Spitäler kümmern sich nicht um Meldepflicht
Spitäler müssten den Behörden mitteilen, wenn ein Herzschrittmacher oder eine Prothese Probleme bereiten. Doch nur wenige Spitäler tun das.
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saldo 08/2016
27.04.2016
Eric Breitinger
Hunderte Patienten hatten in den letzten Jahren Schwierigkeiten mit einem eingesetzten Hüftgelenk aus Metall. Die Prothese sass nicht korrekt oder sonderte Metallpartikel ab. Viele Betroffene mussten nochmals unters Messer.
Die Hersteller und Spitäler müssten laut Gesetz alle «schwerwiegenden Vorkommnisse» mit Medizinprodukten dem Heilmittelinstitut Swissmedic melden, um die Patienten zu schützen (
Hunderte Patienten hatten in den letzten Jahren Schwierigkeiten mit einem eingesetzten Hüftgelenk aus Metall. Die Prothese sass nicht korrekt oder sonderte Metallpartikel ab. Viele Betroffene mussten nochmals unters Messer.
Die Hersteller und Spitäler müssten laut Gesetz alle «schwerwiegenden Vorkommnisse» mit Medizinprodukten dem Heilmittelinstitut Swissmedic melden, um die Patienten zu schützen (saldo 9/15). Swissmedic soll so Funktionsstörungen bei Produkten oder Fehler in der Begleitinformation schnell erkennen. Die Behörde kann von den Herstellern verlangen, das Produkt zu ändern oder es vom Markt zu nehmen.
Doch das System funktioniert ungenügend: Laut einer neuen Swissmedic-Statistik meldeten die Unispitäler und grösseren Kantonsspitäler zwischen 2010 und 2014 nur einen Viertel so viele schwerwiegende Vorkommnisse mit Medizinprodukten wie die Hersteller. Bei Privatspitälern beträgt die Quote bloss 12 Prozent. Das schlechte Abschneiden der Privatspitäler erklärt Swissmedic damit, dass hier viele Belegärzte arbeiten würden, die nur wenig Zeit in der Klinik verbringen. Das heisst: Diese Ärzte kennen die Meldepflicht nicht oder ignorieren sie.
Bisher keine Bussen für säumige Spitäler
Swissmedic kann Verstösse gegen die Meldepflicht mit Bussen von bis zu 50 000 Franken bestrafen. Laut Sprecher Peter Balzli sei es bislang noch zu keiner Busse gekommen. Man spreche stattdessen «gezielt säumige Spitäler» an und sehe sich auf dem richtigen Weg: Das Amt erhielt 2015 gegenüber dem Vorjahr laut eigenen Angaben 50 Prozent mehr Fehlermeldungen in der Kategorie der wiederverwendbaren chirurgischen Instrumente, Pflaster oder Rollatoren. Die Behörde äussert sich nicht zu anderen Kategorien. Der Spitalverband H+ gibt an, die Mitglieder periodisch für die Meldepflicht zu sensibilisieren.