Vor kurzem bei einem Kiosk an der Autobahnraststätte Rose de la Broye bei Payerne VD: Eine junge Frau spricht beim Eingang Kunden an. Sie führt diese zu einem Stehtisch, wo in leuchtenden Farben elektrische Zigaretten der Marke «Iqos Iluma» aufgereiht sind. Die Verkäuferin wirbt für eine 14-tägige «Probierphase». Das Gerät erhitzt einen Stick mit Tabak auf etwa 300 Grad. Benutzer inhalieren den dabei entstandenen Dampf. Zur Auswahl stehen Aromen wie Rosmarin, Zitrone, Waldfrüchte oder «cremige Vanille».
Iqos Iluma funktioniere ohne Rauch und Asche, heisst es im Werbeprospekt, weil der Tabak nicht verbrannt, sondern lediglich erhitzt werde. Iqos sei deshalb die «bessere Alternative» zu Zigaretten. Ein ähnliches Produkt ist zum Beispiel «Ploom X» von Japan Tobacco International. Kosten: etwa 40 Franken für das Gerät und 8 Franken für 20 Tabaksticks. Für die gleiche Menge an normalen Zigaretten zahlt man rund 9 Franken.
«Auch Tabakerhitzer machen süchtig und krank»
Der Zürcher Lungenarzt Otto Brändli ist Präsident der Schweizerischen Lungenstiftung. Er sagt: «Iqos ist auf keinen Fall gesünder als normale Zigaretten.» Das Produkt mache «genauso krank und süchtig». Grund: «Beim Erhitzen des Tabaks setzen sich die gleichen Schadstoffe frei wie beim Rauchen einer Zigarette, in teilweise niedrigeren, zum Teil aber auch in höheren Konzentrationen.»
Wolfgang Kweitel von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz bestätigt: «Tabakerhitzer gefährden die Gesundheit.» Viele Giftstoffe würden schon in kleinen Mengen schaden.
Die gleichen chemischen Stoffe wie in Zigarettenrauch
Studien bestätigen dies. Im Auftrag des Blauen Kreuzes untersuchte ein Labor die Iqos-Tabaksticks. Es fand darin chemische Stoffe wie zum Beispiel Perfluorcapronsäure. Sie kann die Haut verätzen, Augenschäden und vermutlich Krebs verursachen. Das Labor wies zudem Teer nach. Teer entsteht beim Verbrennen von Tabak und kann ebenfalls Krebs erzeugen.
Forscher der Universitäten Bern und Lausanne zeigten schon vor sieben Jahren, dass der Rauch von Tabakerhitzern die gleichen schädlichen Stoffe enthält wie Zigarettenrauch. Sie prüften den Rauch von Iqos-Sticks und von Zigaretten der Marke Lucky Strike.
Resultat: Im Iqos-Rauch fanden sich dieselben Stoffe wie in den Zigaretten: etwa Kohlenmonoxid, Aldehyde und flüchtige organische Verbindungen. Zudem enthielt Iqos 85 Prozent des Nikotins, das im Rauch normaler Zigaretten enthalten ist. Hersteller von Iqos ist der Tabakkonzern Philip Morris mit Marken wie Marlboro oder Chesterfield.
Lungenarzt Brändli sagt, Philip Morris reagiere wohl auf den Rückgang des Zigarettenkonsums in vielen Ländern: «Das Unternehmen sieht hier ein neues Marktfeld zur Kompensation.» Auch Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber der pharmakritischen Zeitschrift «Arznei-Telegramm», sagt: Mit der Behauptung, Tabakerhitzer seien weniger schädlich, stelle sich die Tabakindustrie als angebliche Problemlöserin dar. «Doch die Probleme verursacht sie weiterhin selber.»
Philip Morris schreibt saldo, es stimme nicht, dass Iqos Tabak verbrenne und die gleichen Stoffe freisetze wie Zigaretten. Das Produkt enthalte eine 90 bis 95 Prozent tiefere Konzentration an schädlichen Substanzen. Es sei die bessere Wahl für Erwachsene, die sonst weiter Zigaretten rauchen würden. Japan Tobacco International sagt, «Ploom X» enthalte «niedrigere Werte ausgewählter Schadstoffe».
So schaffen Sie den Rauchstopp
- Legen Sie für den Rauchstopp ein Datum fest. Danach gilt: keine einzige Zigarette mehr.
- Informieren Sie Familie, Freunde und Arbeitskollegen über Ihren Plan. So bleiben Sie eher dran.
- Wählen Sie Hilfsmittel wie Nikotinkaugummi oder Nikotinpflaster. Diese können den Rauchstopp erleichtern. E-Zigaretten hingegen taugen nicht zum Ausstieg aus der Nikotinsucht.
- Meiden Sie Kontakte mit Rauchern und generell Orte, an denen viele Leute rauchen.
- Treiben Sie Sport. Das hilft, dass Sie bald besser atmen können.
- Holen Sie Hilfe bei einer Beratungsstelle: zum Beispiel bei der Rauchstopp-Linie der Krebsliga, Tel. 0848 000 181, Montag bis Freitag, 11 bis 19 Uhr.
- Weitere Infos: Stopsmoking.ch