Stromverbrauch verheimlicht
Der Stromverbrauch von TV-Geräten wird schlecht deklariert, obwohl sich viele Hersteller zu mehr Transparenz verpflichtet haben. Das zeigt eine Stichprobe des WWF.
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saldo 12/2005
22.06.2005
Armin Braunwalder
Wird der Fernseher mit der Fernbedienung abgeschaltet, zeigt das Lämpchen, dass sich das Gerät im Wartezustand befindet. In diesem Stand-by-Modus bezieht der TV-Apparat weiterhin Strom aus der Steckdose. Was für das einzelne Gerät einige Kilowattstunden (kWh) ausmacht, summiert sich in der ganzen Schweiz auf 63 Millionen kWh pro Jahr. Das entspricht dem Stromverbrauch von 18 000 Haushalten oder viermal so viel Strom, wie alle Solarstromanlagen in der Schweiz produzieren.
Wird der Fernseher mit der Fernbedienung abgeschaltet, zeigt das Lämpchen, dass sich das Gerät im Wartezustand befindet. In diesem Stand-by-Modus bezieht der TV-Apparat weiterhin Strom aus der Steckdose. Was für das einzelne Gerät einige Kilowattstunden (kWh) ausmacht, summiert sich in der ganzen Schweiz auf 63 Millionen kWh pro Jahr. Das entspricht dem Stromverbrauch von 18 000 Haushalten oder viermal so viel Strom, wie alle Solarstromanlagen in der Schweiz produzieren.
Stichprobe belegt: Läden verheimlichen den Stromverbrauch
Um einer EU-Vorschrift für minimale Stand-by-Verluste zu entgehen, setzt der Europäische Industrieverband der Büro- und Unterhaltungselektronik EICTA auf eine Selbstverpflichtung. Diese legt zunächst den maximalen Stand-by-Wert von Röhren- und Flachfernsehern fest. Bis 2007 muss der durchschnittliche Verbrauch aller verkauften Geräte im Ruhezustand auf 1 Watt sinken.
Das ist nicht ambitiös. Ein Blick ins Sortiment der TV-Anbieter zeigt, dass schon heute ein Verbrauch weit unter 1 Watt Stand der Technik ist. Viele Geräte weisen jedoch noch immer Werte von bis zu 5 Watt auf - rund 20-mal mehr als die Bestwerte, die bei 0,3 Watt liegen.
Aufgrund der Selbstverpflichtung muss auf allen TV-Geräten, die nach dem 1. Juni 2004 auf den Markt gekommen sind, der Stromverbrauch im Stand-by- und Betriebszustand deklariert werden. Dazu haben sich zwölf Hersteller von Röhrenfernsehern und sieben Hersteller von Flachfernsehern verpflichtet.
WWF Schweiz wollte wissen, wie genau es die Hersteller mit der Deklaration nehmen. Im Raum Chur wurden bei Media Markt, Interdiscount und Migros die TV-Geräte geprüft. Das miserable Ergebnis: Nur auf 3 von 45 Fernsehern wurden die Konsumenten mit einem Kleber über den Stromverbrauch informiert. Kleiner Lichtblick: Sharp erfüllte die Selbstverpflichtung auf zwei von drei Geräten, Philips auf einem von sechs.
Deklaration: Nur zaghafte Fortschritte bei den Herstellern
Sony-Manager Matthias Graf bedauert gegenüber saldo das schlechte Resultat: «Wir stehen hinter dieser Deklaration.» Sony hat die Selbstverpflichtung aber nur für Röhrenfernseher unterschrieben. Alle nach dem 1. Juni 2004 ausgelieferten Modelle seien mit einem Kleber zum Energieverbrauch versehen. Dieser werde jedoch von vielen Händlern bei Ausstellungsmodellen entfernt.
Panasonic veranlasste aufgrund des Tests interne Abklärungen. Sprecher Bruno Wüst: «Unsere Fabrik in Europa war für die Deklaration bereit. Die Zentrale in Japan stoppte sie, weil unser grösster europäischer Konkurrent den Stromverbrauch unter unrealistischen Annahmen ermittelt hatte.»
Und laut Grundig-Projektmanager Dieter Kreisle sei das Unternehmen «bei neuen TV-Geräten bereits dabei, das Label für den Energieverbrauch im Stand-by- und Betriebszustand aufzubringen». Grundig werde in Kürze auch die Selbstverpflichtung unterschreiben.
Besser ausschalten
Fernseher mit tiefem Stand-by-Verbrauch sind auf www.topten.ch einfach zu finden. Es werden nur Röhrenfernseher mit einem Stand-by-Verbrauch von maximal
1 Watt aufgeführt (LCD:
3 Watt). Diese Geräte haben meist auch einen tiefen Stromverbrauch im Betriebszustand.
Unnötiger Stromverbrauch lässt sich mit einer Steckerleiste elegant vermeiden: Per Schalter können alle an der Steckerleiste angeschlossenen Geräte wie TV, Video, DVD-Player und Satelliten-Receiver auf einmal abgeschaltet werden.