Niklaus Blaser ärgert sich über die Swisscom. Der saldo-Leser wohnt nur knapp vier ­Kilometer vom Zentrum der Gemeinde Langnau im Emmental entfernt. Trotzdem wird er so schnell nicht in den Genuss eines «brauchbaren» Internetanschlusses kommen. Mit «brauchbar» meint Blaser ein schnelles Ultrabreitband. Dieses baut die Swisscom in der Emmentaler Gemeinde zurzeit aus. Blaser aber muss sich mit langsamen 2 Mbit/s Down­load und 0,2 Mbit/s Upload begnügen. Das reicht für normales Surfen. Doch sobald er einen Film anschauen will oder mehrere Leute online sind, ruckelt das Bild.

Die Swisscom modernisiert das Netz innerhalb ­einer Gemeinde hauptsächlich in den Bauzonen. Deshalb geht der Ausbau an Blaser vorbei. Seine Wohnung  an der Kammershausscheuer 913 in Bärau liegt ausserhalb einer solchen Zone. 

Das stösst dem Emmentaler sauer auf: Die Swisscom fördere damit ein Zwei­klassensystem – die ländliche Bevölkerung gehöre zu den Verlierern. «Das ist diskriminierend und vertieft den digitalen Graben in der Schweiz», kritisiert Blaser.  

Gemeinden sollen zahlen, erhalten aber nichts vom Erlös 

Die Swisscom schreibt, sie suche nach Lösungen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den Behörden betroffener Gemeinden. Man habe Langnau den Netzausbau im Dezember 2015 präsentiert. Über den konkreten Inhalt der Gespräche sagt die Swisscom nichts. Sie seien vertraulich.

Es liegt auf der Hand, was mit vertraulich gemeint ist: Die Gemeinde hätte sich wohl an den Kosten zu beteiligen. Langnau hat eine Studie in ­Auftrag gegeben. Danach würde ein Netzausbau für die 424 Haushalte ausserhalb der Bauzone satte 7,6 Millionen Franken kosten. Das könne sich die Gemeinde schlicht nicht leisten, sagt Blaser, der seit 2006 für die SVP im Gemeindeparlament von Langnau sitzt. Er kennt die Finanzen der Gemeinde.

Langnau ist kein Einzelfall. Pro Jahr baut die Swisscom in Hunderten Gemeinden die Netze aus. Bei rund der Hälfte fordert sie eine Kostenbeteiligung. Ohne Zweifel ein für die Swisscom interessantes Geschäftsmodell: Die Gemeinden sollen zahlen, erhalten aber nichts von den künftigen Gebühreneinnahmen für TV, Internet und Festnetz.

Damit dieses Modell funktioniert, geht die Swisscom ausserhalb der Städte nach knallharten Kriterien vor: Wo viele potenzielle Abonnenten wohnen und der Ausbau aufgrund der geografischen Verhältnisse mit wenig Aufwand zu realisieren ist, übernimmt sie die Kosten selbst. 

In Langnau versucht die Swisscom zu beschwichtigen. Das Unternehmen testet dort nach eigenen Angaben eine neue Technologie, bei der das Fest- mit dem Mobilfunknetz kombiniert wird, das sogenannte DSL+LTE-Bonding. Swisscom: «Solche Technologien können künftige Lösungen für Standorte wie der Kammershausscheuer 913 in  Bärau darstellen.»

Swisscom will Kunden bloss «auf unbestimmte Zeit vertrösten»

«Warum erst jetzt?», fragt sich Blaser, der selbst in der Telekommunikationsbranche tätig ist. Damit wolle man die Kunden lediglich «besänftigen und auf unbestimmte Zeit vertrösten», sagt der Emmentaler und fragt: «Hat der Staat nicht die Aufgabe, für die Bevölkerung im ganzen Landesgebiet zu sorgen – und nicht nur in den Städten?» 

Die Swisscom erklärt: «Wir treiben den Ausbau auch in ländlichen Regionen und Gemeinden voran. So ist es unser Ziel, jede Schweizer Gemeinde mit Ultrabreitband auszustatten.»