Stolze Abopreise fürs Renommee
Universitätsbibliotheken geben für Zeitschriften immer mehr Steuergelder aus. Lesen können die Publikationen aber nur Uni-Angehörige.
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saldo 19/2014
19.11.2014
Lara Wüest
Wer eine wissenschaftliche Zeitschrift lesen will, muss ein Abo lösen. Dank Internet ginge das theoretisch bequem von zu Hause aus. Doch dazu braucht es in der Regel die Zugangsdaten einer Universität oder Fachhochschule. Und diese erhalten nur Mitarbeiter oder Studenten. Alle anderen müssen die Zeitschriftenartikel in der Bibliothek lesen.
Dabei sind die Steuerzahler höchst grosszügig gegenüber einigen Verlagen: Im Jahr 2007 kosteten 26 per Inter...
Wer eine wissenschaftliche Zeitschrift lesen will, muss ein Abo lösen. Dank Internet ginge das theoretisch bequem von zu Hause aus. Doch dazu braucht es in der Regel die Zugangsdaten einer Universität oder Fachhochschule. Und diese erhalten nur Mitarbeiter oder Studenten. Alle anderen müssen die Zeitschriftenartikel in der Bibliothek lesen.
Dabei sind die Steuerzahler höchst grosszügig gegenüber einigen Verlagen: Im Jahr 2007 kosteten 26 per Internet zugängliche Zeitschriften und Datenbanken noch 7 Millionen Franken. Letztes Jahr mussten die Universitäten und Fachhochschulen laut dem Konsortium der Hochschulbibliotheken für 44 Zeitschriften 18,8 Millionen Franken zahlen.
Allein 7 Millionen Franken kassierte der niederländische Verlag Elsevier unter anderem für die Wirtschaftszeitschrift «Economic Analysis and Policy» und die Medizinzeitschrift «The Lancet». Der US-amerikanische Verlag Wiley-Blackwell kassierte 3,5 Millionen Franken.
Die hohen Kosten für die Zeitschriften haben Konsequenzen auf die übrigen Ausgaben der Hochschulbibliotheken. Christoph Ballmer von der Unibibliothek Basel: «Wir mussten in einigen Fachgebieten mit hohem Zeitschriftenanteil wie etwa der Medizin die Ausgaben für Bücher zurückfahren.» Es werde in den kommenden Jahren ohne Budgeterhöhung schwierig sein, das heutige Bücherangebot auch nur zu halten.
Bei renommierten Zeitschriften diktieren die Verlage die Preise
Wie kommt es, dass einige Verlage immer höhere Preise durchsetzen können? Caspar Hirschi, Geschichtsprofessor an der Uni St. Gallen, erklärt: Je angesehener eine Zeitschrift sei, desto eher wollten Professoren dort publizieren und desto besser stehe die eigene Hochschule im internationalen Vergleich da. Die Bibliotheken seien deshalb gezwungen, diese besonders renommierten Zeitschriften zu abonnieren. Und die Verlage könnten die Preise diktieren.
Wie viel Geld die einzelnen Bibliotheken den Verlagen bezahlen, ist unklar. Aus den Geschäftsberichten des Konsortiums der Hochschulbibliotheken geht das nicht hervor. Die Bibliotheken selbst geben keine Auskunft.
Hirschi plädiert für eine Offenlegungspflicht der ausgehandelten Verträge. «Die Bibliotheken wären dann den Verlagen bei den Verhandlungen weniger ausgeliefert.»