Anfang Februar buchten Lea und Rico Seifert (Namen geändert) aus Immensee SZ ein Ferienhaus in Andermatt UR für die erste Märzwoche. Sie hatten das Angebot auf dem Buchungsportal Booking.com entdeckt. Der Preis: 2130 Franken.
Kurz nach der Buchung meldete sich eine «Alexandrine» als Vermieterin des Chalets per Whatsapp. Sie gab an, dass sie mit ihrem Angebot gerade von Booking auf die Plattform Airbnb wechsle, um Gebühren zu sparen. Sie bat Seiferts, sie sollten deshalb bei Booking stornieren und neu über Airbnb buchen (siehe PDF). Dafür stellte sie 10 Prozent Rabatt in Aussicht. Wenig später sandte sie einen Link zur Buchung auf Airbnb.
Seiferts folgten Alexandrines Wünschen und reservierten das Chalet neu über den zugeschickten Link. Was sie nicht bemerkten: Der Link leitete sie nicht auf die echte, sondern auf eine gut nachgemachte Airbnb-Website. Alexandrine bestätigte die Reservation und sandte eine Anleitung zur Begleichung der Miete von 1900 Franken. Seiferts zahlten wie verlangt über den Geldüberweisungsservice Transferwise.
Dann herrschte Funkstille. Zwar trafen noch professionell gestaltete Buchungs- und Zahlungsbestätigungen mit Airbnb-Logo ein. Doch als sich Seiferts nach Details zum Check-in erkundigen wollten, war Alexandrine abgetaucht. Ihre Telefonnummer war nicht mehr in Betrieb, und auch der Link zum Chalet in Andermatt führte jetzt ins Leere.
«Wir waren leider zu leichtgläubig»
Seiferts sind Betrügern auf den Leim gegangen. Sie ärgern sich: «Wir waren leider zu leichtgläubig.» Inzwischen erstatteten sie bei der Polizei Anzeige. Das Chaletangebot auf Booking.com war ein Lockvogel, die Adresse in Andermatt gibt es nicht.
Doch hätte Booking.com das nicht merken müssen? Man arbeite «mit speziellen Tools», um verdächtige Aktivitäten aufzuspüren, heisst es bei Booking.com. «Bestätigt sich, dass es sich um eine betrügerische Aktivität handelt, entfernen wir diese Unterkunft umgehend – so wie wir es im vorliegenden Fall getan haben.» Für Seiferts kam dies allerdings zu spät.
Ihr Fall ist typisch: Auf Buchungsportalen platzieren Betrüger Mietangebote, für die sie Fotos und Texte aus echten Mietobjekten kopieren. Melden sich Interessenten, bringen sie diese unter einem Vorwand und mit Rabattversprechen dazu, ausserhalb des Portals zu buchen und zu zahlen. Damit entziehen sie sich den Kontroll- und Sicherheitsvorkehrungen der Buchungsplattformen.
Airbnb versucht, Betrug zu verhindern, indem das Geld des Gastes erst rund 24 Stunden nach dem planmässigen Check-in an den Vermieter weitergeleitet wird. Bemerkt der Gast bei seiner Ankunft, dass etwas nicht stimmt, kann er bei Airbnb intervenieren und die Überweisung stoppen. Das funktioniert nicht, wenn die Transaktion ausserhalb der offiziellen Website ablief.
Im vergangenen Frühling wurde das einer saldo-Leserin zum Verhängnis. Auf einem Portal des Ferienwohnungsvermittlers Vrbo stiess sie auf eine Unterkunft in Splügen GR. Die Wochenmiete von 1565 Franken überwies sie im Voraus auf Wunsch der vermeintlichen Vermieterin nicht über das Portal, sondern per E-Banking auf eine Bank in Brüssel. Sie hörte von der Frau nichts mehr.
Betrüger locken Kunden auch mit Annoncen auf Facebook & Co. sowie auf Plattformen für Kleinanzeigen auf ihre Fake-Websites. Auch bei Suchmaschinen besteht diese Gefahr.
«Nach Überweisung brach der Kontakt ab»
So buchten nach Angaben der Zuger Kantonspolizei mehrere Personen im Dezember luxuriöse Chalets in Verbier VS und Zermatt VS. Sie überwiesen Mietbeträge bis zu 75 000 Euro auf Bankkonten in den Niederlanden. Die Angebote waren alle gefälscht. «Gebucht wurden die Feriendomizile auf der Fake-Website www.hundredchalets.com, oder die Buchungsanfrage erfolgte aufgrund einer Social-Media-Anzeige via die E-Mail- Adressen bookings@hundredchalets.com und vip@chaletgarden.net», heisst es in der Polizeimeldung, und: «Nach Überweisung des Mietbetrags brach der Kontakt ab.»
Das Problem ist auch im Ausland aktuell. Der Verband deutscher Ferienhausagenturen warnt zurzeit vor der Website Ferienhauspartner.co. Sie bietet Unterkünfte in Deutschland und Dänemark an, über die sie nicht verfügt. Fotos und Infos seien kopiert. «Den Aufbau der Website kennen wir von einer letztjährigen Betrugsseite für Mallorca, Ibiza und die Toskana», schreibt der Verband. Leider seien auch dieses Jahr wieder viele Ahnungslose auf die Masche hereingefallen und hätten den vollen Preis im Voraus gezahlt.
Ferienwohnung buchen via Internet – die wichtigsten Tipps
1. Buchen Sie nicht auf Websites, die Sie nicht kennen. Wählen Sie bekannte Portale wie Airbnb, Booking.com und Interhome. Wickeln Sie allfällige Anzahlungen nicht über Transferdienste wie Western Union, Moneygram und Transferwise ab, sondern ausschliesslich über das Portal. Schlägt der Vermieter unter irgendeinem Vorwand vor, das Geschäft «ausserhalb» zu tätigen: Hände weg!
2. Prüfen Sie das Angebot genau: Gibt es die angegebene Adresse? Befindet sich das Ferienhaus tatsächlich dort? Instrumente wie Street View von Google können hilfreich sein.
3. Rufen Sie den Vermieter an: Ist er erreichbar? Kann er Fragen zur Unterkunft und zur Umgebung richtig beantworten? Klären Sie allenfalls beim lokalen Tourismusbüro ab, ob man dort die Ferienunterkunft und den Vermieter kennt.
4. Zahlen Sie möglichst nie zum Voraus. Falls dies unumgänglich ist, so wenig wie möglich. Bei Anzahlungen sind mehr als 25 bis 30 Prozent des Preises unüblich.