Steuerzahler finanzieren Wohnhäuser der Bauern
Die Bauern erhalten jährlich zinslose Darlehen in Millionenhöhe für ihre Wohnhäuser.
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saldo 01/2016
20.01.2016
Lukas Bertschi
Zusätzlich zu den allgemeinen Subventionen für die Landwirtschaft profitierten von 2003 bis 2013 total 14 450 Bauernhöfe von staatlichen Hilfen. Das ist fast jeder vierte Bauernbetrieb. Unter dem Titel «landwirtschaftliche Investitionshilfen» flossen so jährlich 300 Millionen Franken von den Steuerzahlern zu den Bauern – der Grossteil in Form von Darlehen. Diese sind unter anderem für den Bau von Ställen, Scheunen und Wohngebäuden...
Zusätzlich zu den allgemeinen Subventionen für die Landwirtschaft profitierten von 2003 bis 2013 total 14 450 Bauernhöfe von staatlichen Hilfen. Das ist fast jeder vierte Bauernbetrieb. Unter dem Titel «landwirtschaftliche Investitionshilfen» flossen so jährlich 300 Millionen Franken von den Steuerzahlern zu den Bauern – der Grossteil in Form von Darlehen. Diese sind unter anderem für den Bau von Ställen, Scheunen und Wohngebäuden sowie als Starthilfe für junge Landwirte gedacht.
Was diese Investitionshilfen bringen, ist noch nie detailliert untersucht worden, obwohl es sie seit 1963 gibt. Jetzt hat die Eidgenössische Finanzkontrolle diese Ausgaben unter die Lupe genommen. Dabei stiess sie auf jährliche zinslose Darlehen in Höhe von 50 Millionen Franken für den Um- oder Neubau der Wohnhäuser von Bauern. Bei Umbauten deckten sie durchschnittlich 35 Prozent der Kosten, bei Neubauten 24 Prozent.
«Kaum Wirkung auf die Produktivität»
Dieser Geldfluss für Wohnbauten stiess bei der Finanzkontrolle auf wenig Verständnis: «Die Verbesserung der Wohnverhältnisse soll durch die Betriebsergebnisse finanziert werden», schrieb sie in ihrem Bericht. Dies sei bei Selbständigerwerbenden üblich. Zudem hätten die Darlehen «kaum Wirkungen auf die Produktivität oder die Verwirklichung ökologischer Ziele», so die Finanzkontrolle.
Die Finanzkontrolle befragte die Bauern und wollte wissen, welche Wirkung die Investitionshilfen hatten. Rund jeder Vierte gab zu, dass er die Investition auch ohne Finanzhilfe aus Bern getätigt hätte. Das heisst: Die Investitionshilfen wären nicht nötig gewesen.
Das erstaunt nicht: Denn die Finanzierung von Neu- und Umbauten der Wohnhäuser ist nicht von einer Bedürftigkeit der Bauern abhängig. Sehr viele Landwirte mit eigenem Hof können die Gelder beanspruchen. Denn erst ab einem Vermögen von 800 000 Franken werden die Investitionshilfen eingeschränkt.