Jahrelang ignorierte Manuel Blatter (Name geändert) seine Schweissfüsse. Der 38-Jährige aus Oberrieden ZH erinnert sich: «Nach einem Tag im Büro waren meine Socken feucht. Ich schwitzte immer.» Gestört habe ihn das nicht weiter, sagt er. «Erst als meine neue Freundin beim Fernsehen einen Spruch wegen des Fussgeruchs fallen liess, war mir das peinlich.»
Blatter ist mit seinem Problem nicht allein. Hautarzt Oliver Philip Kreyden aus Muttenz BL sagt: «In der Schweiz schwitzt schätzungsweise jeder Vierte übermässig stark an den Füssen.» Das bedeutet: Der Körper sondert mehr Schweiss ab, als er für den Temperaturausgleich braucht.
Betroffene schämen sich wegen des Geruchs. Nicht ohne Grund: Ein Forscherteam des schwedischen Karolinska-Instituts fand heraus, dass Menschen auf der ganzen Welt Fussschweiss als sehr abstossenden Geruch empfinden. Doch es ist nicht der Schweiss, der übel riecht: «Schweiss ist geruchlos», sagt Hautarzt Kreyden. «Er beginnt erst unangenehm zu riechen, wenn ihn Hautbakterien zersetzen.»
Deutlich grösseres Fusspilzrisiko
Schwitzende Füsse können zu Krankheiten führen. Forscher der Berliner Universitätsklinik Charité fanden heraus, dass Betroffene ein dreieinhalb Mal höheres Risiko haben, an einem Fusspilz zu erkranken. Aber auch Nagelpilz, schmerzhafte Warzen oder Ekzeme können Folgen sein, weiss Kreyden: «Diese Krankheiten sind hartnäckig und die Behandlungen dauern meist lange.»
Doch gegen Fussschweiss gibt es ein paar einfache Massnahmen. Hautarzt Kreyden rät, in der warmen Jahreszeit offene Schuhe wie Sandalen zu tragen oder barfuss zu gehen: «So kann der Schweiss verdunsten.» Ist das nicht möglich, solle man Ersatzsocken mitnehmen und die feuchten Socken tagsüber wechseln. Wichtig: Nur Socken oder Strümpfe aus Naturfasern (Baumwolle, Wolle oder Bambus) tragen, da diese den Schweiss aufnehmen. Bei synthetischen Materialien wie Polyester und Nylon ist das nicht der Fall.
Auch Silbersocken bewährten sich. Das im Stoff enthaltene Silber tötet Bakterien ab und wirkt dem üblen Geruch entgegen. Allerdings hat das seinen Preis: Silbersocken sind rund dreimal so teuer wie normale.
Wirkung von Botox ist nicht nachgewiesen
Auch die Bülacher Hausärztin Stephanie Wolff sagt, dass ein trockenes Schuhklima wichtig ist. Sie rät, die Füsse ein- bis zweimal täglich mit pH-neutraler Handseife gründlich zu waschen. Danach soll man sie gut abtrocknen und dabei die Zehenzwischenräume nicht vergessen. Dafür eignet sich auch der Haarföhn: «Die Luft trocknet die Zwischenräume gut aus und schützt so auch vor Fusspilz.»
Von aluminiumhaltigen Deos gegen Fussschweiss rät die Hausärztin eher ab: «Sie dichten Schweissdrüsen zu sehr ab. Zudem ist Aluminium in hoher Konzentration schädlich und sollte nur dosiert eingesetzt werden.» Gegen Fussschweiss hilft auch Fusspuder. Er hält die Haut trocken, so Hautarzt Kreyden.
Es gibt Betroffene, bei denen Fusshygiene alleine nicht weiterhilft. Solche Fälle behandeln Ärzte oft mit der Leitungswasser-Iontophorese-Therapie. Dabei hält man die Füsse in ein Wasserbad mit schwachem Gleichstrom. Das Ziel der mehrwöchigen Therapie: Die Schweissdrüsen sollen weniger Schweiss produzieren.
Umstritten und nicht zugelassen ist Botox. Das Nervengift lähmt die Schweissdrüsen und ist mit 1200 bis 1500 Franken pro Behandlung teuer. Eine Wirkung ist nicht nachgewiesen. Manche Patienten berichten von Schmerzen nach der Behandlung.
Manuel Blatter hatte mit einfachen Tipps seiner Hausärztin Erfolg. Seine Socken wechselt er heute im Büro ein bis zweimal pro Tag und er trägt oft Lederschuhe. Blatter sagt: «Seit ich auf meine Fusshygiene achte, stinken meine Füsse nur noch selten. Auch wechsle ich jeden Tag meine Schuhe und desinfiziere sie regelmässig mit einem Spray.»