Variable Preise sorgen für erzürnte Kunden: «Ich ärgere mich masslos und überlege mir ernsthaft, die Skiferien nicht mehr in Adelboden zu buchen», sagt Peter Schärer aus Bargen BE. Ihm stösst sauer auf, dass die Skidestination Adelboden Lenk auf diesen Winter hin «dynamische» Ticketpreise eingeführt hat. «Jetzt können die Bergbahnen die Preise nach Belieben anheben. Und den Seniorenrabatt gibt es auch nicht mehr.»
Vor einem Jahr kostete die Tageskarte in Adelboden für Erwachsene fix 70 Franken. In diesem Winter schwankt der Preis. Die Untergrenze liegt bei 50 Franken. Der Maximalpreis ist auf der Internetseite der Bergbahnen Adelboden Lenk nirgends zu finden. Schärer fragte nach, erfuhr aber nur: «Einen vordefinierten Maximalpreis kommunizieren wir nicht, da wir ja nicht wissen, wo sich der tatsächliche Preis einpendeln und ob der vordefinierte Maximalpreis überhaupt erreicht wird.»
Für Kunden sind diese intransparenten Preise unberechenbar. Sie ändern sich je nach Zeitpunkt des Billettkaufs, Gültigkeitsdatum, Nachfrage und kurzfristiger Wetterprognose, heisst es etwa bei den Bergbahnen Engelberg-Titlis. In Gstaad BE variiert der Preis für eine Tageskarte zwischen rund 49 und 79 Franken. Das hängt laut den Bergbahnen Gstaad «vom Buchungszeitpunkt und weiteren Faktoren» ab. Der bisherige Fixpreis betrug 65 Franken.
In grossen Skigebieten sind ändernde Ticketpreise inzwischen mehr die Regel als die Ausnahme. Der «K-Tipp» zeigte schon vor über drei Jahren: Die neue Preispolitik lohnt sich vor allem für die Bergbahnen. Denn sie ermöglicht Preisaufschläge, ohne dass die Wintersportler diese erkennen können («K-Tipp» 12/2020).
Skipässe häufiger zum Höchst- als zum Tiefstpreis angeboten
Ein weiteres Ärgernis: Viele Skigebiete offerieren Tickets häufiger zum Höchst- als zum Tiefstpreis. Das ergab eine saldo-Stichprobe in zehn Schweizer Destinationen von Anfang November. Erhoben wurden jeweils die Preise von 3-, 5- und 6-Tages-Karten – und zwar für 30 Termine zwischen Mitte Januar und Mitte März 2024. Im Skigebiet Verbier 4 Vallées etwa galt der 5-Tages-Pass-Höchstpreis für 17 Termine, der Tiefstpreis nur für zwei der 30 abgefragten Daten.
Fast überall lagen die Höchst- und die Tiefstpreise im Zeitraum der Stichprobe weit auseinander: Bei 5-Tages-Pässen betrug die Differenz in sieben der zehn Gebiete für eine vierköpfige Familie mehr als 100 Franken. Am grössten war der Unterschied im Oberengadin: Dort zahlte die Familie für fünf Skitage ab 25. Januar 902 Franken, ab 5. Februar dagegen Fr. 1132.50, also Fr. 230.50 mehr. Für zwei Erwachsene belief sich die Differenz auf 160 Franken.
Die saldo-Stichprobe zeigt auch, wie man günstiger zu Skitickets kommt:
- Datum verschieben: Schon eine kleine Anpassung des Gültigkeitsdatums kann sich auszahlen. So kosteten etwa 6-Tages-Karten in Flims Laax Falera für eine vierköpfige Familie bei Gültigkeit ab 4. Februar 1202 Franken, bei Gültigkeit ab 2. Februar nur 1030 Franken. Über 170 Franken sparen konnte die Familie auch, wenn sie 6-Tages-Pässe fürs Oberengadin mit Gültigkeit ab 5. statt ab 4. Februar kaufte.
- Weniger lang fahren: Wer die Anzahl Skitage reduziert, senkt häufig nicht nur den Gesamtpreis, sondern auch den Preis pro Tag. Beispiel Adelboden Lenk: Für 6-Tages-Karten ab 4. Februar zahlten zwei Erwachsene 728 Franken, rund 121 Franken pro Tag. Zwei 5-Tages-Pässe kosteten 550 Franken: nur 110 Franken pro Tag.
- Doppelt optimieren: Oft lohnt es sich noch mehr, nicht nur das Datum zu verschieben oder die Anzahl Skitage zu senken, sondern beides zu tun. Im Skigebiet Arosa Lenzerheide etwa konnte die Familie 316 Franken sparen, wenn sie sich für 5-Tages-Karten ab 17. Februar statt für 6-Tages-Pässe ab 18. Februar entschied.
- «Schönwetter-Tickets» wählen: In einigen Skigebieten gibt es Tageswahlkarten. Sie können für Leute, die es einzig an sonnigen Tagen auf die Piste zieht, eine interessante Alternative sein. So zahlten in Zermatt zwei Erwachsene, die in ihrer Ferienwoche ab 30. Januar nur drei Tage Ski fahren möchten, für einen an drei von fünf Tagen gültigen «Flex-Skipass» fast 250 Franken weniger als für eine 5-Tages-Karte.
- Früh buchen: Mehrere Destinationen versprechen: «Je früher der Kauf, desto günstiger das Ticket.» saldo klärte darum zwei Wochen nach der ersten Preiserhebung ab, ob Preise in diesen Skigebieten entgegen den Versprechen doch gesunken waren – und fand keinen solchen Fall. Früher buchen war überall günstiger oder zumindest nicht teurer.
Die vollständige Liste aller Preise der saldo-Stichprobe lässt sich hier abrufen.
Empfehlenswert ist es auch, die Internetseiten der Skigebiete zu studieren. Bei Schuls und Arosa Lenzerheide erfährt man etwa, dass Skipässe im Internetshop stets günstiger sind als an der Kasse. Bei Zermatt und der Aletsch Arena, dass Kinder samstags gratis fahren. Und bei Arosa Lenzerheide, dass man beim Kauf eines Tickets für vier und mehr Tage schon am Vortag der Gültigkeit ab 13 Uhr auf die Piste darf.