Desserts, Süssgetränke, Zahnpasta, Kaugummis: In vielen Produkten stecken künstliche Süssstoffe. Zu bekannten Süssstoffen wie Aspartam oder Sacharin kommen immer wieder neue, zurzeit etwa Sucralose (siehe Tabelle).
Künstliche Süssstoffe haben fast keine Kalorien. Das wäre eigentlich ideal für Menschen mit Diabetes und Übergewicht. Doch nun zeigt eine Studie der australischen Universität Adelaide: Süssstoffe schützen nicht vor Diabetes, im Gegenteil. Sie können das Diabetesrisiko sogar erhöhen. Die Forscher gaben 27 Studienteilnehmern Infusionen mit einer Zuckerlösung. Zuvor hatten diese Personen die Süssstoffe Sucralose und Acesulfam-K zu sich genommen. Vor und nach den Infusionen machten sie eine Darmspiegelung und entnahmen Gewebeproben.
Die künstliche Süsse führt zu Hungergefühlen
Das Resultat der aufwendigen Studie: Wer viel Süssstoffe konsumierte, nahm deutlich mehr Zucker auf. Der Blutzucker stieg schneller an. Das erhöht das Diabetesrisiko.
Frühere Studien kamen zu ähnlichen Resultaten. So stellten israelische Forscher vor drei Jahren bei rund 400 Gesunden fest: Je mehr Saccharin sie zu sich nahmen, umso mehr glich sich ihr Stoffwechsel demjenigen von Diabetespatienten an. Andere Untersuchungen zeigen, dass die Süssstoffe dick machen, so eine neue Übersichtsstudie mit mehr als 400 000 Teilnehmern. Übergewicht ist ein Risikofaktor für Diabetes.
Den deutschen Lebensmittelexperten Hans-Ulrich Grimm überrascht das nicht: «Es nützt nichts, einen süssen Stoff durch einen anderen zu ersetzen.» Der süsse Geschmack im Gaumen fördere das Ausschütten von Insulin. Verdaut der Darm aber keinen Zucker, sondern nur Süssstoffe, sei das Insulin vergeblich im Blut und verarbeite stattdessen Teile des Blutzuckers. Das führe zu Hungergefühl.
Positive Studien wurden von der Branche finanziert
Fachleute raten zu so wenig Süssstoff wie möglich. Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Man weiss nicht mit Sicherheit, wie sich Süssstoffe langfristig im Körper auswirken.» Deshalb: «Wer jedes Risiko ausschliessen will, sollte auf Süssstoffe verzichten.»
Die International Sweeteners Association in Brüssel schreibt saldo, die Behörden prüften Süssstoffe, bevor sie auf den Markt kämen. Der Verband gibt drei Studien an, die zeigen, dass Süssstoffe beim Abnehmen helfen. Er bestreitet, dass Süssstoffe das Diabetesrisiko erhöhen. Anstelle von Zucker eingesetzt, seien sie im Gegenteil hilfreich für Diabetespatienten.
Was der Verband verschweigt: Die Studien wurden von der Süssstoffindustrie oder von Süssstoffverbänden gegengelesen oder finanziert. Bei einer Studie wirkten sogar Mitarbeiter eines Süssstoffherstellers mit.