Plötzlich war Schluss mit schnellem Internet auf dem Handy: Markus Frei aus Ehrendingen AG erhielt Mitte Mai unerwartet ein SMS der Swisscom: «Das nationale Datenvolumen mit Ihrer maximalen Geschwindigkeit ist aufgebraucht», hiess es darin. Wenn Frei bis Ende Monat mit seinem Telefon weiterhin schnell im Internet surfen wolle, müsse er ein Datenpaket dazukaufen. Sonst werde die Geschwindigkeit auf 512 Kbit pro Sekunde reduziert. Das ist sehr langsam.
Gemäss einer Auswertung von Speedtest.net beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit normalerweise 100 Mbit pro Sekunde.
Seit Mai drückt die Swisscom auf die Datenbremse
Frei ärgerte sich, denn mit seinem Handyabo sollte er eigentlich unlimitierte Telefonie, SMS und mobiles Internet mit «Highspeed» erhalten. Der Aargauer braucht das Handy häufig auch beruflich und hat über seinen Arbeitgeber das Abo Natel Go Global abgeschlossen. Es kostet fast 130 Franken pro Monat. Bei saldo häufen sich Klagen von Swisscom-Kunden, die sich über die reduzierte Internetgeschwindigkeit ärgern. Sie alle haben über ihren Arbeitgeber ein Geschäftsabo und nutzen es auch privat.
Die Swisscom bestätigt: Seit Mai dieses Jahres reduziere sie bei manchen Abos die Geschwindigkeit, sobald die Kunden in einem Monat mehr als 60 Gigabyte (GB) Daten aufbrauchten. Betroffen seien nur Geschäftsabos der Reihe Natel Go. In den Vertragsbedingungen sei diese Limite erwähnt. Nun will die Swisscom die Limite von 60 GB konsequent durchsetzen. Swisscom-Sprecherin Annina Merk sagt, die Drosselung sorge dafür, dass die Kunden die Mobilfunkdienstleistungen nur «im Rahmen des normalen Eigengebrauchs» verwenden.
Die Swisscom verrät nicht, wie viele Kunden von der neuen Praxis betroffen sind. Insgesamt zählt sie rund 200'000 Geschäftskunden.
Sunrise und Salt schränken Datenmenge nicht ein
Die Datenmenge von 60 GB reicht nicht weit, wenn man regelmässig an Internetbesprechungen teilnimmt, grosse Datenpakete übermittelt oder auf dem Handy Filme anschaut. Streaming in hoher Qualität verbraucht pro Stunde rund 3 GB Daten. Keine Obergrenze gibt es laut der Swisscom für Privatkunden mit unlimitierten Abos. Die Verträge enthalten aber eine «Fair Use»-Klausel. Sie sieht vor, dass die Swisscom die Leistungserbringung einstellen oder einschränken kann, wenn die Nutzung des Handys vom üblichen Gebrauch abweicht.
Sunrise und Salt begrenzen bei ihren Abos den Datenverbrauch nach eigenen Angaben nicht. Aber auch ihre Verträge enthalten solche Klauseln. Bei Sunrise wird die Geschwindigkeit reduziert, wenn der Verbrauch höher ist als bei 97 Prozent aller anderen Kunden. Gedrosselt werde aber nur «an Orten und zu Tageszeiten, in denen das Mobilnetz überlastet ist». Bei Salt heisst es, zugelassen sei «ein normaler Gebrauch».
Telecomfirmen reduzieren Geschwindigkeit im Ausland
Beim Surfen im Ausland drosseln alle Schweizer Telecomfirmen ab einem Verbrauch von mehr als 40 GB die Geschwindigkeit massiv bis auf 256 Kbit pro Sekunde, bei Salt je nach Abo sogar früher. Bei Europe XL gibt es nur 10 GB Daten mit hoher Geschwindigkeit. Beim Abo «Europe Surf» von Post Mobile liegt die Limite bei 20 GB.
Das bedeutet für die Ferien: Auch bei Abos mit «unlimitierten Daten» kann das Surfen schon nach wenigen Tagen sehr langsam werden.