Die Banken zahlen auf Sparkonten fast keinen Zins mehr. Deshalb scheinen Aktien mit hohen Dividenden für Anleger sehr verlockend. Die Dividenden der Unternehmen werden von den Generalversammlungen festgelegt. Einmal im Jahr entscheiden dort die Aktionäre, wie viel vom erwirtschafteten Gewinn im Unternehmen bleibt und welcher Teil als Dividende auf ihre Konten überwiesen wird. Relativ hohe Dividenden zahlen etwa folgende Firmen, deren Aktien an der Schweizer Börse gehandelt werden: die UBS, die Immobilienfirma Varia, der Handyverkäufer Mobilezone, Orell Füssli und der Mischkonzern Conzzeta mit der Kleidermarke Mammut.
Kursverluste können alles zunichtemachen
Aber: Hohe Dividenden allein machen Anleger nicht glücklich. Ob sich der Kauf einer Aktie lohnt, hängt auch von der Kursentwicklung ab. Beispiel: Die Grossbank UBS zahlte in diesem Jahr von allen 215 Schweizer Unternehmen im Swiss Performance Index (SPI) die höchste Dividende (siehe Tabelle im PDF). Jeder Aktionär erhielt 6,4 Prozent des Aktienkurses ausbezahlt. Doch seit 2012 beträgt der Kursverlust der UBS-Aktie volle 44 Prozent. Trotz guter Dividende haben die Aktionäre somit unter dem Strich viel Geld verloren. Im selben Zeitraum durften sich hingegen die Aktionäre der Swiss Re gleich doppelt freuen. Der Aktienkurs des Rückversicherers hat sich mehr als verdoppelt. Dazu stieg die Dividende von Fr. 3.– pro Aktie im April 2012 auf Fr. 5.60 im Frühling 2019.
Übrigens: Dividenden müssen als Einkommen versteuert werden, Kursgewinne nicht. Deshalb können Aktien mit mässiger Dividende, aber stetigen Kursanstiegen lukrativer sein als Aktien mit hoher Dividende und stagnierenden Kursen.
Bisherige Dividendenzahlungen geben wichtige Hinweise
Wer auf Papiere mit guten Dividenden setzt, sollte immer einen Blick zurückwerfen. Eine über mehrere Jahre konstante oder sogar steigende Ausschüttung ist vorteilhafter als eine kurzfristig hohe Dividende. Zentral ist, wie zuverlässig eine Aktiengesellschaft Dividenden auszahlt. Ein gutes Zeichen ist es, wenn sie auch in schlechten Zeiten Gewinne ausschüttet. Beispiel Nestlé: Selbst in der Bankenkrise 2007/2008, als die Gewinne vieler Unternehmen einbrachen, erhöhte der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey VD die Dividende. 2007 schüttete er pro Aktie Fr. 1.04 aus. 2008 waren es Fr. 1.22. Im April 2019 erhielten die Aktionäre Fr. 2.45.
Aussagekräftig ist zudem die Ausschüttungsquote eines Unternehmens. Diese Prozentzahl zeigt, welcher Teil des Gewinns jeweils an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Beispielsweise zahlte Mobilezone im Frühling 2019 nur knappe 62 Prozent des Jahresgewinns 2018 an die Aktionäre aus. Das bedeutet: Die Aktionäre dürfen nächstes Jahr auch dann mit einer guten Dividende rechnen, wenn Mobilezone im laufenden Geschäftsjahr weniger verdient. Denn in den Gewinnreserven der Gesellschaft ist ja noch genügend Geld für künftige Dividenden vorhanden.
Anders sind die Vorzeichen etwa bei Orell Füssli: Das Unternehmen verlor im Geschäftsjahr 2018 über 44 Millionen Franken und schüttete im Frühling 2019 trotzdem knapp 12 Millionen Franken als Dividende aus. Das reduzierte die Gewinnreserven – und damit das Potenzial für künftige Dividenden.
Tipp: Die Ausschüttungsquote geht aus den Geschäftsberichten hervor. Diese kann man von den Internetseiten der Firmen herunterladen oder bei den Unternehmen bestellen.