Seit 1995 wirbt Nestlé damit, dass das LC1-Joghurt eine «probiotische» ­Wirkung habe. Zugesetzte Milchsäure­bakterien würden die Verdauung der Konsumenten «sanft und natürlich regulieren», hiess es in der Werbung. Dazu der Werbespruch: «Verdauung gut, alles gut.»

Solche Versprechen sind seit ein paar Monaten von den Joghurtverpackungen verschwunden. Grund: Die europäische ­Behörde für Lebensmittelsicherheit schob vor Jahren Gesundheitsversprechen mit Probiotika einen Riegel. Zwar erhielten ­Hersteller wie Nestlé in der Schweiz eine Gnadenfrist: Sie konnten jahrelang gemachte «gesundheitsbezogene Angaben» neu ­bewilligen lassen. Doch Nestlé wartet seit 2019 vergebens auf eine solche Bewilligung.

Deshalb änderte der Konzern Anfang 2023 die Verpackung: Neu steht «Immu­nity», das englische Wort für Immunität, gross im Logo. Nestlé darf zwar laut Gesetz schreiben, dass das dem Joghurt zugesetzte Vitamin D «zu einer normalen Funktion des Immunsystems» beiträgt. Angefragte Kantonschemiker bezweifeln aber, dass Nestlé das Joghurt als Immunitätsprodukt bewerben darf. Roger Biedermann, ehemaliger Kantonschemiker von Schaffhausen, Glarus und beiden ­Appenzell, sagt: «Das geht nicht. Das ist eine gesundheitliche ­Anpreisung, die ich beanstandet hätte.»

Gegenüber saldo spielt Nestlé das Gesundheitsversprechen herunter: ­Immunity im Logo bewerbe einen «nicht-spezi­fischen Vorteil für die Gesundheit». Das ­Bundesamt für Lebensmittelsicherheit ­äussert sich nicht zum konkreten Fall und schreibt nur: «Der Schutz vor Täuschung muss sicher­gestellt sein.»