Wer sich für Autos informieren will, kommt nicht um die deutschen Fachzeitschriften herum. «Auto-Bild» und «Auto Motor Sport» teilen sich den deutschsprachigen Markt. Zusammen verkaufen sie 750 000 Exemplare – pro Ausgabe.
Ihr Einfluss reicht bis ins Ausland: «Auto-Bild» erscheint in 32 Ländern. Der Verlag Motor Presse Stuttgart gibt neben «Auto Motor Sport» acht weitere Autozeitschriften heraus, dazu kommen acht Beteiligungen an ausländischen Autozeitschriften. Laut Chefredaktor Ralph Alex ist die Schweiz der wichtigste Auslandsmarkt.
Autozeitschriften beeinflussen den Kaufentscheid. Das bestätigte vor vier Jahren das österreichische Marktinstitut Imas. Bei «Auto Bild» und «Auto Motor Sport» gilt das noch verstärkt: Sie testen in jeder Nummer mehrere Modelle einer Autoklasse. Das Siegerauto darf in der Regel mit guten Verkaufszahlen rechnen.
Doch wie objektiv sind diese Tests? Schaut man sich die 30 Vergleichstests der letzten Monate in «Auto Bild» und «Auto Motor Sport» an, fällt auf: In 24 Fällen gewann ein deutsches Modell. Also Mercedes, Audi, VW oder BMW.
Zählt man Ford und Opel dazu, die zwar ausländischen Unternehmern gehören, aber wichtige Produktionsfirmen in Deutschland haben, sieht das Bild noch eindrücklicher aus: Nur in 4 von den 30 Tests lagen ausländische Automarken vorn.
Tests mit vielen subjektiven Kriterien
Die Dominanz deutscher Modelle ist offensichtlich. Aber ist sie auch verdient? Klar ist: Die deutsche Autoindustrie hat eine grosse Lobby. Und die Zeitschriften kassieren mit den Anzeigen der Autofirmen viel Geld. Eine Seite in «Auto Motor Sport» kostet umgerechnet bis zu 49 800 Franken. Die Vermutung liegt nahe, dass deutsche Modelle absichtlich bevorzugt werden.
Ein Blick auf das Vorgehen der Tester zeigt, wie die Ergebnisse zustande kommen. Bei «Auto Motor Sport» zum Beispiel kann ein Modell maximal 650 Punkte bekommen. In viele Testkategorien fliessen subjektive Eindrücke der Autoren ein. So gibt es die «Qualitätsanmutung» (maximal 10 Punkte), das «Pedalgefühl» (5 Punkte), den «Geräuscheindruck» (5 Punkte) oder das Kriterium «Handling/Fahrspass» (25 Punkte).
Zum Vergleich: Für die wichtige Kategorie Grundpreis verteilt die Redaktion ebenfalls maximal 25 Punkte – nur 3,8 Prozent der Gesamtwertung. Bei «Auto-Bild» wird der Grundpreis sogar nur mit 2,7 Prozent gewichtet. Dafür gibt es subjektive Kategorien wie «Qualitätseindruck», «Raumgefühl», «Geräuscheindruck» und «Laufkultur».
Diese tiefe Gewichtung des Autopreises macht es möglich, dass deutsche Autos häufig gewinnen. Sogar in einem «Auto Motor Sport»-Test der «erschwinglichen Kleinwagen» siegte Volkswagen. Obwohl er im Vergleich der teuerste war.
Chefredaktor Ralph Alex sagt auf Anfrage: «Unserer Auffassung nach ist der Grundpreis schon relativ hoch bewertet. Wir wollen ja die Gesamtqualitäten eines Autos bewerten für einen Gesamtsieg. Der Preis allein soll nicht entscheidend sein.» «Auto-Bild» und «Auto Motor Sport» sagen, dass «die Testkriterien für alle Autohersteller gleich und transparent» seien.