Kürzlich bot die Migros Schweizer Eier in einer Sonderaktion an: «10 + 2 Eier gratis» im Zwölferpack. Gratis war aber nichts. Die Kunden hatten diese Eier über ihre Steuern mitfinanziert. Denn wenn die Konsumenten nach Ostern oder im Sommer weniger Eier kaufen, fliessen jedes Jahr rund 500 000 Franken aus der Bundeskasse in den Eierhandel. Zusätzlich erhält die Branche 1,5 Millionen Franken zur Weiterverarbeitung der überschüssigen Eier, die sie statt im Detailhandel zu tieferen Preisen an die Lebensmittelindustrie verkauft. Diese Eier landen in Fertigprodukten wie Spätzli oder Zöpfen.
saldo beendet Heimlichtuerei um die staatlichen Zuschüsse
saldo berichtete bereits vor vier Jahren über die Eier-Subventionen (saldo 6/2018). Damals wollten Migros und Coop nicht sagen, wie viel Steuergeld sie erhalten. Eine Liste des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), in die saldo gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz Einblick hatte, zeigt nun: Die grösste Profiteurin ist die Migros. Der Eierhändler Lüchinger + Schmid, eine Migros-Tochter, erhielt allein zwischen 2017 und 2021 rund 3,8 Millionen Franken. Das entspricht rund 40 Prozent der Eier-Subventionen. Zweitgrösster Empfänger mit 2 Millionen Franken war der Luzerner Eierhändler Fischer Eier, der in erster Linie die Lebensmittelindustrie beliefert. Die Ei AG, deren grösster Kunde Coop ist, erhielt 778 000 Franken. 713 000 Franken zahlte der Bund der Eico AG. Sie betreibt für die Migros die Eierplattform West und ist Teil des Fenaco-Konzerns, zu dem auch Volg und Landi gehören. Dahinter folgen mit 633 000 Franken die Hosberg AG, die mit Bio-Eiern handelt, sowie die F+F SA (600 000 Franken). Die Migros schreibt: «Der Konsument profitiert von den Beiträgen, indem Aktionen auf Eiern mitfinanziert werden.» Dies helfe nach Ostern, die Legehennen «sinnvoll in Produktion zu halten».
Wenn der Bund über die Subventionen entscheidet, sitzen die Empfänger mit am Tisch. Das zeigen die Sitzungsprotokolle des Bundesamts für Landwirtschaft der letzten zwei Jahre. Teilnehmer sind nebst den Bundesvertretern die subventionierten Eierhändler ausser Fischer Eier, der Verband der Eierproduzenten Gallosuisse sowie der ehemalige Urner CVP-Ständerat Isidor Baumann. Er präsidiert die Stiftung Aviforum zur Förderung der Geflügelproduktion.
Geldverteilung ohne Konsumentenvertreter
Am 8. März dieses Jahres sprach das Bundesamt für Landwirtschaft an einer gemeinsamen Sitzung mit den Eierproduzenten 2 Millionen Franken. Einzige Bedingung: Nach den abgeschlossenen Aktionen muss die Anzahl der subventionierten Eier dem Bundesamt für Landwirtschaft gemeldet werden. Danach fliesst das Steuergeld.
Vertreter der Konsumenten sassen in den vergangenen zwei Jahren nicht mit am Tisch, als der Bund die Steuergelder verteilte. Aus den Sitzungsprotokollen geht hervor: Babette Sigg, Präsidentin des wirtschaftsfreundlichen Konsumentenforums, fehlte an beiden Sitzungen und wurde als «entschuldigt» vermerkt. Abklärungen von saldo ergaben: Das Bundesamt hatte seine Einladungen zwei Mal an eine falsche E-Mail-Adresse geschickt.