Andreas Burckhardt aus Walchwil ZG litt vor ein paar Jahren unter einem Tennis-Ellenbogen. «Immer wenn ich den Arm anwinkelte, spürte ich einen stechenden Schmerz an der Aussenseite des Unterarms», sagt der heute 66-Jährige. Die Ursache: Rasenmähen im grossen Garten. Das stundenlange Hin und Her beanspruchte den Ellenbogen zu stark. Gegen die Schmerzen half eine Bandage: «Ich konnte sie so legen, dass sie genau auf den schmerzhaften Punkt drückte.»
Therapien lindern lediglich kurzfristig die Schmerzen
Wie Andreas Burckhardt geht es vielen: Beim Tennisarm schmerzt die Aussenseite des Ellenbogens. Ursache sind Überlastungen oder einseitige Bewegungen, zum Beispiel beim Tennisspielen, im Büro oder bei der Haus- und Gartenarbeit. Es kommt zu entzündeten Sehnenansätzen.
Der Tennisarm ist verbreitet. Aus diesem Grund gibt es auch eine Vielzahl an Behandlungen: Ärzte spritzen Kortison, verschreiben Bandagen oder wollen operieren.
Doch jetzt zeigt eine neue Übersichtsstudie der britischen Universität Portsmouth: Der Nutzen der Therapien ist kaum bewiesen. Sie können allenfalls kurzfristig die Beschwerden lindern – aber nicht langfristig heilen. Das schreiben die Forscher im renommierten Fachmagazin «British Medical Journal».
Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen hemmen Entzündungen. Studien belegen aber nicht eindeutig, dass sie beim Tennisarm wirken. Der Zürcher Sportarzt und Rheumatologe Christoph Reich sagt: «Diese Medikamente bringen nur Nachteile.» Der Grund: Der Arm sollte nicht nur geschont, sondern langsam wieder an Belastungen gewöhnt werden. «Wer Schmerzmittel nimmt, spürt nicht mehr, ab wann das Training zu stark fordert.» Reich empfiehlt Schmerzmittel deshalb höchstens für die Nacht.
Oft kommt es zu Rückfällen, die schwer zu behandeln sind
Viele Betroffene gehen in eine Physiotherapie. Untersuchungen zeigen aber widersprüchliche Resultate. Zuletzt deutete eine Übersichtsstudie darauf hin, dass Betroffene ihre Hand schneller wieder benutzen können, wenn sie in eine Physiotherapie gehen. Eine kanadische Studie von 2022 kam aber zum Schluss, dass Physiotherapie keine Vorteile bringe. Die Untersuchung erschien im US-amerikanischen «Journal of Shoulder and Elbow Surgery».
Noch schlechter schnitten Kortisonspritzen ab. Sie wirken zwar kurzfristig, «auf lange Sicht bewirken sie aber wenig», schreibt die Ärztezeitschrift «Medical Tribune». Sie können sogar schaden. Sportarzt Reich sagt: «Viele Patienten fühlen sich danach in falscher Sicherheit. So kommt es häufig zu Rückfällen, die dann eher schwieriger zu behandeln sind.»
Bandagen, wie von Andreas Burckhardt ausprobiert, unterstützen nur kurzfristig. Die Physiotherapeutin Barbara Zindel von der Rheumaliga empfiehlt, Bandagen allenfalls punktuell einzusetzen – zum Beispiel beim Staubsaugen oder bei der Arbeit. «Man sollte die Bandagen aber nicht den ganzen Tag tragen», sagt sie.
Leichtes Training ist besser als Therapien und Operationen
Auch der Nutzen von Akupunktur, Therapien mit Eigenblut sowie von Stosswellen- und Laserbehandlungen ist nicht belegt. Und Operationen brachten nur eine kurzfristige Linderung. «Dies könnte aber auch auf den natürlichen Verlauf zurückzuführen sein», schreibt das «British Medical Journal». Fachleute sind sich einig: Besser als Schmerzmittel und teure Therapien wirkt ein leichtes Training des Arms.
Der «Gesundheitstipp» hat ein Merkblatt mit Übungen verfasst. Bei einer legt man den Arm auf den Tisch und massiert die schmerzende Stelle ein paar Minuten mit der anderen Hand. Sportarzt Reich empfiehlt zudem, den ganzen Arm mit einer Körperbürste zu massieren.
Die Prognose ist beim Tennisarm meistens günstig. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagt: «Ein Tennis-Ellenbogen ist fast immer nach zwölf Monaten geheilt.» Christoph Reich bestätigt: «Wenn man die Belastung langsam wieder steigert und dabei gut auf den Körper hört, sind keine weiteren Massnahmen nötig.»
Gratis-Merkblatt: «Tennisarm: Diese Übungen helfen»
Das Merkblatt kann hier heruntergeladen werden.