Der 22-jährige Geri Bachmeier aus Basel schloss im März 2015 eine Lebensversicherung der Pax ab. Verkauft hatte sie ihm ein Angestellter des Finanzvermittlers Investapedia aus Pfäffikon SZ. Die Police war ein Mix aus einer Geldanlage, einer Todesfallversicherung und einer Versicherung gegen Erwerbsunfähigkeit. Letztere garantierte Bachmeier für den Fall, dass er wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr erwerbstätig sein kann, eine monatliche Rente.
Die Police hatte eine Laufzeit von 43 Jahren – also bis zur Pensionierung. So lange sollte Bachmeier gemäss Vertrag jeden Monat 250 Franken Prämie zahlen, pro Jahr 3000 Franken. Das ist für einen Berufseinsteiger viel Geld. Eine Todesfallversicherung hätte er überdies nicht gebraucht, da er noch keine eigene Familie hat und daher niemanden finanziell absichern muss.
Die Lebensversicherung war aber auch als Geldanlage ungeeignet. In 43 Jahren hätte Bachmeier insgesamt 129 000 Franken an Prämien eingezahlt – von der Pax aber nur 117 096 Franken garantiert ausgezahlt erhalten. Die Differenz hätte die Pax für sich behalten. Damit bezahlt sie dem Verkäufer der Police eine Provision, finanziert die Risikoabsicherung des Kunden sowie die administrativen Umtriebe. Der Rest ist Gewinn.
Bachmeier realisierte bald, dass der langfristige Vertrag für ihn sinnlos ist. Er kündigte seine Police nach 14 Monaten. Die bis dahin bezahlten Prämien von rund 3750 Franken sind damit verloren.
Stossend: Die Kunden wissen nicht, wie viel von ihrer monatlichen Prämie letztlich auf das Sparkonto geht, wie viel der Versicherungsanteil kostet oder wie hoch die Verwaltungskosten sind.
saldo hat eine aktuelle Police der Pax mit 30 Jahren Laufzeit unter die Lupe genommen. Die monatliche Prämie für die Sparversicherung beträgt 143 Franken. Das kostet den Kunden über die ganze Laufzeit 51 480 Franken. Nach 30 Jahren hat er Anspruch auf eine Auszahlung von 46 929 Franken. Das sind knapp 5000 Franken weniger, als er eingezahlt hat.
Die Pax wirbt für diese Lebensversicherung mit einem garantierten Zins von 0,75 Prozent pro Jahr. Trotzdem resultiert per saldo für den Kunden ein Verlust. Denn ein Teil der Prämie geht auch hier für Verkaufskommission, Todesfallversicherung, Administration und Gewinn weg. Wie viel Geld die Pax für sich abzweigt, steht nirgends.
saldo hat nachgerechnet: Um die versprochene Auszahlungssumme von 46 929 Franken zu erreichen, müsste der Versicherer bei einem garantierten Zins von 0,75 Prozent über die Laufzeit von 30 Jahren genau 116 Franken pro Monat aufs Sparkonto legen. Der Rest der 143 Franken Monatsprämie beträgt 27 Franken – für die ganze Laufzeit 9720 Franken.
Junge leute brauchen keine Lebensversicherung
Was macht die Pax mit dem Geld? Sie sagt nur, für Versicherung und Gebühren würden 4695 Franken anfallen. Was mit den restlichen 5025 Franken passiert, gibt die Pax nicht bekannt. Klar ist, dass ein grosser Teil als Provision zur Verkäuferin Investapedia fliesst. Branchenweit üblich sind ein bis zwei Jahresprämien. Der Rest geht aufs Konto Gewinn.
Fazit: Finger weg von Spar-Lebensversicherungen. Sie sind teuer und undurchsichtig. Zudem mindern die hohen Gebühren den Ertrag. Junge Leute brauchen keine Lebensversicherung.
Tipp: Falls Sie Ihre Familie absichern wollen, schliessen Sie besser eine separate Todesfallrisiko-Versicherung ab. Sie ist günstiger als eine kapitalbildende Lebensversicherung. Zahlen Sie unabhängig davon eine monatliche Summe in die 3. Säule ein. Bei einem Sparhorizont von mehr als acht Jahren empfiehlt sich die Investition in Aktien, zum Beispiel über gebührenfreundliche ETFs.