eine Liegenschaft besitzt, sollte den Abschluss einer privaten Erdbebenversicherung in Betracht ziehen. Die Prämie für ein Haus in Sitten im Wert von 1 Million Franken beträgt bei der Versicherung Risk Management Service AG in Basel pro Jahr 1118 Franken – bei einem Selbstbehalt von 10 Prozent. Die Mobiliar Versicherung würde für die gleiche Versicherungssumme 1065 Franken verlangen. Zu ähnlichen Konditionen versichern die Allianz, Axa, Baloise, Generali, Helvetia und Zurich Insurance Erdbebenrisiken.
Die Alternative zur Einzelpolice ist eine Hypothek mit integrierter Erdbebenversicherung. Das ist etwa beim Hauseigentümerverband Schweiz oder bei der WIR Bank möglich. Beim Hauseigentümerverband wickelt das Hypothekenzentrum die Kreditvergabe ab. Es arbeitet wie die WIR Bank mit der Gebäudeversicherung des Kantons Bern zusammen. Der Selbstbehalt beträgt im Schadenfall 5 Prozent der Hypothekarsumme, mindestens aber 20 000 Franken. Wer also eine Hypothek über 500 000 Franken aufnimmt, hat einen Selbstbehalt von 25 000 Franken. Das bedeutet: Der Hauseigentümer muss selbst für die Kosten aufkommen, wenn ein Erdbeben zum Beispiel einen Riss im Gebäude verursacht, dessen Reparatur 10 000 Franken kostet.
Achtung: Die Versicherungsleistung lautet nicht auf den Wert des Hauses, sie ist durch die Hypothek begrenzt. Ist ein Haus mit einem Wert von einer Million Franken mit einer Hypothek von 500 000 Franken belastet, zahlt die Gebäudeversicherung des Kantons Bern bei einem Totalschaden nur 475 000 Franken (Hypothekarsumme minus Selbstbehalt von 25 000 Franken). Der Hausbesitzer müsste also die restlichen 525 000 Franken selbst tragen.
Erdbebenversicherung hat kürzere Laufzeit als Hypothek
Auch wer eine Hypothek der Basellandschaftlichen Kantonalbank hat, ist automatisch gegen Erdbebenschäden versichert, und zwar bei der Helvetia oder der Basler Versicherung. Der Selbstbehalt liegt bei 7,5 Prozent der Versicherungssumme, mindestens aber bei 25 000 Franken. Die Basler, Walliser und Bündner Kantonalbank dagegen vergeben keine Hypotheken mit Erdbebenversicherung – trotz erhöhtem Erdbebenrisiko in ihrem Gebiet.
Achtung: Die Laufzeit der Hypothek entspricht nicht jener der Versicherung. Gemäss Versicherungsinformation der Gebäudeversicherung des Kantons Bern endet der Vertrag mit dem Hypothekenzentrum nach jeweils vier Jahren.
Lorenz Heim vom Hypothekenzentrum sagt zur kurzen Laufzeit: «Wir würden gern einen Zehnjahresvertrag mit der Gebäudeversicherung Bern abschliessen, damit die Kosten für uns kalkulierbar sind. Aber im Bereich der Risikoversicherungen sind langjährige Verträge nicht möglich.»
Das bestätigt auch die Gebäudeversicherung Bern gegenüber saldo: «Um flexibel auf Anpassungen der Konditionen von unseren Rückversicherern reagieren zu können, bieten wir den Erdbebenversicherungsschutz nicht über einen längeren Zeitraum an.»
Wer rechnet, versichert das Erdbebenrisiko unabhängig von einer Hypothek. Das ist günstiger. Bei der Vaudoise Versicherung etwa kostet eine zehnjährige Hypothek einen Jahreszins von 0,8 Prozent. Bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank muss für die gleiche Hypothek inklusive Erdbebenversicherung mit etwa 1,2 Prozent und bei der WIR Bank mit 1,1 Prozent Zins gerechnet werden. Das ist teurer als eine Hypothek bei der Vaudoise plus separat eine Prämie bei einer Erdbebenversicherung – selbst an einem Standort mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit eines Bebens.