Die Tabakkonzerne Philip Morris, Japan Tobacco International und British American Tobacco haben ihren Sitz in der Schweiz. Sie sponsern Musikfestivals und Sportveranstaltungen. Und spenden auch Geld an soziale Organisationen:
n Philip Morris zahlte letztes Jahr nach eigenen Angaben 116 000 Franken unter anderem an die Schweizer Berghilfe, 112 000 Franken gingen an das Rote Kreuz Schweiz, 43 000 Franken an das Rote Kreuz Waadt und fast 40 000 Franken an die Caritas Neuenburg. Über 200 000 Franken erhielt eine Stiftung, die ein Kunstmuseum in Lausanne plant. Rund 9000 Franken gabs für die Opferhilfe Zürich. Philip Morris verteilte im letzten Jahr nach eigenen Angaben allein in der Schweiz total rund 2 Millionen an gemeinnützige Organisationen.
n Japan Tobacco unterstützte laut Firmenwebsite über ihre Stiftung JTI Schweiz im letzten Jahr mit 200 000 Franken den Rettungshundeverein Redog des Roten Kreuzes. 60 000 Franken gingen an die Caritas Schweiz, die damit auf den Philippinen ein Projekt gegen Kinderhandel und eines für mehr Katastrophenschutz betreibt. Angaben zu weiteren Sponsorenaktivitäten macht Japan Tobacco nicht.
n Gar keine Zahlen nennt British American Tobacco (BAT). Die konzerneigene Schweizer Stiftung vergab im vergangenen Jahr jedoch 50 000 Franken an Fotografen, die den Prix Photo der Stiftung gewannen. Sie organisierte eine Ausstellung inklusive der Juroren und zahlte die PR-Arbeit der Contract Media AG, Zürich. Die Stiftung unterstützt auch eine geschützte Werkstatt für Behinderte in der BAT-Zigarettenfabrik in Boncourt JU. Mitarbeiter helfen zudem Arbeitslosen, ins Erwerbsleben zurückzufinden.
Viele Spenden fliessen dorthin, wo der Absatz gross ist
Die Tabakmultis sind weltweit aktiv. Sie spendeten laut Geschäftsberichten in den letzten vier Jahren total 488 Millionen Franken. Nutzniesser sind oft Hilfsprojekte in Schwellenländern, etwa auf den Philippinen oder in Indonesien. Das sind gleichzeitig wichtige Absatzmärkte für Zigaretten.
Die Firmensprecher betonen die altruistischen Motive ihrer Konzerne. Für Thomas Beutler von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention, einem Dachverband von 65 Schweizer Gesundheitsorganisationen, versuchen Tabakkonzerne, sich «als sozial verantwortliche Unternehmen zu profilieren». Sie würden vor allem stark berührende Themen als Spendenzweck wählen, die weit weg seien von ihren Geschäften: Rettungshunde, Nothilfe, Kunst oder Kinder. Damit wollten sie kaschieren, dass ihre Produkte allein in der Schweiz den vorzeitigen Tod von jährlich über 9000 Menschen verursachen.
Bruno Meili, Präsident der Arbeitsgemeinschaft, kritisiert: «Die Spenden verführen Organisationen dazu, schärfere Tabakgesetze abzulehnen.»
Die Empfänger der Spenden sagen, die Tabakmultis hätten nie Gegenleistungen verlangt. Mit den Spenden könnten sie viel Gutes bewirken. Die Opferhilfe Zürich erklärt, ohne die Tabakspenden hätte sie letztes Jahr keine Plakate zu männlichen Gewaltopfern in Bussen und Trams aufhängen können. Odilo Noti von Caritas Schweiz bescheinigt Philip Morris & Co., mit ihren Spenden gegen die Armut anzukämpfen. Redog und Rotes Kreuz behaupten, die Tabakkonzerne würden keine Werbung mit ihren Spenden machen.
Klar ist: Für die Tabakkonzerne sind die Spenden willkommene Imagepflege. Die JTI-Stiftung von Japan Tobacco etwa betont auf ihrer Website ihr Engagement für die Katastrophenhilfe, inklusive Logos von Caritas und Redog.
«Empfänger blenden die Geschäfte ihrer Spender aus»
Der emeritierte Medienprofessor Heinz Bonfadelli von der Uni Zürich sagt: «Die Tabakfirmen können so in einem positiv bewerteten Umfeld auftreten.» Er wirft den Empfängern vor, der Tabakindustrie in die Hände zu spielen: «Die Verbände profitieren von den Spenden. Dafür blenden sie die negativen Folgen der Geschäfte ihrer Spender für andere Menschen aus.» Das sei scheinheilig.