Auf der Sunrise-Monatsrechnung seines 13-jährigen Sohnes fand saldo-Leser Eddie Schwartz aus St. Gallen (Name geändert) einen Betrag von 70 Franken für «Premium-SMS». Aufgelistet waren diverse 5 Franken teure SMS an die Firma Dimoco. Grund: Der Sohn hatte ohne viel zu überlegen auf eine der vielen Internetwerbungen auf seinem Smartphone geklickt. Dabei bemerkte er nicht, dass er damit bei Dimoco ein Abo abgeschlossen hatte. Wofür die Werbung war, weiss der Sohn nicht mehr. Klar ist: Die teuren SMS hat er nie erhalten. Mit einem entsprechenden Warn-SMS, das er von Sunrise bekam, konnte er deshalb nichts anfangen.
Solche Abofallen sorgen seit Jahren für Unmut. Das Geschäftsmodell besteht darin, den Handybesitzern und Internetsurfern ein Abo unterzujubeln, ohne dass diese es bemerken. Häufig offerieren die dubiosen Unternehmen gratis originelle Klingeltöne, Spiele oder Flirtabos. Im Kleingedruckten ist allerdings von einem Aboabschluss die Rede. Die Kosten für die überteuerten SMS werden direkt über die Telefonrechnung belastet.
Telekomfirmen machen wenig für die Sicherheit ihrer Kunden
Die angewendeten Methoden werden immer raffinierter. Bisher mussten Handybesitzer mindestens ihre Telefonnummer auf einer Seite eingeben, um ein teures Abo abzuschliessen. Neuerdings reicht es, beim Surfen mit dem Smartphone auf eine Werbung oder ein App-Symbol zu klicken, und schon hat man ein kostenpflichtiges Abo eingefangen – sei es für vermeintliche Gratisspiele oder Single-Angebote.
Die obskuren Internetseiten registrieren die Rufnummer des Handys und leiten sie an die Telekomfirma weiter, über die man telefoniert. So können sie die Telefonnummer des Surfers identifizieren. Von den Spielen oder anderen Angeboten hört man anschliessend oft nichts mehr. Doch der Betrag für das unbemerkt abgeschlossene Abo landet auf der Telefonrechnung – unter irreführenden Bezeichnungen wie «Premium SMS» oder «Mehrwertdienste».
Hinter den neuen Abofallen stecken Firmen wie Vascom, Buongiorno, Jesta Digital oder Dimoco. Die beiden Letzteren sind saldo bereits seit Jahren bekannt: Dimoco als Versender von SMS-Spam (saldo 11/10), Jesta als Verkäufer von teuren Apps (saldo 13/11).
Das üble Spiel mit der Unwissenheit der Smartphone-Besitzer funktioniert nur, weil Swisscom und Sunrise mitmachen und die Beträge ihren Kunden automatisch auf der Monatsabrechnung belasten. Swisscom spricht von einer zweistelligen Zahl solcher Geschäftspartner. Sunrise gibt keine Zahlen an. Die Sicherheitsvorkehrungen der Telefonfirmen sind mager: Bei Swisscom müssen die Kunden laut Sprecherin Annina Merk den Kauf auf einer zusätzlich erscheinenden Seite bestätigen. Bei Sunrise erhält man ein Warn-SMS, falls die Premium-SMS-Kosten 50 Franken überschreiten.
Orange macht beim Inkasso für die dubiosen Firmen dagegen nicht mit: «Wir machen das nicht mehr, weil der Bestellprozess nicht den üblichen Qualitätsanforderungen entspricht und nur zu negativen Kundenreaktionen führen würde», so Sprecherin Therese Wenger.
«Rechnung nicht bezahlen und schriftlich reklamieren»
Das Bundesamt für Kommunikation beurteilt die automatischen Abrechnungsverfahren von Swisscom und Sunrise kritisch. Sprecherin Deborah Murith: «Durch den blossen Besuch einer Internetseite – ohne bewusstes Anklicken von Vertragsbedingungen – kommt kein Vertrag und kein Abonnement zustande.» Und wenn auf der Handyrechnung trotzdem solche Kosten auftauchen? «Nicht bezahlen und schriftlich reklamieren», rät Murith.
Dies tat auch Eddie Schwartz. Mit Erfolg. Sunrise schrieb ihm auf der Folgerechnung 70 Franken gut.