Sozialhilfeempfänger unter Generalverdacht
Das Leben mit dem staatlich garantierten sozialen Existenzminimum ist steinig. Eine SRF-Dokumentation zeigt, wie Parteien und Ämter streiten, ob die Sozialhilfe gekürzt werden soll.
Inhalt
saldo 04/2019
03.03.2019
Letzte Aktualisierung:
05.03.2019
Marc Mair-Noack
Jeder dreissigste Einwohner der Schweiz lebt von der Sozialhilfe. Diese Leute haben den Anschluss ans Berufsleben verloren. Sie sind oft schlecht qualifiziert oder haben gesundheitliche Probleme. Zum Alltag gehört das Rechnen, wie viel man für Essen oder andere Bedürfnisse ausgeben darf, damit es bis Ende Monat reicht.
Auf der anderen Seite stehen die Politiker. Sie finden, die Sozialhilfe verschlinge zu viel Geld. Die Dokumentation «Sozialhilfe unter...
Jeder dreissigste Einwohner der Schweiz lebt von der Sozialhilfe. Diese Leute haben den Anschluss ans Berufsleben verloren. Sie sind oft schlecht qualifiziert oder haben gesundheitliche Probleme. Zum Alltag gehört das Rechnen, wie viel man für Essen oder andere Bedürfnisse ausgeben darf, damit es bis Ende Monat reicht.
Auf der anderen Seite stehen die Politiker. Sie finden, die Sozialhilfe verschlinge zu viel Geld. Die Dokumentation «Sozialhilfe unter Druck» porträtiert Betroffene und gibt Einblick in die politischen Diskussionen.
Aktuell gilt: Der Mindestbedarf ohne Miete und Krankenkasse beträgt gemäss den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe 986 Franken pro Monat. Dieser Betrag ist jedoch nicht verbindlich. Jede Gemeinde darf zahlen, was sie will. Die Einhaltung der Richtlinien ist freiwillig. Auch wer nicht kooperiert, erhält weniger. Zum Beispiel wenn sich jemand nicht an Abmachungen mit dem Sozialamt hält. Eine Arbeitsgruppe der SVP will den Grundbetrag auf 690 Franken kürzen. Nur wer sich gut verhält, bekommt wieder den vollen Betrag. Für die Sozialhilfeempfänger im Film ist klar: Sie würden somit von Beginn an unter Generalverdacht gestellt. 690 Franken seien derart knapp, dass sie für ein normales Leben nicht ausreichten, sagen sie.
Anders der vorläufig aufgenommene Flüchtling Samadi. Er findet einen erhöhten finanziellen Druck sinnvoll, zumindest im Asylbereich. Nur so könnten die Bewerber dazu bewegt werden, sich eine Arbeit zu suchen und sich an Vorgaben zu halten.
«Sozialhilfe unter Druck. Wie viel darf man haben?», ein Film von Barbara Frauchiger und Kathrin Winzenried, 52 Minuten, SRF 2019
Zu sehen unter Saldo.ch/sozialhilfefilm