Exakt 20 596 Staustunden zählte das Bundesamt für Strassen (Astra) 2013 auf den Schweizer Nationalstrassen. Das entspricht einer Zunahme um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Staustunden fast verdreifacht. Rund 83 Prozent der Staus sind auf Verkehrsüberlastungen zurückzuführen, 11 Prozent auf Unfälle und der Rest auf Baustellen und nicht bekannte Ursachen.
Alternativrouten können ebenfalls verstopft sein
Früher war das Radio praktisch die einzige Möglichkeit, sich über allfällige Staus und Umfahrungen zu informieren. Jetzt gibt es mit Internet, Navigationsgeräten und Smartphones mehrere Alternativen, auf dem Laufenden zu sein und die beste Strecke zu wählen.
Nur: Die heutigen Verkehrsdienste liefern Informationen über die gegenwärtige Staulage. So erfährt ein Autofahrer, der im Südtessin unterwegs ist, zwar, wie lang der Stau vor dem Gotthard ist. Welche Länge er aufweisen wird, wenn er den Gotthard erreicht hat, weiss er aber nicht.
Womöglich wählt der Fahrer – und viele mit ihm – deswegen eine Alternativroute, die dann noch verstopfter ist als die ursprüngliche Strecke. Stauspezialist Thomas Ott von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften bemängelt Verkehrsinformationen aufgrund des Ist-Zustandes. Besser wären proaktive Verkehrsprognosen, welche die Entwicklung «voraussehen».
In Deutschland, Holland, Taiwan oder den USA existieren zum Teil schon solche Prognosen zum Verkehrsaufkommen. Diese werden aufgrund von Simulationen oder statistischen Methoden erstellt. Als Datenquellen dienen Verkehrszähler, aber auch Navi- und Handydaten. Gemäss Ott können solche Prognosen Stauspitzen brechen oder Staus sogar verhindern.
Die Stadt Zürich arbeitet mit Staudetektoren
In der Schweiz gibt es erst sehr begrenzte Prognosesysteme. Aufgrund historischer Verkehrsdaten (Ostern, Ferienbeginn), geplanter Veranstaltungen oder grösserer Baustellen verbreiten Astra, SRF und TCS regelmässig Prognosen zu möglichen Verkehrsbehinderungen. Zudem kann man unter www.zueritraffic.ch die aktuelle Verkehrslage in der Stadt Zürich sowie die Entwicklung für die nächste halbe und ganze Stunde abrufen. Grundlage dafür bilden rund 100 Zählstellen und Staudetektoren sowie das kantonale Verkehrsmodell. Betrieben und finanziert wird das Ganze von der Abteilung Verkehr der Stadt Zürich.
Strassen: Auf diesen Kanälen gibt es aktuelle Infos
Ein systematischer Vergleich, der aufzeigt, wer die besten Verkehrsinformationen für die Schweiz liefert, existiert nicht. Viasuisse beliefert Radios und TCS mit Informationen. Es hat laut Thomas Ott, Dozent am Institut für Angewandte Simulation der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, den Vorteil, dass es die örtlichen Verhältnisse gut kennt. TomTom und Google hingegen müssten wegen lückenhafter Positionsmeldungen (von Smartphones, Navis und Ortungsgeräten) die Verkehrszustände oft aufgrund von programmierten Standards ableiten. Dieses Verfahren kann zu Fehlern führen.
- Radio: SRF1 und SRF3, Lokalradios, Traffic Message Channel (TMC). Bei Letzterem senden die SRF-Radiosender gratis Verkehrsinfos an den TMC-Empfänger eines neueren Navigationsgerätes zur Berechnung allfälliger Routenänderungen.
- Telefon: 058 827 24 24 (TCS-Mitglieder, Lokaltarif) oder 0900 57 12 34 (Nicht-TCS-Mitglieder, Fr. 0.86/Min.)
- Internet: www.strasseninfo.ch (TCS), www.teletext.ch/SRF1/490-00.html
- (Teletext SRF), www.srf.ch/verkehrsinformationen (SRF), www.truckinfo.ch (Astra), www.tomtom.com/livetraffic, www.maps.google.ch (für Google-Verkehrsinfos: im Fenster Orientierung «Verkehrslage» anwählen).
- Navigationsgeräte: Verkehrsdienst TomTom Live Traffic bei TomTom-Geräten der Modelle «Go» inbegriffen, Verkehrsdienst Garmin Live Traffic für höherwertige Garmin-Navigationsgeräte für 22 Franken pro Jahr erhältlich.
- Smartphone-Apps: Google Maps (gratis für Android, iPhone und Windows Phone), TCS-App (gratis für Android, iPhone), SRF-Verkehrsinfo-App (gratis für Android, iPhone), TomTom Verkehrsinfos als In-App-Kauf erhältlich (für Android, iPhone), Verkehrsinfos für Navi-Apps von Garmin und Navigon (Fr. 22.– pro Jahr für iPhone, Fr. 62.– pro Jahr für Android, gratis für Windows Phone).