Es wird immer einfacher, mit Hilfe von Computerprogrammen täuschend echte Bilder herzustellen, auch von Menschen und Tieren. Man muss dafür nur in eine Programm wie etwa Midjourney oder Dall-E das Wunschmotiv eintippen. Beispiel: «Erstelle einen vertrauenerweckenden Banker.» So können mit wenigen Klicks Personen und Ereignisse dargestellt werden, die in Wirklichkeit nie existierten.
Das machen sich Werber zunutze. Sie erzeugen etwa für Internetnetzwerke wie Facebook und Tiktok Bilder von nichtexistierenden Leuten, oder sie versuchen, den Ausgang einer Wahl mit Computerbildern zu beeinflussen. Mittlerweile landen solche Bilder immer wieder in Zeitungen, Zeitschriften und Werbeprospekten. Letzten Sommer sorgte beispielsweise die FDP für Aufsehen, als ihre Plakatkampagne künstlich generierte Bilder von Klimaaktivisten zeigte, die eine Ambulanz blockierten.
Es ist nicht verboten, solche Bilder zu verwenden. Doch sie führen in die Irre. Medien sollten darum laut den Richtlinien des Presserats künstlich generierte Fotos kennzeichnen, damit man sie von echten unterscheiden kann.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um herauszufinden, ob ein Computerprogramm ein Bild hergestellt hat.
- Details untersuchen: Mühe haben die Programme mit Fingern, Schattenspiel und Buchstaben. Oft zeichnen sie den ganzen Hintergrund unscharf, um Fehler zu vermeiden. Am besten vergrössert man ein seltsam wirkendes Detail, um es zu untersuchen. Im Frühling 2023 sorgte ein «Foto» des Papstes in einer übergrossen Daunenjacke für Aufsehen auf Twitter. Von den fast 21 Millionen Benutzern, die das Bild sahen, erkannten viele nicht, dass es künstlich generiert war. Das zeigen die Kommentare. Dabei entlarven die verzerrte Brille und die verunstaltete Hand die Fälschung.
- Spezialprogramme verwenden: Es gibt eine Reihe von Programmen, die künstliche Bilder erkennen sollen. Sehr gut funktioniert «Hive AI Detector». AI steht für Artificial Intelligence. Das Programm erkannte die Bilder in diesem Artikel als künstlich. Den «Hive AI Detector» kann man im Chrome-Browser installieren (Chromewebstore.google.com → Suchfenster: Hive AI Detector). Wenn man danach im Internet mit der rechten Maustaste auf ein Bild klickt, kann man «Hive AI Detector» anwählen. Dann sieht man, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Bild künstlich erstellt und welches Programm dabei verwendet wurde.
Der Thurgauer «Kirchenbote» benutzte 2023 im Artikel «Heisser Sommer in der Synode» ein künstlich erstelltes Bild eines gleichgeschlechtlichen Paares. «Hive AI Detector» zeigt, dass es mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit mit dem Programm Midjourney erstellt wurde.
Achtung: Die Erkennungsprogramme können sich irren. Nachträglich bearbeitete Bilder sind für sie schwer zu erkennen.
- Bildersuche im Internet: Mit einer «Bilderrückwärtssuche» lassen sich Fotos im Internet aufspüren und häufig die Originalquellen finden. Man kann zum Beispiel auf Tineye.com ein Bild hochladen oder die Internetadresse eines Fotos eingeben. Die Suchmaschine sucht dann gleich aussehende Bilder. Auch Google, Bing und Yandex bieten diese Möglichkeit.
Im Oktober erschien in einer Verlagsbeilage des «Bund» ein redaktioneller Artikel über das «Glück, im Rentenalter weiterzuarbeiten». Eine Bilderrückwärtssuche mit Tineye führt zur Bildagentur Adobe Stock. Dort ist festgehalten, dass das Bild künstlich generiert wurde. Der Mann am Laptop war also künstlich erzeugt. Zwar war dies in der Bildunterschrift angegeben («Adobe Stock, KI- generiert»), aber der Tamedia-Verlag hat sich selbst auferlegt, keine KI-Bilder zu publizieren.
- Bildbeschriftung und Quellenhinweis prüfen: Seriöse Internetseiten weisen aus, wenn ein Bild künstlich generiert wurde. Man sollte deshalb immer den Quellenhinweis anschauen.
Auf der Plakatkampagne der FDP waren «Klimakleber» zu sehen, die eine Strasse und eine Ambulanz blockieren. Das Bild wurde künstlich erstellt. Die Partei deklarierte das aber nur in einem winzigen Hinweis am oberen rechten Bildrand.
Nicht nur künstliche Bilder können manipulativ sein
Auch echte Fotos lassen sich bearbeiten und verfälschen. Teilweise werden Gesichter von Leuten auf andere Körper montiert. Solche Fälschungen sind schwer zu erkennen. Auch hier kann eine Bilderrückwärtssuche helfen.
Zudem sollte man sich bei angeblichen Nachrichtenfotos immer die Bildunterschrift anschauen. Stammt das Foto von einer seriösen Presseagentur wie Associated Press (AP), der Deutschen Presse-Agentur (dpa) oder der Schweizer Keystone-SDA, steht dies unter dem Foto. Bilder aus solchen Quellen sind in der Regel echt.