Nach dem Test von Hartschalenkoffern vor gut einem Jahr hat ein spezialisiertes Labor im Auftrag von saldo elf Rollkoffer mit Stoffbezügen getestet. Die Modelle wurden dabei verschiedenen Härtetests unterzogen. Unter anderem untersuchte das Labor die Räder und den Griff, nachdem der Koffer 25 Kilometer über eine Rolltrommel gezogen wurde. Weitere Prüfpunkte waren der Schutz bei Regen und die Handhabung (siehe «So wurde getestet»). Alle getesteten Rollkoffer verfügen über vier Räder und wiegen leer zwischen 2 und 4,5 kg. Sie fassen zwischen 47 und 81 Liter Inhalt und kosten zwischen 100 und 500 Franken.
Bei sieben Koffern bildeten sich Pfützen im Innern
Der Testsieger heisst «Dauphine 3», stammt von Delsey und ist der leichteste Koffer im Test. Er ist sehr robust, gut verarbeitet und kippt kaum. Zudem schützt er als einziges Modell gut gegen Regen. Lediglich bei einem starken Platzregen dringt etwas Wasser ein. Bei sieben Koffern bildeten sich im Innern Pfützen. Vor Nässe schützen die meisten Hartschalenkoffer besser.
Mit einem Preis von knapp 200 Franken gehört der Testsieger «Dauphine 3» zu den teureren Produkten. Die Rollkoffer von Cockpit und Travelline erhielten die Note «gut», kosten aber weniger als 100 Franken. Die beiden Modelle schnitten fast gleich ab. Einziger Unterschied: Der Cockpit-Koffer liess sich etwas besser schieben, ziehen und anheben als der Travelline. Abzüge gab es bei beiden Produkten wegen der deutlichen Verschleissspuren an den Rollen.
Der «Ultra Light 67 cm» von Maddison und der «X’Blade 3 63 cm» von Samsonite schützen den Inhalt nicht vor Regen und gingen schnell kaputt. Der Griff des «67 cm» war nach 50 Mal Anheben gebrochen. Der «X’Blade 3 63 cm» überstand die Prüfung problemlos, aber der Griff ging beim Dauertest bereits nach 12 km kaputt.
Positiv: Alle Koffer überstanden den Falltest und die Dauerprüfung des Reissverschlusses schadlos.
Samsonite teilt mit, dass man von den Kunden keine negativen Rückmeldungen wegen des Öffnens und Schliessens des Reissverschlusses erhalten habe. Die Kippstabilität werde man überprüfen – diese sei bis anhin nicht in den eigenen Tests der Produkte enthalten.
Migros schreibt zu den Produkten von Titan und Cockpit, dass es bei Weichschalen-Rollkoffern üblich sei, Reissverschlüsse zu verwenden, die nicht wasserdicht seien. Pack Easy schreibt, dass man inzwischen eine verbesserte Version des Rollkoffers auf den Markt gebracht habe. Das getestete Modell sei nicht mehr erhältlich. Lukas Bertschi
Der Reissverschluss ist eine Schwachstelle
Es gibt Koffer mit einer weichen und mit einer harten Schale. saldo hat vor einem Jahr (Ausgabe 5/2017) auch Hartschalenkoffer getestet. Das sind die Unterschiede:
Gewicht: Hartschalen-Rollkoffer sind in der Regel schwerer als Koffer mit Stoffbezug. Dank neuer Materialien sind die Unterschiede aber kleiner als früher. So wiegt der Hartschalen-Rollkoffer «Lite-Shock» von Samsonite nur 2,3 Kilo. Das ist weniger als der Durchschnitt der getesteten Koffer mit Stoffbezug.
Dichtigkeit bei Regen: Hartschalenkoffer bieten grundsätzlich mehr Schutz vor Regen. Schwachpunkt ist aber oft der Reissverschluss. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte seine Kleider zusätzlich in einen Plastiksack einpacken.
Robustheit: Im Falltest sind die Koffer mit Stoffbezug den Hartschalen-Koffern überlegen. Diese erlitten deutlich mehr Schäden. Auch bei der Dauerprüfung der Rollen schlossen die harten Modelle etwas schlechter ab. Bei Koffern mit Stoffbezug besteht aber die Gefahr, dass sie «aufgeschlitzt» werden, wenn der Stoff rasch über eine scharfe Kante gezogen wird.
Gute Hartschalen-Rollkoffer (saldo 5/17)
- Rimowa Salsa Air (Fr. 470.–, Globus)
- Samsonite Lite-Shock (Fr. 460.–, Jelmoli)
- Swissbags Tourist Hartschalenkoffer (Fr. 139.–, Manor)
- Titan Xenon Trolley M (Fr. 179.–, Migros)
- Victorinox Spectra Medium Expandable (Fr. 450.–, Victorinox)
So wurde getestet
Das spezialisierte deutsche Prüflabor SLG in Hartmannsdorf (D) hat die Weichschalen-Rollkoffer auf folgende Kriterien hin untersucht:
Rollen und Griffe: Die Koffer waren so beladen, dass sie insgesamt 20 kg schwer waren. So mussten sie 25 km auf einer Rolltrommel zurücklegen. Diese simulierte wechselnden Untergrund und Hindernisse. Zudem liessen die Experten die Koffer mit einer Maschine 5000 Mal am Tragegriff anheben und absetzen. Weitere 100 Mal wurden sie am Teleskopgriff angehoben und abgesetzt.
Schutz gegen Regen: Die Koffer wurden drei Minuten lang mit Wasser besprengt. Pro Minute flossen 13 Liter Wasser durch die Regenbrause.
Handhabung: Experten mit verschiedenen Körpergrössen testeten, wie einfach sich die Koffer ziehen, stossen, anheben und tragen lassen. Zudem prüften sie, wie einfach sich die Koffer öffnen und schliessen lassen.
Verarbeitung: Wie gut sind die Koffer verarbeitet? Sind die Gelenke und Scharniere solide konstruiert?
Kippstabilität: Drei Labormitarbeiter überprüften in einem Praxistest, wie leicht die Rollkoffer umkippen.
Falltest: Die Koffer wurden bis zu einem Gesamtgewicht von 20 kg beladen und dann aus einem Meter Höhe auf alle sechs Flächen und acht Ecken fallen gelassen. Weiter liessen die Experten die Koffer zehn Mal aus dem Stand auf den Teleskopgriff fallen.
Schadstoffe in den Griffen: Das Labor analysierte, ob in den Griffen der Rollkoffer polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe zu finden sind. Lediglich im «4-Rad-Softtrolley» von Coop Travelline wurde eine geringe Menge Naphtalin gefunden. Dieses gilt laut Bundesamt für Gesundheit als möglicherweise krebserregend. Die Menge war aber weit unter dem Grenzwert des deutschen Siegels «Geprüfte Sicherheit».