Coop weiss genau, was die Kunden einkaufen. Rund 3,3 Millionen Haushalte setzen die Supercard ein. Diese ermöglicht es dem Konzern, alle Einkäufe mit Datum und Uhrzeit zu speichern.
Die Kunden besuchen zudem laut Coop pro Jahr 130 Millionen Mal entweder die Coop-Website oder die Supercard-App. Aus den daraus gewonnenen Informationen kennt Coop das Einkaufsverhalten von 5,4 Millionen Schweizern genau – und verkauft diese Daten neu auch an Werbetreibende.
saldo wollte wissen, wie der Handel funktioniert, und gab sich als Firma aus, die Coop-Kundendaten für die Werbung einsetzen möchte. Eine Coop-Mitarbeiterin schwärmt beim Beratungsgespräch von den neuen Möglichkeiten: Coop verfüge über bis zu 5000 Informationen pro Kunde: «So können Sie viel zielgenauer werben und jene Personen ansprechen, die ähnliche Produkte tatsächlich schon gekauft haben.»
Coop verkauft Daten und betreut Werbekampagnen für Drittfirmen
Am Beispiel einer Kosmetikfirma erklärt sie, wie das funktioniert: «Will die Firma eine neue Anti-Aging-Creme bewerben, kann sie Kundinnen ansprechen, die in den letzten Monaten bei Coop mindestens einmal eine Gesichtspflege kauften. Das sind rund 580'000 Personen.» Die Zielgruppe lasse sich weiter verfeinern, indem man etwa festlege, welche Altersgruppen angesprochen werden sollen oder ob sie Wert auf Naturkosmetik legen.
Coop hilft nicht nur beim Zusammenstellen der Zielgruppe, sondern begleitet die ganze Werbekampagne von der Planung bis zur Abrechnung. Die Werbung wird den ausgewählten Kunden dann dort gezeigt, wo sie sich im Internet gerade aufhalten. Das kann beispielsweise auf dem Nachrichtenportal 20minuten.ch oder dem Videoportal Youtube sein.
Jeder Coop-Kunde erhält eine Werbe-ID
Wie weiss Coop, wo die Kunden im Internet gerade surfen? Die Antwort liegt bei den Cookies. Das sind kleine Dateien, die das Surfverhalten der einzelnen Internetbenutzer ausspionieren. Betreiber von Websites platzieren sie auf dem Handy oder dem Computer der Surfer. Es kann sich um eigene Cookies der Plattform handeln, die man gerade besucht, aber auch um Cookies von Werbefirmen. Die Cookies speichern, welche Internetseiten eine bestimmte Person besucht.
Coop teilt allen Supercard-Inhabern und allen, die bei Coop im Internet einkaufen, eine Werbe-ID zu. Das ist eine beliebige Zahlenfolge. Wenn sich nun etwa eine Gesichtscreme-Käuferin auf der Coop-Website einloggt, um an einem Wettbewerb teilzunehmen, kann Coop die Frau eindeutig identifizieren.
In einem zweiten Schritt verknüpft Coop die Werbe-ID mit dem im Browser der Kundin gespeicherten Werbecookie. Surft die Kundin später etwa auf einem Newsportal wie Blick.ch, ist aufgrund der Cookies klar, dass es sich um eine Kundin handelte, die zur gesuchten Zielgruppe für Gesichtspflege gehört. Folge: Ihr wird bei nächster Gelegenheit die Gesichtscreme-Werbung gezeigt.
Coop lässt sich die Verwertung der Kundendaten gut bezahlen. Wird die Werbung eine Million Mal im Internet angezeigt, kostet das den Werbeauftraggeber 23'000 Franken. Davon gehen gemäss Coop 9000 Franken an Coop und 14'000 Franken an die Internetportale, auf denen die Werbung gezeigt wird. Eine Million Anzeigen bedeuten nicht, dass die Werbung von einer Million Leuten gesehen wird. Vielmehr wird die gleiche Anzeige der gleichen Person auf diversen Websites über Wochen mehrmals angezeigt.
Auch die Migros wertet das Einkaufsverhalten der Kunden aus. Sie verkauft die Cumulusdaten allerdings nicht für personalisierte Internetwerbung. Firmen, die in der Migros Produkte verkaufen, können aber Informationen zu ihrer Käuferschaft erwerben. So wissen sie, welche Produkte von welchen Käuferschichten erworben werden. Die Migros sagt, dass sie das exakte Einkaufsverhalten ihrer Kunden nicht an Werbefirmen verkaufe.
Wer nicht will, dass Coop und Migros seine Einkaufsdaten auswerten oder weitergegeben, sollte im Supermarkt ohne Supercard und ohne Cumulus einkaufen.
Personalisierte Werbung kann man verhindern
Auf dem Computer
Wer sich gegen personalisierte Werbung schützen will, verbietet im Internetbrowser auf seinem Computer das Setzen von Werbecookies. Das geht so:
Firefox
- Im Menü auf «Firefox» klicken und «Einstellungen» wählen.
- Abschnitt «Datenschutz & Sicherheit» wählen.
- Bei «Browser-Datenschutz» den Auswahlknopf «benutzerdefiniert» wählen und ein Häkchen neben Cookies setzen.
- «Alle seitenübergreifenden Cookies blockieren» wählen.
Chrome
- Dreipunktmenü oben rechts anklicken, dann «Einstellungen».
- Abschnitt «Datenschutz und Sicherheit» wählen.
- «Cookies und andere Websitedaten» wählen.
- «Drittanbieter-Cookies blockieren» wählen.
Safari
- «Safari» > «Einstellungen» wählen.
- Abschnitt «Datenschutz» wählen
- Das Kontrollkästchen «Websiteübergreifendes Tracking verhindern» aktivieren.
Auf dem Handy
Android-Geräte
- «Einstellungen» > «Google» > «Anzeigen/Werbung» wählen.
- Schieberegler bei «personalisierte Werbung» deaktivieren. An dieser Stelle kann auch die Werbe-ID gelöscht werden, die Informationen zum bisherigen Kauf- und Surfverhalten enthält.
Apple-Geräte
- «Einstellungen» > «Datenschutz» > «Tracking» wählen.
- «Apps erlauben, Tracking anzufordern» deaktivieren.
- Unter «Einstellungen» > «Datenschutz» > «Apple-Werbung» den Schieber bei «Personaliserte Werbung» nach links ziehen.